Zeichnen

139 24 17
                                    

Dadurch hatten sie einen recht guten Spieler verloren. Denn auch wenn sein Mobber weg gewesen war, hatte sich der Junge nicht mehr zurück in die Mannschaft getraut. Er spielte jetzt bei einer anderen Mannschaft unter ihrem Level und schien damit nicht gerade sehr zufrieden gewesen zu sein.
„ Sei mir nicht böse, aber ich müsste los.", meinte Veni entschuldigend, als sie die Umkleide betraten. Basti und er nickten, woraufhin Veni begann sich wesentlich schneller umzuziehen und aus dem Raum verschwand, als Tim gerade mal sein Shirt getauscht hatte. Basti machte es Veni nach und verschwand ebenso schnell, um eventuell mit ein bisschen Glück noch einen früheren Bus zu erwischen und nicht wieder eine halbe Stunde zu warten. Somit blieb nur noch Stegi, der grundsätzlich auch schon fertig war, aber wohl auf ihn wartete. Daher beeilte er sich ein bisschen und trottete zwei Minuten später neben Stegi auf dem Gehweg her. Stegi musterte wieder mal nur den Boden vor sich, jedoch erwischte er ihn auch ab und zu, wie sein Blick kurz zu ihm schweifte.
„ Was ist kleiner? Irgendwas ist doch mit dir.", versuchte er Stegi eine Antwort zu entlocken. Und er schien auch eine bekommen zu sollen.
„ Tim ich. Danke. Einfach nur Danke. Das heute hat sich so toll angefühlt. Endlich mal wieder richtig zu spielen. Mir bedeutet das unendlich viel. Kann ich dich vielleicht bitten noch was mit mir zu unternehmen? Als kleines Dankeschön." Tims Herz schmolz dahin. Wie konnte man so unglaublich süß nach etwas fragen. Das war doch schier unmöglich. Wie konnte er da bitte nein sagen?
„ Natürlich. Was immer du machen willst.", munterte er Stegi dazu auf einen Vorschlag zu machen. Ihm schwebte sicher was im Kopf, auch wenn er zu schüchtern war es auszusprechen. Vielleicht bekam er ihn so dazu.
„ Was gegen nen entspannten Nachmittag bei mir? Ich weiß, es ist jetzt nichts spektakuläres, aber ich."
„ Wann begreifst du endlich, dass du mir genug bist? Du musst das Rad nicht neu erfinden für mich. Hauptsache du fühlst dich noch wohl." Wie oft er solche Sätze wohl noch sagen müsste, bis Stegi es endlich verstand. Wahrscheinlich noch ein ganzes paar Mal. Stegi war einfach noch viel viel zu unsicher, wenn Tobi nicht in der Nähe war.
„ Soll ich jetzt mit dir kommen, oder für wann hattest du das gedacht?" Zwar konnte er das einigermaßen raus hören aus Stegis Worten, aber er wollte einfach noch mal sicher gehen.
„ Jetzt. Natürlich nur, wenn du Zeit hast." Wie schnell man Stegi doch verunsichern konnte.
„ Klar. Mach dir nicht immer so viele Gedanken Stegi, es ist alles gut." Hausaufgaben musste er eh keine machen und Max war selbst nicht daheim, also konnte er sich den Nachmittag mit Stegi um die Ohren schlagen. Stegi blieb auf jeden Fall gesprächiger als sonst und unterhielt sich auf dem Weg sogar mit ihm. Bei Stegi daheim war auch niemand, was Stegi wohl auch ein bisschen erleichterte. Stegi verfrachtete ihn in sein Zimmer und ging selbst kurz in die Küche, um ihnen was zu trinken zu holen. Gastfreundschaft beherrschte Stegi scheinbar noch. Auch wenn er sich in Stegis Zimmer schon umgesehen hatte, zog ihn wieder etwas in den Bann. Es war ein halb fertiges Bild auf seinem Schreibtisch, welches ihm eine Gänsehaut über die Arme jagte. Das Stegi zeichnen konnte, wusste er ja, aber das war, er fand keine Worte dafür. Nicht nur für Stegis Talent. Auch das Bild machte ihm sprachlos. Es zeigte eine dunkle Häusergasse, in der ein kleiner jung mit Teddybär im Arm stand. Vor ihm baute sich ein großer dunkler Schatten auf. Dieses Bild transportierte einfach eine Stimmung, die sonst kein Bild in dieser Richtung bei ihm erzeugte. Was immer das war, es war kein normales Bild. Stegi wollte damit irgendwas verarbeiten. Und das merkte er noch mal deutlicher, als Stegi ihm das Bild unter der Nase weg zog und umgedreht auf den Tisch legte.
„ Nichts für deine Augen. Das ist für ne Kampagne. Ich wollte mein Glück einfach mal probieren. Es hat rein gar nichts mit mir zu tun, wenn du das jetzt denkst. Ich hatte halt meine Vorgaben und an die hab ich mich gehalten." Tim wusste nicht, ob er das glauben sollte, oder nicht. Natürlich machte es Sinn und solche Kampagne gab es wirklich, das stritt er auch nicht ab. Allerdings wirkte es bei Stegi nicht so, als sage er im Moment die Wahrheit. Selbst Stegi merkte ihm die Zweifel an, denn er drückte ihm einem Zettel in die Hand, auf welchem wirklich die groben Vorstellungen für ein Bild für eine Kampagne waren. Ohne den Zettel genauer zu lesen, gab er ihn Stegi wieder.
„ Darf ich sagen, dass das unheimlich gut aussah? Du kannst verdammt gut zeichnen, wenn ich dir das sagen darf. Hast du irgendwas, was du mir zeigen würdest?" Stegi sah ihn unsicher an, schien wohl abzuwägen, was er ihm zeigen wollte und was nicht. Und er konnte sehen, dass Stegi wirklich mit sich haderte. Letzten Endes ging Stegi zu seinem Schrank und öffnete eine der Schubladen, wo er einen Stapel Papiere und ein kleines Buch hervor zog.
„ Die hier kannst du dir anschauen. Mehr bin ich jetzt einfach noch nicht bereit dir zu zeigen." Er setzte sich gemeinsam mit Stegi auf sein Bett und fing dann langsam an den Stapel durchzublättern, ohne irgendwas zu beschädigen und alter ihm blieb die Spucke weg. Stegi hatte eine Bandbreite an Stilen drauf. Von super Fotorealistisch, über Anime, über einen verdammt niedlichen Cartoon Stil, zu einem Skizzenstil und einem Stil, der wohl Stegis eigener war. Dazu kam dann noch das unterschiedliche Zeichenmaterial. Acrylfarbe fand er recht oft, Blei- und Buntstift waren am meisten vertreten. Maker konnte er auch erkennen und den Versuch von Wasserfarbe. Selbst ein Versuch, oder eine Skizze sahen bei Stegi besser aus, als alles, was er zustande bringen würde. Stegi hatte zeichnen einfach im Blut, denn er konnte auch eine Bandbreite an Dingen zeichnen. Menschen, Tiere, Gegenstände und Landschaften, egal was es sah unglaublich gut und realistisch aus. Er könnte sich in jede dieser Zeichnungen verlieben. Mehr als sprachlos ging nicht mehr bei ihm. Tim unterließ es lieber jetzt einen Kommentar dazu abzugeben. Er würde sich bei dem Versuch eh nur verhaspeln.

Basketball Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt