Ich pack das alleine nicht

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„ Ich hab schon drauf gewartet, dass du noch mal anrufst. Stegi sag mir bitte, dass du die drei nicht von dir gestoßen hast. Sie tun dir gut.", sprach Tobi ruhig auf ihn ein, ohne das er ein Wort sagen musste. Nachdem, was er vorhin von ihm mitbekommen hatte, war es auch nicht schwer zu erraten, dass er ihn anrufen würde. Stegi lehnte sich an die Wand und schloss die Decke fester um sich. Stegi versuchte gar nicht erst Tobi vorzuspielen, dass es ihm gut ging, geschweige denn, dass er nicht weinte. Bei Tobi konnte er so sein, wie er war, ohne sich verstellen zu müssen, oder etwas unterdrücken zu müssen. Mit immer noch leicht brüchiger Stimme antwortete Stegi:„ Hab ich nicht Tobi. Könnte ich auch nicht. Dazu sind sie mir zu wichtig. Ich hab sie lediglich gebeten mich alleine zu lassen, nachdem ich ihnen alles erzählt hab. Ich konnte nicht mehr. Ich brauchte einfach Ruhe und."
„ Hey alle gut Stegi.", unterbrach Tobi ihn sachte. Stegi wischte sich ein paar Tränen aus den Augen und stellte auf Lautsprecher um, damit er sein Handy neben sich legen konnte.
„ Das war ein unglaublich schwerer Schritt, den du gemacht hast und ich find es großartig, dass du dich ihnen anvertraut hast. Die drei werden auch weiterhin mit dir befreundet sein, dessen bin ich mir sicher. Wie haben sie denn reagiert?" Auf Tobis Fragereien hatte er gerade wirklich keine Lust, aber er hatte ihn angerufen und nach all seiner Hilfe war es auch sein gutes Recht zu erfahren, wie sein Umfeld reagiert hatte. Erfahren würde er es sowieso irgendwann und er versuchte ihm damit nur zu helfen. Zumal es im folgenden noch wichtig sein könnte. Stegi räusperte sich kurz, um nicht ganz so verheult zu klingen, bevor er Tobi antwortete.
„ Ganz positiv. Sie waren zumindest recht offen und haben mir versichert, dass alles unverändert bleibt, aber.", fing er an. Natürlich konnte Tobi kein aber aus seinem Mund hören, gerade wenn es um Tim ging. Daher unterbrach er ihn auch sofort recht sanft.
„ Aber was Stegi? Hör doch auf so viel zu zweifeln, es ist alles gut." Nichts war gut. Zumindest wenn es Tim betraf. Klar hatte er ihm versichert, dass sie Freunde blieben, aber das hatten auch schon andere und die hatten ihn dann allein gelassen. Gerade Tims Zögern verhieß nichts gutes. Was wenn er sich von ihm trennte?
„ Ich hab gesehen, wie viel Tim nachgedacht hat. Bestimmt...", seufzte Stegi unsicher und wischte sich abermals die Tränen von dem Wangen. Er wollte Tim unter keinen Umständen verlieren, aber wahrscheinlich würde er es.
„ Okay halt mal die Luft an. Alles ist gut. Was glaubst du denn, warum Tim so viel nachgedacht hat?" Stegi zuckte unschlüssig mit den Schultern, was Tobi jedoch nicht sehen konnte. Er würde seine Gründe gehabt haben. Vielleicht dachte er darüber nach, wie er sich trennen sollte, oder aber wie kaputt und hilflos er war. Tobi ließ diese Gedanken jedoch sofort in Luft verschwinden.
„ Stegi er überlegt, wie er weiterhin mit dir umgehen soll, um keinen Fehler zu machen. Das würde jeder tun, der an Tims Stelle ist. Der Typ liebt dich und will nur das Beste für dich. Sprich dich morgen mal richtig mit ihm aus und setz ihm klare Grenzen. So wie bei mir damals. Du wirst sehen, dass klappt. Mach dir jetzt keinen Kopf darüber. Möchtest du sonst noch über irgendwas reden?" Über hunderte Dinge. In jeder Hinsicht brauchte er jetzt Tobis Rat. Er war hier in etwas rein geraten, womit er sich null auskannte und das machte ihm Angst. Zwar wäre es wirklich sinnvoller, das mit Tim direkt zu klären, aber er traute sich nicht. Das zu riskieren, was er sich in den letzten Wochen so mühsam aufgebaut hatte, wäre fatal. Er brauchte Tobi und das am besten hier.
„ Kannst du herkommen? Ich pack das alleine nicht. Ich hab zu viel Angst. Zumal ich heute Nacht sicher wieder Albträume haben werde. Ich weiß, es ist viel verlangt, a..." Jeher unterbrach Tobi ihn wieder, bevor er noch weitere Bedenken in der Sache äußern konnte.
„ Ausnahmsweise. Ist ja nicht weit von mir aus. Klär das wenigstens mit deinem Trainer ab. Ich helf dir morgen auch das mit Tim und den anderen zu klären, wenn du Angst hast oder Hilfe brauchst. Ich meld mich, wenn ich da bin." Damit hörte Stegi nur noch das Tuten, was ihm signalisierte, dass Tobi aufgelegt hatte. Stegi zog die Nase hoch und wischte sich die letzten feuchten Spuren von den Wangen. Er war unendlich dankbar dafür, Tobi als guten Freund zu haben. Bei Gelegenheit musste er sich dringend mal revanchieren. Jetzt musste er das aber erstmal abklären, dass Tobi eine Nacht hier bleiben würde. Stegi stand auf und spürte sofort, wie wackelig seine Beine noch von dem Albtraum und der Panikattacke waren. Er war komplett erschöpft, wollte am liebsten nur noch schlafen. Mit zittrigen Knien trat Stegi raus in den Flur und stützte sich da ab, wo es nur ging, um in den Wohnbereich zu gelangen. Zaghaft klopfte er gegen die Tür und wartete ein herein ab, bevor er die Tür einen Spalt breit öffnete und herein trat.
„ Komm rein. Ist alles in Ordnung mit dir? Du bist ganz blass um die Nase. Komm setz dich erstmal. Ich mach dir nen Tee." Stegi nahm das Angebot wortlos an und setzte sich auf einen freien Fleck auf der Couch. Sofort wurde die Bettdecke um ihn gelegt und ihr Trainer stand auf, um in der Küche zu verschwinden. Das war eigentlich nicht der Plan gewesen, aber er war immer noch zu erschöpft und aufgewühlt, um dem zu widersprechen. Nur wenige Minuten später kam ihr Trainer mit einer Tasse Tee in der Hand zurück und reichte sie ihm. Stegi nahm vorsichtig den ersten Schluck, während ihr Trainer sich neben ihn auf die Couch setzte.
„ Wenn du fragen willst, ob du nach Hause darfst, ja darfst du. Du kannst jederzeit mit der Bahn Heim fahren, wenn es dir zu viel wird. Nur sag bitte Bescheid. Die Kosten trägt der Verein." Wenn Tobi nicht schon auf dem Weg hier her wäre, hätte er das auf jeden Fall in Anspruch genommen und wäre heute noch heim gefahren. Ob er so dann morgen spielen konnte, war auch fraglich. Wenn er nicht spielen durfte, war es halt so. Im Moment hatte er ganz andere Probleme.
„ Ist es okay, wenn ein guter Freund von mir herkommt? Ich brauch gerade jemand vertrauten um mich, der mir meine Sorgen nimmt und mich vor weiteren Panikattacken bewahrt."

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