Wir können es zumindest versuchen

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„ Wenn du was nicht willst, sag es bitte. Ach und bitte sag Tim noch mal, dass du es ernst meinst. Der hat die Nacht wegen dir kaum gepennt. Mach dir bitte keine Gedanken, es wäre so oder so passiert." Entsetzt und unsicher sah Stegi zu Tim. Das er sich ein paar Gedanken gemacht hatte, okay, aber die ganze Nacht? Deswegen auch die tiefen Augenringe. Er hatte sich Gedanken darüber gemacht, ob er nach allem eine Beziehung wollen und vor allem aushalten konnte. Stegi fühlte sich schuldig. Natürlich hatte sich Tim deswegen Gedanken gemacht. Er hätte das aber nicht runter spielen können. Dazu war es einfach noch zu präsent in seinem Kopf und er hatte die Ruhe dringend gebraucht, um nicht noch mal daran zu zerbrechen.
„ Sorry Tim. Ich hätte das gerne schon gestern gesagt, aber ich brauchte wirklich Ruhe. Sowas hab ich nie gut ausgehalten. Ich möchte es probieren, mit viel Zeit und Geduld, sofern du das auch immer noch willst. Ehrlich ich weiß nicht, ob ich es je schaffe, aber wir können es zumindest versuchen." Tim lächelte ihn müde an und streichelte über seine Hand. Als Zeichen dafür, dass alles okay war und er bei ihm bleiben würde.
„ Das reicht mir kleiner. Und wenn es nicht klappt wirst du in mir immer einen guten Freund haben. Aber sag bitte wirklich Bescheid, wenn dir was nicht passt. Ich will dich nicht noch mehr verletzen." Stegi nickte zaghaft, schmiegte sich dann allerdings näher an Tobi und schloss einen Moment lang die Augen. Tobi nahm ihn daraufhin in den Arm und drückte ihn beruhigend an sich. Der gestrige Abend war einfach zu viel gewesen, dass merkte er deutlich. Und eine andere Berührung in dem Maß ertrug er nicht. Weder von Rafael, noch basti, noch Tim. Ein paar Minuten lang genoss Stegi einfach nur die Nähe zu Tobi und lauschte mehr oder minder den Gesprächen am Tisch, bis er sich aufrappelte und nach einem Brötchen griff. Ausnahmslos jeder außer ihm hatte schon angefangen zu essen. Kein Wunder, wenn sie gleich Training hatten und danach nur noch ein bisschen Pause vor dem Spiel. Während er das Brötchen in der Mitte durchschnitt, ließ er seinen Blick über den Tisch wandern und suchte nach etwas, was er drauf machen konnte. Stegi bestrich die eine Hälfte schließlich mit Marmelade und begann dann zu essen. Allgemein war es am Tisch auch ruhiger geworden. Jeder konzentrierte sich eben aufs Essen. Gespräche führen konnten sie danach auch noch. Als die ersten fertig waren und sich in Richtung Bad verzogen, um nicht so eingequetscht von den anderen sich um einen Platz am Waschbecken zu drängen, setzte sich ihr Trainer näher zu ihnen und wand sich dann zuerst an Tim.
„ Ich glaub auf dich muss die Mannschaft heute verzichten. Macht es dir was aus, wenn du heute nicht gesetzt wirst und nur zuschaust? Ich hab das Gefühl, dass du ziemlich müde bist und zudem noch zu sehr abgelenkt von dem, was passiert ist." Müde schüttelte Tim den Kopf und setzte seiner Antwort noch ein Gähnen nach. Auf Stegi wirkte er wirklich sehr müde. Wahrscheinlich war es wirklich besser, wenn Tim draußen sitzen blieb. Ob er das allerdings so gut ausgleichen konnte, wusste er nicht. Klar konnte er gut mit Tim mithalten, aber bis jetzt hatte er das noch nicht in einem richtig ernsten Spiel getestet, wo es durchaus Mannschaften gab, die absichtlich auch mal jemanden faulten. Wenn es ihn traf, hätten sie ihn halt für den Rest des Spiels außer Gefecht gesetzt und das war halt schon doof.
„ Okay. Ist klein Problem. Wir kommen auch mal ohne dich klar. Mach dir da keinen Druck. Noch sind die Spiele nicht entscheidend. Jetzt zu dir Stegi. Traust du dir das zu heute da raus zu gehen? Wenn was passiert und du umkippen solltest, ist das überhaupt nicht schlimm. Dir macht deswegen keiner Vorwürfe. Ich werd auch den Schiedsrichtern Bescheid sagen, dass es da keine große Welle gibt. Probierst du's?" Nach einem kurzen Blick zu Tim und Tobi, die ihm beide aufmunternd zunickten, stimmte er schließlich zu heute zu spielen. Irgendwie würde er das schon schaffen. Und wenn was passierte, war es eben so. Wenn er seine langen Klamotten anbehielt, sollte es irgendwie gehen.
„ Gut dann wäre das geklärt. Ich schick dich wahrscheinlich in Kombi mit Veni auf den Platz, oder wenn wir zu weit zurück liegen. Ich hab vertrauen in dich.", lächelte ihr Trainer und begann die leeren Teller in die Küche zu räumen. Stegi frühstückte in Ruhe zu Ende und räumte dann sein Geschirr aus Höflichkeit in die Küche. Im Bad war immer noch ein reges Begängnis, daher holte Stegi sich einfach frische Klamotten und zog sich in sein kleines Zimmer zurück, um sich umzuziehen. Dabei musste ihm nun wirklich niemand zugucken, auch wenn er sich sicher war, dass Tim dies liebend gern tun würde. Schließlich hatte Tim ihn noch nie ohne Klamotten gesehen. Zumindest nicht in seinem Bewusstsein. Nachdem er sich fertig umgezogen hatte, wollte er sich ins Bad verziehen, lief dabei allerdings fast in Tobi rein, der vor seiner Tür stand und auf ihn zu warten schien.
„ Ich hab mir jetzt mal was von deinen Sachen geliehen Stegi. Tatsächlich hab ich vergessen was mitzunehmen. Darf ich schnell?" Stegi trat zur Seite und ließ Tobi sich in der kleinen Kammer umziehen, während er versuchte einen Platz im Bad zu finden, wo er mit niemandem in Berührung kam, um Zähne putzen zu können. Nach einer kleinen Katzenwäsche, setzte Stegi sich wie die meisten auch ins Wohnzimmer, wobei er die Nähe zu Tobi suchte, der ihn sofort zu sich zog und auf seinen Schoß setzte, um ihn von den anderen Fern zu halten. Neben sich setzten sich Basti und Veni. Tim schien wohl noch ein bisschen zu brauchen, bis er fertig war. Auf ihn mussten sie ja auch nicht warten. Irgendwo tat es Stegi schon leid, da er ja schuld daran war, dass Tim sich die Nacht schlaflos um die Ohren gehauen hatte. Wenigstens war es, wie ihr Trainer schon gesagt hatte kein entscheidendes Spiel heute, sodass es nicht all zu schlimm war. Sonst wären die anderen sicher ziemlich sauer auf ihn gewesen.
„ Also wenn ihr soweit fertig seid, könnt ihr schon mal runter in die Halle gehen und euch ein bisschen warm laufen. Unter zehn Runden möchte ich niemanden haben. Macht euch langsam warm, wenn ihr schon fertig seid. Bis dahin sollte ich hier auch fertig sein." Tobi drückte ihn von sich runter, sodass er wieder aufstehen musste und folgte den anderen runter in die Halle. Natürlich zog sich jeder die Trainingsjacke direkt aus und behielt nur die langen Hosen an, außer ihm. Er stand da in der zum Glück recht dünnen Jacke und den langen Hosen, die er später beim Spiel ebenso tragen würde und zum Glück auch durfte. Egal wie sehr er schwitzen würde.

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