Kapitel 57

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Lesenacht 5/7


Milo

In meiner Hölle finde ich es schon sehr gemütlich. Ich fühle mich sicher und geborgen, was vielleicht daran liegt, dass sie so klein ist. Ich bin auch klein. Ich hatte mich ein wenig schlafen gelegt und bin jetzt wieder wach. Ich liege hier wie ein Embryo, zusammengekauert.

Schöner wäre es doch wenn jemand bestimmtes neben mir wäre. Aber das ist warscheinlich zu viel verlangt. Er will mich ja nicht. Ob er mich überhaupt vermisst hat? Eher nicht. So wie er drauf war.

Ich krieche ein wenig nach vorn, der Regen hat aufgehört. Die Nachtluft riecht gut. Ausgiebig strecke ich mich. Der Vollmond steht am Himmel und gibt genügend Licht, den Wald herum zu sehen. Es liegt alles still und ruhig da.

Ob die Jäger schon da waren? War unsere Rudel stärker als die? Ich hoffe es.


Doch die Stille wird gebrochen. Ein lautes Geräusch ist zu hören. Ruckartig ziehe ich mich zurück und stosse mir den Kopf an der Decke. Ich stöhne schmerzhaft auf. Wieder ertöhnt es. Diesmal erkenne ich auch was es ist. Es ist ein lautes Heulen von einem Wolf aus unserem Rudel. Ich würde so gern auch mit heulen, aber ich kann mich nicht mehr in einen Wolf verwandeln.

Immer wieder ist das quälende Geheule zu hören. Ich will es nicht mehr hören. Tränen laufen mir aus den Augen. Irgendwie glaube ich, dass was schlimmes passiert ist.

Somit entscheide ich mich aus der Höhle raus zu gehen und mich zu erkundigen. Ich folge dem Geräusch, kämpfe mich ungeschickt einen Weg durch den Wald. Des öftern falle ich hin, da ich eine Wuzel übersehen habe. Doch das Heulen wird immer lauter. Das heisst, ich bin richtig. Das ist schonmal was positives.



Je näher ich komme, umsomehr bekomme ich Angst. Ob etwas passiert   ist. Die Luft vermischt sich mit einem stärkeren Geruch. Dieser wird   auch immer stärker. Deshalb halte ich meine Nase zu mit dem Zeigefinger   und dem Daumen.

Das Heulen hört nicht auf. Ich versuche in   meiner Menschlicherfrom zu heulen. Es ist erbärmlich. Komme mir fast vor   wie ein Kleinkind das Wolf spielt. Aber es zeigt überraschend Wirkung.   Das Heulen des Wolfes hält für paar Sekunden auf. Ob sie mich gehört   haben und wissen dass ich es bin. Es könnte auch ein Jäger sein, der   sich mit ihnen ein Spass macht.

Aber der Wolf heult nochmal ganz   lange. Wieder jaule ich ihm zurück. Ich nehme meine Füsse in die Hand    und laufe schneller. Dieser komische Geruch riecht irgendwie metalisch.

Als   ich aus den Wald rauskomme, sehe ich die Rudelhäuser und davor kann  ich  meinen Augen nicht trauen. Am Liebsten würde ich jetzt ganz schnell  das  Weite suchen.

Rette mich, wenn du mich liebstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt