Wenn du nen Rat willst, vergiss ihn

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Veni tat das einzige, was im Moment noch sinnvoll für ihn war. Er ging in Abwehrhaltung und vergrub sein Gesicht in den Händen. Er wollte einfach nur in Ruhe gelassen werden. Und die Ruhe sollte er auch bekommen, wenn auch anders als gedacht. Neben ihm erhob sich Stegi und ging dann ein paar Schritte von ihm weg. Leise Stimmen redeten miteinander, ohne das er verstand, was gesagt wurde. Die Konversation war relativ kurz, er wurde danach aber nicht mehr angesprochen. Alle drei entfernten sich von ihm. Danke Stegi. Er hatte wirklich nicht erwartet, dass Stegi freiwillig mit den anderen reden und ihn in Schutz nehmen würde. Obwohl Stegi so schüchtern war, hatte er mit einem Fremden reden geredet und das freiwillig. Das musste ihn einiges an Überwindung gekostet haben, war gleichzeitig aber auch ein großer Schritt. Veni nahm sich die Zeit dankend, um wieder runterzukommen. Wenn ihn die Aktion eins gelehrt hatte, dann das er seine Chats löschen sollte und er deutlich vorsichtiger sein musste, was er zu Tim sagte. Sonst flog ihm bald alles um die Ohren. Am besten vereinte er Sport, Schule und seine anderen Kumpels nicht miteinander. Das gab nur Chaos, wie man sehen konnte. Veni wischte sich mit dem Ärmel die Tränen weg und setzte sich wieder richtig auf. Ein paar mal atmete er mit geschlossenen Augen tief durch, bevor er sich aufrappelte. Ok was machte er jetzt. Linus war entspannter, weil der sein Problem kannte. Andererseits war er mit Tim hier und hatte ihm versprochen zu helfen. Erstmal musste er die beiden eh finden. Denn im Moment sah er keinen von ihnen. Waren sie jetzt echt alle verschwunden? Sollte ihm recht sein. Dann würde er Tim und Linus schrieben, dass er nicht mehr mitkommen würde und wieder nach Hause gehen. Als er sein Handy zur Hand zog, konnte er eine neue Nachricht von Linus sehnen. Daher entsperrte er sein Handy und schaute, was er geschrieben hatte.
Sorry Veni. Ich wusste nicht, dass du so ein Geheimnis draus machst. Ich hab Tim nichts gesagt. Treff mich jetzt noch mit nem Kumpel. Wir machen nächste Woche was. Und lösch vielleicht mal deinen Chat. Tim und dieser Stegi Typ sind zusammen in die Stadt. Nicht sehr weit. So wie ich das mitbekommen hab sind die beiden Kaffee trinken. Wenn du nen Rat von mir willst, vergiss ihn bitte.

Ach danke, das war überhaupt keine neue Info. Natürlich wusste er, dass er seine Gefühle zurück stecken musste. Allen gegenüber. Sonst wäre das mit Tim nicht so eskaliert. Am besten war wirklich vergessen. So schwer es ihm auch fallen mochte. Wenigstens ging einer heute glücklich aus der Begegnung raus. Und was war Tim. Wenn Stegi wirklich mit ihm gegangen, würde Tim die Ferien nur noch von diesem Treffen schwärmen. Für die beiden war es ein guter Anfang und ein riesiger Vertrauensbeweis seitens Stegi. Das er Tim mehr vertraute, als allen anderen war ihm schon bewusst. Schließlich hatte er sich von Tim helfen lassen, als er wegen Tim umgekippt war. Doch das er jetzt freiwillig zustimmte mit Tim Zeit zu verbringen? Das würde ihn doch schon ein wenig wundern. Für Stegi wäre es natürlich gut, wenn er endlich mal Anschluss fand. Wenn auch nur oberflächlich. Solang er aus diesem Teufelskreis raus kam, würde er sich für die beiden freuen. Auch wenn das hieß, dass ihm weniger Zeit mit Tim blieb. Er beschloss die beiden suchen zu gehen und kurz Bescheid zu geben, dass er gehen würde. Der Tag war eindeutig zu sehr aus dem Ruder gelaufen und hatte ihn zu sehr strapaziert. Mit halbwegs klarem Kopf machte er sich mit seiner Sporttasche um den Schultern auf in Richtung der Innenstadt. Ganz hier in der Nähe gab es ein kleines nettes Eiscafé, wo er und Tim meist die Sommer verbrachten. Dort konnte man um die Jahreszeit Kaffee und Kuchen bekommen. Es wäre die erste und einzige Anlaufstelle, die nicht all zu weit weg war. Er machte sich also auf zu dem kleinen Café. Das er fertig aussah und ihn viele anstarrten oder ihm sogar nachsahen, störte ihn im Moment nicht sonderlich. Schon im vorbeigehen an der großen Glasfront konnte er die beiden drinnen sitzen sehen. Und Stegi schien wegen irgendwas zu lachen, was Tim gesagt oder getan hatte. Zugegeben er hatte Stegi echt noch nie lachen hören. Da war es ein gutes Zeichen, dass er in Tims Gegenwart lachen konnte. Aus den beiden konnte echt noch was werden und genau das versetzte ihm einen Stich im Herzen. Das würde er mit seinem crush niemals haben. Veni betrat das kleine Café und lief nach hinten durch zu den beiden. Tim saß ihm zugewandt, daher entdeckte er ihn relativ schnell. Mit einem freundlichen Lächeln wank Tim ihn zu sich. Stegi drehe sich nun auch zu ihm um. Besser er beeilte sich hier wieder wegzukommen. Nicht das Stegi sich noch unwohl fühlte und dann vor Tim einen Rückzieher machte.
„ Geht's wieder bei dir? Stegi hat mir gesagt, du würdest lieber alleine sein, deswegen hab ich dich einfach in Ruhe gelassen.", erklärte Tim sich. Er klang ein klein wenig schuldbewusst. Wäre wohl gerne für ihn da gewesen, als er ihn von sich gewiesen hatte.
„ Ich brauchte die Zeit auch einfach mal. Ist es okay, wenn ich wieder nach Hause abhaue? Das gerade war einfach ein bisschen viel. Du bist ja sowieso jetzt in bester Begleitung.", gab Veni mit einem aufgesetzten Lächeln von sich und deutete auf Stegi. Nach allem was passiert war, konnte er einfach nicht mehr so tun, als sei alles gut bei ihm. Denn das war es ganz und gar nicht.
„ Wegen mir musst du jetzt nicht abhauen. Setz dich ruhig hin." Zitat Stegi. Stegi! Der Junge, der immer das Weite gesucht hatte, sobald er mit anderen Menschen interagieren musste. Der Stegi, der keinen an sich ran ließ und total verschlossen war. Der bei Berührungen fast umkippte. Genau dieser Stegi bot ihm gerade an, dass er sich zu ihm setzen durfte. Konnte ihn mal jemand kneifen? Wenn jetzt durch diese Tür ein angetrunkener Clown kam, der mit mexikanischen Akzent erklärt, er sei Cowboy auf einer Ranch in Ostasien und spielt Indianer würde ihn das nichtmal mehr wundern.

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