Verloren

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Tim schluchzte die Worte einfach nur und sah dabei zu Rafael, der kurz vor einem Kreislaufzusammenbruch in seinen Armen lag.
„ Ich kann nicht über alles mit dir reden Tim. Unserer Freundschaft Willen.", flüsterte Veni schwach und versuchte sich von ihm zu lösen. Doch Tim hielt ihn nur fester und drückte ihn so behutsam wie möglich mit dem Kopf auf seinen Schoß.
„ Vergiss es, ich lass dich nicht los. Komm erstmal wieder zu Kräften. Vorher lasse ich dich ganz sicher nicht aufstehen." Von der Seite hielt jemand Veni eine Flasche Wasser hin und als er aufsah, blickte er in Bastis Augen. Dankbar nickte er ihm zu und öffnete die Flasche für Veni.
„ Du trinkst jetzt was. Ich hab Angst um dich Veni. Ich... Ich will dich nicht verlieren verdammt", wisperte Tim brüchig und richtete Veni so weit auf, dass er würden trinken können und hielt ihm dann die Flasche hin. Wiederwillig nahm Venis sie in seine zitternde Hand und trank in kleinen Schlücken. Tim wischte sich die Tränen aus den Augen und klammerte sich dann an Veni, als könne ihn jede Sekunde jemand von ihm reißen.
„ Es tut mir so unfassbar leid Veni. Ich war ein scheiß Freund. Ich weiß nicht, wie ich mich so verlieren konnte, dass ich dich vergesse, aber du bist mir unheimlich wichtig. Bei Gott ich werde nie wieder so dumm sein und einen der wichtigsten Menschen in meinem Leben so verletzen. Sowas hast du nicht verdient." Tim unterdrückte krampfhaft die neuen Tränen, um jedes seiner Worte genau zu hören. Er musste jetzt für Veni da sein und nicht umgekehrt.
„ Du machst das ja nicht mit Absicht. Du bist verliebt. Verliebt in einem Jungen der so unerreichbar für dich scheint. Liebe macht blind Tim. Sie lässt einen glauben, man könnte alles erreichen. Etwa eine Beziehung mit Stegi, obwohl er sich nicht berühren lässt. Oder eine Beziehung mit dem besten Freund, den man seit vier Jahren liebt und immer noch hofft, obwohl es hoffnungslos ist.", hauchte Veni. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Brach über ihm zusammen und ließ die Welt einen Moment taub werden. Die Erkenntnis, dass Veni ihn liebte. Tim wusste nicht, was in den nächsten Sekunden passierte, aber das war egal. Über ihm brach gerade eine Welt zusammen. Die Welt, die er mit seinem besten Freund geteilt hatte. Seinem besten Freund, der seit vier Jahren mehr von ihm wollte. Er war wie gelähmt. Konnte und wollte nicht glauben, was Veni ihm gerade gesagt hatte. Doch tief in seinem inneren wusste er, dass es stimmte. Er dachte an all die Momente zurück, in denen Veni seine Nähe gesucht hatte. In denen Veni Scherze gemacht hatte und realisierte, wie offensichtlich es war, dass Veni mehr wollte. Die ganze Zeit über. Und er vollidiot hatte es nicht begriffen. Als Veni begann sich zu löse, wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Panisch und mit Tränen in den Augen griff er nach Venis Handgelenk. Würde er jetzt los lassen, verlor er Veni endgültig.
„ Bitte nicht. Es tut mir leid. Ich war so unendlich dumm. Hätte ich gewusst, was du empfindest, hätte ich mich nie wie ein Arschloch dir gegenüber verhalten und auf deinen Gefühlen rum getrampelt. Gib mir bitte eine Chance es wieder gutzumachen.", flehte Tim. Er spürte jedoch, wie ihm Venis Hand entglitt.
„ Ich kann einfach nicht mehr. Tut mir leid.", flüsterte Veni erstickt, wobei sein Handgelenk aus seiner Hand gilt. Unter Schock musste er zusehen, wie Veni sich von ihm entfernte. Das durfte nicht passieren. Er konnte Veni nicht verlieren. Sie würden das irgendwie schon hinbekommen. Seine Beine gehorchten ihm endlich wieder und er konnte aufstehen und Veni nach rennen. Jedoch packte ihn jemand und hielt ihn zurück.
„ Gib ihm erstmal ne Pause, um das alles zu verarbeiten und sich zu beruhigen. Ich pass schon auf ihn auf. Außerdem solltest du dich erstmal um Stegi kümmern. Er hat alles mit angehört." Veni nicht nachzulaufen tat ihm im Herzen weh. Alles in ihm schrie danach zu seinem besten Freund zu gehen, ihn in den Arm zu nehme und ihn zu trösten. Für ihn da zu sein und ihm die lange gut zuzureden, bis sie es beide glaubten. Aber Basti hatte vermutlich recht. Veni brauchte Ruhe. Er wollte ihn aber nicht in dem Wissen gehen lassen, dass er ihm egal war.
„ Sagst du ihm bitte, dass er mir nicht egal ist. Und das ich ihn als besten Freund immer lieben werde, egal was kommt. Ich lasse ihn nicht alleine."
„ Mach ich. Versprochen." Damit erhob sich Basti und rannte Veni hinterher aus der Tür raus. Mit tränennassem Gesicht blickte er zu Stegi, der wie versteinert neben ihm saß. Sanft stupste er ihn an, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen, was wohl durch den kleinen Schock auch klappte.
„ Hey. Tut mir leid, dass du es auf die Art erfahren musstest, aber es stimmt, was Veni gesagt hat. Ich liebe dich Stegi. Aber ich kann warten. Wenn's sein muss auch für immer. Ich möchte dich unter keinen Umständen in eine Beziehung drängen. Soweit bist du noch nicht. Wir gehen das ganz langsam an, wenn du überhaupt etwas für mich empfindest. Wenn nicht, ist das auch nicht schlimm. Wir können Freunde bleiben. Zwischen uns muss sich nicht ändern Stegi. Alles kann so bleiben, wie es im Moment ist. Wenn du dir nicht sicher bist, ist das auch okay. Ich würde mein ganzes Leben warte, um einen Menschen wie dich in den Arm zu nehmen. Du bist etwas ganz besonderes Stegi. Ich liebe dich kleiner und zwar so, wie du bist." Stegi sah ihm lange und intensiv in die Augen, als denke er über seine Worte nach. Versuchte zu erkennen, wie ernst er es mit ihm meinte.  Schließlich stand aber auch er auf.
„ Sorry Tim, ich kann das nicht. Ich werd dir niemals das geben können, was du verdient hättest und wonach du dich sehnst. Dazu bin ich der falsche. Tut mir leid Tim, dazu bin ich einfach nicht bereit." Tim sah Stegi ängstlich hinterher, doch letzten Endes wusste er, das er Stegi ebenso verloren hatte. Das war alles viel zu schnell gegangen. Er hatte alle um sich rum ins Chaos gestützt und dabei zwei seiner besten Freunde bereits verloren. Er sollte lieber der bitteren Realität ins Gesicht sehen und sich eingestehen, dass er durch seine Blindheit alle seine Freunde verletzt hatte. Wie gerne er jetzt bei Basti oder Tobi um Rat bitten würde, aber die mussten wohl beide gerade jemanden trösten. Er hatte niemanden mehr.

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