Abschied

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Nach Chemie war er dann noch zu Veni gegangen. Auch wenn er es für keine gute Idee hielt, dass sie direkt wieder so viel machten, so sagte er nichts dagegen. Veni musste sich das zutrauen und das tat er scheinbar. Zu seiner nicht ganz Überraschung traf er nicht nur Veni dort an, sondern auch Basti. Er war mitten ins Zimmer geplatzt, als die beiden gerade ziemlich intensiv miteinander knutschten. Und das war so mit das peinlichste, was bis jetzt zwischen ihnen passiert war. Wenigstens hatten sie Klamotten an, auch wenn Venis Shirt gefährlich weit nach oben gerutscht war. Tim hatte natürlich sofort den Blick abgewandt und sich geräuspert, um die beiden auf sich aufmerksam zu machen. Mit einem Ruck waren die beiden auseinander geschreckt und waren Knall rot angelaufen. Sie waren einen guten halben Meter voneinander weggerückt und hatten dann beide peinlich berührt den Boden gemustert. Tim hatte das ganze dann aufgelockert und gesagt, dass er es überhaupt nicht schlimm fand, dass die beiden zusammen waren. Nur eine Vorwarnung, wenn sie wirklich mal miteinander rum machen sollten, wäre dann ganz nett. Nachdem die beiden sich entspannt hatten, wurde es ein lustiger Nachmittag. Sie hatten gemeinsam ein bisschen gezockt und waren dann gemeinsam zum Training gegangen. Für Stegi hatte er ihren Trainer angelogen und gesagt, es gehe ihm nicht gut und er würde die Woche wohl flach liegen. Gut ging es ihm nicht, aber nicht krankheitsbedingt. Die ganze Story musste er ihrem Trainer aber nicht verkaufen. Reichte wenn er wusste, dass Stegi die Woche nicht kam. Danach hatten sie sich in einem Halbkreis auf den Boden gehockt und gemeinsam die Spieler ihrer ersten Konkurrenten analysiert. Langweilig wie immer, aber das konnte man nichts machen. Sowas gehörte zu einer guten Vorbereitung dazu. Ihr Trainer hatte dabei die meiste Zeit geredet, sie immer wieder auf typische Spielzüge, oder besonders gefährlich Spieler hingewiesen. Kaum einer von ihnen kam zum Wort, aber das war auch mal in Ordnung. Wenigstens mussten sie es nicht selbst machen, sonst würde es zehn Jahre dauern. Auch so hatte es ziemlich lange gedauert. Sie hatten nichts anderes die Stunde gemacht und sogar ein klein wenig überzogen. Sie hatten sich dann alle nach einander aufgeteilt und waren nach Hause gegangen. Der Rest der Woche lief genauso ab. Im Unterricht verbrachte er die Zeit mit Veni und langsam schien es zwischen ihnen halbwegs wieder warm zu laufen. Auch wenn es noch viele komische Momente zwischen ihnen gab. Die Nachmittage verbrachte Veni dann zumeist mit Basti. Er verabredete sich dann oft mit Jamie zum Basketball. Außerhalb des Basketballs hatten sie eigentlich nie sonderlich viel gemacht, aber genau das versuchte er zu ändern. Außerdem war es eine gute Ablenkung von Stegi. Von dem hörte er nämlich die ganze Woche nichts. Auch eine zweite Woche ging vorbei, ohne das Stegi sich bei einem von ihnen meldete. Er war zunehmend unruhiger geworden und hatte es irgendwann nicht mehr ausgehalten. Sonntag Abend hatte er nach seinem Handy gegriffen und einfach auf gut Glück bei Tobi angerufen, um nicht abgewimmelt zu werden. Mit Erfolg.
„ Hab mich schon gefragt, wann du die Nerven verlierst und hier anrufst. Keine Angst, Stegi ist immer noch bei mir und hat sich einigermaßen erholt. Er glaubt mittlerweile sogar, dass es dir ernst ist, aber." Oh nein. Warum denn ein aber. Es hatte so schön angefangen. Tim rechnete mit dem allerschlimmsten. Jedoch kam es wesentlich schlimmer, als er es sich ausgemalt hatte.
„ Stegi will dir immer noch nicht eine unvollkommene Beziehung aufdrängen. Mittlerweile leugnet er seine Gefühle nicht mal." Tobi machte eine kurze Pause, wohl um die richtige Formulierung zu finden. Das schürte die positiven Gefühle in ihm. Was kam da jetzt noch.
„ Ich glaub es sieht schlecht aus. Stegi tut gerade alles dafür Abstand zu dir zu bekommen. Stegi spielt mit dem Gedanken zurück zu kommen. Und damit meine ich bei mir einzuziehen und hier auf seiner alten Schule den Abschluss zu machen. Meine und seien Eltern wären einverstanden. Stegi wird morgen seine restlichen Sachen holen. Ich hab wirklich versucht ihm das auszureden, aber er lässt sich nicht abbringen. Tut mir leid, aber ich glaub Stegi ist nicht bereit sich auf eine Beziehung einzulassen." Tims Blick war immer ungläubiger geworden mit jedem Wort, was er von Tobi gehört hatte. Er wollte nicht glauben, was Tobi ihm da erzählte. Das konnte nicht das Ende sein. Konnte nicht wahr sein. Es durfte einfach nicht. Ohne weiteres würde Stegi nicht einfach abhauen. Seine Familie war doch hier. Was wurde denn aus seiner kleinen Schwester? Sie brauchte ihn doch.
„ Ich kann dir nicht helfen Tim und ich möchte dir ungern meine Adresse geben. Stegi möchte Abstand und das respektiere ich. Eine Chance geb ich dir mit Stegi zu reden. Stegi wollte morgen um vier den Zug nach Hause nehmen. Er ist also kurz nach fünf daheim. Fang ihn ab und red mit ihm. Wenn du ihn nicht umstimmen kannst, muss ich dich schweren Herzens bitten, Stegi ziehen zu lassen." Tim hörte nur noch das tuten nach diesen Worten. Tobi hatte einfach aufgelegt. So ganz konnte er das immer noch nicht glauben. Wenn er morgen nicht mit Stegi sprechen konnte, würde er ihn nie wieder sehen. Ohne das er es selbst merkte, liefen ihm Tränen die Wangen hinab. Für ihn schien es fast aussichtslos Stegi noch mal dazu zu bekommen, mit ihm in Ruhe zu reden. Stegi würde gehen und er konnte nichts dagegen tun. Schweren Herzens würde er Stegi wohl ziehen lassen müssen. Auch wenn es ihm im Herzen weh tat, war es wohl das beste. Für sie beide. Natürlich hätte ihm irgendwo was gefehlt, aber nichts worauf es wirklich ankam. Eine Beziehung mit Stegi wäre anders geworden, aber das war egal, solange sie zusammen waren. Wenn er morgen da hin ging, würde es nur noch schwerer werden ihn gehen zu lassen. Vielleicht war es besser gar nicht erst hinzugehen. Ganz ohne Abschied würd er Stegi allerdings auch nicht gehen lassen. Tim wischte sich die Tränen aus dem Augen. Ein Brief würde das letzte sein, was Stegi von ihm hören würde. Alles von der Seele schreiben und es dann für immer fortschicken.

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