Zombieball

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Wie er das wieder gerade biegen wollte, wusste er noch nicht. Was jedoch noch mehr schmerzte, war das Wissen Stegi Angst gemacht zu haben. Ihn so verschreckt zu haben, dass er angefangen hatte zu weinen. Und jetzt konnte er ihn nicht mal richtig trösten.
„ Stegi ich wollte das nie. Tut mir leid, ich hab in dem Moment nicht dran gedacht. Bleib jetzt stark und komm wieder mit rein. Ich beschütz dich vor allem, was sie dir antun können." Stegi wischte sich mit dem Ärmel die Tränen ab und sah dann unschlüssig zur Tür. Er ahnte, was Stegi gerade durch den Kopf ging und er wollte es ihm ersparen.
„ Komm bitte mit. Du bist unglaublich tapfer.", bat nun auch Veni. Stegi sah ihn einen Moment lang an, bevor er nickte und sich wacklig erhob. Ihm viel erst da auf, dass Stegi eine Hand nach ihm ausstreckte und auf seine Art nach Mut und Trost suchte. Schnell griff Tim sich das erst beste Kleidungsstücke von sich, legte es über seine Hand und griff dann nach Stegis, um sie kurz beruhigend zu drücken. Als er sanft Stegi daran in seine Richtung zog, kam er mit, ließ aber seine Hand los. Tim warf den Hoodie zurück auf seine Sporttasche. Veni sah ihn mit großen, runden Augen an, als er sich umdrehte und seinem Blick begegnete.
„ Du hast gerade Stegi berührt, ohne das er umgekippt ist.", wisperte Veni ihm im gehen zu. Durch zwei lagen Stoff und nur ganz kurz. Das hielt Stegi mittlerweile aus.
„ Mit Stoff dazwischen schon. Und nur wenn es von ihm ausgeht."
„ Also hast du ihn öfter berührt, als du zugegeben hast. Wieso sagst du nichts?", schlussfolgerte Veni. Weil Stegi das nicht wollte und das respektierte er. Außerdem waren es nur so kleine nicht nennenswerte Fortschritte.
„ Später. Ich will erstmal Stegi mit gutem Gefühl in die Halle bekommen." Denn der blonde stockte schon wieder.
„ Komm Stegi. Du hast uns. Die wenigsten hätten den Mut sich hier überhaupt noch mal hin zu trauen." Sich hinter ihm versteckend ging Stegi mit ihnen in die Halle. Jedoch machte er sich klein und versuchte am besten unsichtbar zu werden. Klappte natürlich nicht.
„ Stegi du brauchst dich nicht verstecken. Weder mit deinen Ängsten, noch mit deiner Leistung. Setz dich zu uns.", munterte ihn jetzt auch ihr Trainer auf. Stegi setzte sich leicht versetzt hinter ihn, um zumindest ein bisschen Sichtschutz zu haben und machte sich da klein.
„ Also wie letztens schon erwähnt, starte die Saison mit einem kleinen Turnier. Die ersten Spiele sind alle hier im Umkreis. Daher würde ich dich bei dem Turnier gerne dabei wissen Stegi." Nun drehte sich alle zu Stegi um. Diesmal nickte er mit leichter Überzeugung. Er konnte also echt ein Turnier mit Stegi spielen. Wie sehr hatte er sich darauf gefreut.
„ Gut dann haben wir das geklärt. Je nach Spiel und auftreten der anderen Mannschaften werde ich das Team ordentlich durchmischen. Eure Stärke liegt darin euch aneinander anzupassen und das macht uns so unberechenbar als Mannschaft. Spielpläne und Analyse gehen wir nächste Stunde an. Ihr braucht also mal keine Sportsachen. Ich möchte erwähnen, dass dieses Turnier die Qualifikation für die Landesmeisterschaft ist. Und ich brauch euch nicht sagen, wie gerne ich euch da rein bringen würde. Also strengt euch an. Ich möchte euch heute mal Vollgas geben sehen. Spielt eure Stärken gegeneinander aus und zeigt mir, in welchen Situationen ich euch einsetzten und wann vom Feld nehmen soll. Das gilt besonders für dich Stegi und auch für dich Basti. Zum warm werden ne Runde Zombieball." Unerwartet warf ihr Trainer hinter dem Rücken zwei Bälle in die Luft. Die meisten sprangen auf, um sich einen dieser Bälle zu ergattern. Er ging nach hinten und nahm Stegi dabei in Schutz. Eigentlich wäre es besser, wenn Stegi raus ging aber bei dem Spiel kam man so gut wie nie in Berührung, außer man wollte den Ball und die Intention hatte Stegi eindeutig nicht. Hinter ihm Schutz zu suchen jedoch schon. Stegi folgte ihm wie ein Schatten übers Feld. Wann immer er auswich oder wo anders hinging war Stegi hinter ihm und er musste aufpassen ihn nicht aus versehen zu erwischen. Immer mehr Leute wurden abgeworfen und mussten sich raus setzen, sodass das Spiel sich bis auf wenig Spieler verkleinerte. Tim wollte Stegi ein klein wenig ärgern. Daher tat er so, als wolle er dem nächsten Ball ausweichen, duckte sich aber im letzten Moment drunter durch, sodass der Ball direkt auf Stegi zuflog und er entweder fangen musste oder raus war. Bei der kurzen Reaktionszeit rechnete er mit einem Abwurf. Umso verwirrter war er, als ihn der Ball von hinten recht sanft am Rücken traf. Überrascht drehte er sich um und sah Stegi mit einem schüchternen Lächeln auf den Lippen und dem Ball in der Hand. Er hatte ihn wirklich eiskalt abgeworfen. Aber gut, dann war es halt so. Tim ging mit gehobenen Händen auf den Rand zu, wo die meisten saßen und ließ sich neben Basti nieder.
„ Sag mal, wie habt ihr Stegi jetzt eigentlich wieder hier her bekommen? Ich dachte, der will gar nicht mehr kommen.", fragte Basti flüsternd und lehnte sich extra etwas zu ihm, damit es nicht jeder im Umkreis mitbekam. Tja scheinbar nicht.
„ Stegi hat einfach genug Vertrauen zu mir gefasst, dass er weiß, dass ich ihn vor dem Rest in Schutz nehme und das mit den Auswärtsspielen hab ich auch für ihn geregelt. Das war nämlich der größte Knackpunkt. Somit hatte er keinen Grund nicht zu kommen.", erwiderte er halb abwesend in Bastis Richtung. Was vorn ihnen ablief, war einfach viel interessanter. Stegi machte gerade Treffer nach Treffer bei den anderen und hatte sicher schon vier fünf Leute abgeworfen. Dadurch waren aber auch wieder neue Leute im Spiel, sodass Stegi nicht mehr jeden Ball holte, der in seiner potenziellen Reichweite lag.
„ Erde an Tim? Spar dir das starren für den fall, dass du Stegi mal untrer der dusche siehst.", kam es vollkommen ernst von der anderen Seite. Einen Moment schaute Tim immer noch auf Stegi, bis er schlagartig realisierte, was gerade zu ihm gesagt wurde und verschluckte sich prominente seiner eigenen Spucke.
„ Na aus deiner Traumwelt aufgewacht? Anders kriegt man ja dein gehör nicht mehr. Und ich rutsch sicher nicht auf Knien vor dir rum und bettel um deine Aufmerksamkeit." Typisch Veni. Mehr viel ihm dazu nicht ein. Wenigstens war er leise gewesen, sodass es niemand sonst hörte.

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