Auswärtsspiele

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Es war der Montag Nachmittag, den Tim sich aussuchte, um mit Stegi zu reden. Sie waren auf dem Weg zum Basketball, nachdem sie alle heute Morgen eine Klausur geschrieben hatten, die zumindest bei ihm nicht ohne war. Dementsprechend fertig waren sie. Stegi zeterte schon mit zum Training zu kommen, da er genau wusste, dass er nicht mit auf das Turnier konnte, wegen seiner Berührungsangst. Tim hatte ihm erstmal gut zugeredet und ihn dann an der Hand genommen und sanft mit sich gezogen. Auf der anderen Seite hatte Veni ihn ein bisschen eingekesselt, damit er nicht abhauen konnte. Jetzt war der Zeitpunkt erstmal mit Stegi über sein Vorhaben zu reden. Wenn er das okay hatte, konnte er mit ihrem Trainer reden. Tim fasste sich also ein Herz und sprach dieses unliebsame Thema an.
„ Stegi wegen dem Turnier. Unser Trainer wird dich aufstellen, wenn du das willst. Er wird dir auch irgendwie ein Einzelzimmer zukommen lassen. Selbst wenn es nur die Besenkammer ist. Zur Not musst du halt selbst nach einem Zimmer schauen, oder die Kosten übernehmen. Mit Sicherheit finden wir eine Lösung. Versuch es doch bitte mal. Wir sind doch da und passen auf dich auf. Dir wird nichts passieren und du kannst deiner Leidenschaft nachgehen.", sprach er in aller Ruhe auf Stegi ein und streichelte beruhigend über seinen Handrücken. Solange er nicht zu fest zudrückte, konnte er Stegis Hand so lange halten und Stegi schien sich im Moment auch nicht unwohl zu fühlen, sonst würde er sich lösen. Nachdenklich starrte Stegi geradeaus und dachte darüber nach, ob er dem zustimmen wollte oder nicht. Er spürte, dass Stegi unruhig wurde und ein klein wenig zitterte. Das verhieß nichts gutes. Er hörte Stegis tiefes seufzen, bevor er schließlich antwortete.
„ Ihr werdet doch eh keine Ruhe geben. Wenn ihr das regelt, versuch ich es. Selbst ohne Einzelzimmer. Aber wenn es nicht geht, breche ich ab und fahr mit der Bahn nach Hause. Meinen Körper krieg ich schon irgendwie überlistet. Für ein paar Tage geht das schon und irgendwann muss ich mal damit anfangen. Sollte was schief gehen, mach ich euch persönlich verantwortlich." Beruhigend drückte er Stegis Hand fester. Innerlich explodierte er vor Glück. Stegi würde mitkommen. Sie würden auswärts zusammen spielen.
„ Natürlich reden wir mit unserem Trainer. Wir versuchen das beste für dich raus zu schlagen. Ich finds schön, dass du dem ne Chance gibst. Darf ich dich drücken?"
„ Übertreib's nicht Tim.", mahnte Stegi und ließ seine Hand los. Stegi ging auf Distanz, wann immer man versuchte an seine Grenzen und darüber zu gehen. Da Stegi nicht halb so böse klang, wie er es sein könnte, machte er sich keine Gedanken, dass Stegi zu stark abgeneigt war, oder sie ihn gedrängt hatten. Die letzten Meter liefen sie in schweigen. Tim legte sich schon mal in Gedanken ein paar Worte zurecht, wie er das mit ihrem Trainer klären wollte. Eigentlich war ja schon alles gebucht. Vielleicht konnte man da ja noch ne Kleinigkeit ändern. Und wenn es wirklich nur ne Besenkammer war. Hauptsache sie konnten Stegi ein wenig was von einem Rückzugsort geben. Heute waren sie wohl, etwas zu spät, da die anderen schon drinnen waren. Ein paar wenige waren noch in den Umkleiden, daher war es nicht so schlimm. Veni ging natürlich sofort zu Basti und begrüßte ihn mit einer Umarmung und einem Kuss auf die Wange. Sowohl Veni als auch Basti sahen glücklich aus. Das Veni noch Gefühle für ihn hatte, merkte man so gar nicht. Tim stellte seine Sachen ab und begann dann sich umzuziehen. Schließlich wollte er noch mit ihren Trainer reden und wirklich keine fünf Runden extra laufen, weil er zu spät war. Gerade als er den Kopf durch sein Shirt hatte, spürte er eine hauchzarte Berührung an seiner Hand. Schnell zog er sein Shirt runter und sah dann zu Stegi, der ein bisschen nervös neben ihm saß.
„ Hey ich hab gesagt ich klär das für dich. Du bekommst ein Zimmer für dich. Mach dir nicht so nen Kopf.", munterte er Stegi auf und tätschelte ganz kurz seine Schulter. Stegi schloss die Augen und Tim merkte, dass er schneller als üblich atmete. Stegi stand schon wieder kurz vor ner Panikattacke.
„ Hey ist gut, langsam tief ein und ausatmen. Es ist doch nichts passiert. Ganz ruhig, ich bin doch da." Er sollte sich angewöhnen, dass er leise sprechen musste, wenn sowas passierte. Nicht nur, dass Stegi leise, ruhige Stimmen mehr beruhigten, es wurde auch niemand auf ihn aufmerksam. So hatte er ein paar Blicke auf sie gezogen. Und hier konnte er Stegi schlecht von allen Blicken abschirmen. Er musste das mit Ruhe angehen.
„ Stegi ganz ruhig. Versuch zu atmen und dich auf mich zu konzentrieren. Niemand wird dir was tun.", wisperte er diesmal so leise, dass wirklich nur Stegi es hören konnte. Stegi blinzelte ihn ein bisschen verloren in Gedanken an. Seine Augen leicht feucht von den aufsteigenden Tränen. Hinter ihm hörte er Veni die anderen raus scheuchen, damit Stegi sich beruhigen konnte.
„ Schhh alles ist gut. Versuch zu atmen. Ist doch nichts passiert." Stegi nickte und versuchte die Tränen runter zu schlucken. Ihn hier nicht beruhigen zu können war immer noch eines der Dinge, die er am meisten hasste, aber er wusste, dass er es sonst noch schlimmer machen würde. Stegi wand seinen Blick ab und wischte sich mit seinem Ärmel die Augen trocken. Am liebsten wollte er Stegi einfach nur in den Arm nehmen und knuddeln, bis es ihm besser ging. Einen Versuch war es wert. Tim zog sich seine Jacke über und hielt dann seine Arme auf. Stegi ließ sich zwar nicht ganz in den Arm nehmen, aber konnte zumindest mal seine Arme um Stegi legen. Zwischen ihren Körpern blieb ein relativ großer Abstand, aber das war ihm egal, wenn Stegi dadurch ruhiger wurde.
„ Tschuldige, ich hab einfach noch zu viel Angst. Gerade ohne Tobi. Mir ist einfach nicht ganz wohl dabei.", nuschelte Stegi und löste sich wieder von ihm.
„ Weiß ich doch Stegi. Wir schaffen das zusammen.", beruhigte er Stegi und löste sich, als Stegi leicht anfing zu zittern.
„ Lass uns rein gehen. Ich schau mal, was ich für dich rausholen kann. Und wenn du eben keinen separaten Raum bekommst, bleibst du hier, oder wir finden eine andere Möglichkeit."

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