Fehlende Spannung

136 23 6
                                    

Jetzt wurde Stegis Blick noch fragender. Tim nahm das Seil in der Mitte und knotete es an die Stange. Das andere Ende behielt er vorerst in der Hand und sah dann zu Stegi, der ihn ansah, als hätte er nicht mehr alle Tassen im Schrank.
„ Muss ich dir jetzt noch auf die Stange Helfen, oder machst du das alleine?" Auch wenn ihm die Verwirrung noch ins Gesicht geschrieben stand, folgte Stegi der Aufforderung. Stegi spannte sich kaum merklich an, als er hinter ihn trat, um das Seil um seine Oberschenkel zu legen und dann zwei drei mal um die Stange zu wickeln. Die beiden Enden behielt er locker in der Hand. So hatte er ein bisschen Raum zum schwingen, konnte aber nicht all zu weit von der Stange weg.
„ Bitte sehr. Deine persönliche Stütze ohne jeglichen Körperkontakt." Stegi drehte den Kopf zu ihm und wisperte ein:„ Danke.", in seine Richtung. Als Tim kurz zu ihrem Lehrer sah, nickte dieser lächelnd seine Idee ab.
„ Gut dann nimm ein klein bisschen Schwung, spann dich an und Winkel deine Beine ein bisschen an. Damit solltest du rum kommen.", gab ihr Lehrer weitere Anweisungen, denen Stegi folgte. Diesmal klappte es, da Stegi mit der Hüfte an der Stange so gesehen gefesselt war.
„ Super Stegi. Und eine sehr gute Idee Tim. Probier's bitte gleich noch mal." Tim wickelte das Seil noch mal eine Runde um die Stange, damit es sich nicht löste, wenn Stegi noch eine Drehung machte. Auch die zweite Drehung sah gut aus, auch wenn seine Beine nicht gestreckt waren. Stegi hatte schon was drauf.
„ Streck jetzt mal die Beine ordentlich. Dir kann nichts passieren mit dem Seil." Stegi wagte von selbst noch einen Versuch, blieb diesmal allerdings im Seil hängen, da er nicht ganz rum kam. Ganz langsam ließ er das Seil immer lockerer, um Stegi nicht ruckartig runter plumpsen zu lassen. Von Elegant hatte sein Abgang nichts mehr. Stegi ließ sich einfach fallen und rappelte sich dann auf, um sich an den Rand zu setzen. Tim folgte ihm und setzte sich neben ihn. Ein bisschen zittrig war Stegi schon, aber er durfte auch erschöpft sein von der ganzen Turnerei. Zwischen ihnen blieb es ruhig, was Tim überhaupt nichts ausmachte. Im Gegenteil, es kam ihm recht gelegen, da er sich so mal nach Rafael umsehen konnte. Im Gegensatz zu ihm war er bei den Turnmatten, sah aber im selben Moment zu ihm. In seinem Blick fand er eine leichte Forderungen. Seufzend erhob Tim sich, um zu ihm zu gehen. Er hatte sich wenigstens ein paar Minuten ausruhen wollen. Wurde dann jetzt wohl auch nichts mehr. Gerade als er gehen wollte, sprach Stegi ihn noch mal an.
„ Danke Tim. Ohne dich wäre das nichts geworden. Du hattest nen tollen Einfall." Unweigerlich musste Tim einfach lächeln. Stegi war so niedlich und merkte es nicht mal. Kurz drehte er sich noch mal und sah zu Stegi.
„ Gerne doch. Du weißt, dass ich es ernst meine mit unserer Freundschaft." Damit ließ er Stegi sitzen und ging zu Rafael, um zu schauen, was der von ihm wollte.
„ Kannst du mir noch mal helfen? Alle anderen sind zu faul oder Kategorie ich bin froh, wenn ich weiß wie du heißt." Konnte er verstehen. Bei den wenigsten würde er selbst um Hilfe bitten. Einfach weil er sie kaum kannte und das waren Übungen, bei denen man seinem Gegenüber ein bisschen vertrauen musste. Bei den wenigsten aus diesem Kurs konnte er das behaupten. Er deutete an Veni Hilfestellung zu geben, was diesen dazu veranlasste erneut einen Handstand zu probieren. Sein Schwung war wieder mal zu doll und er musste ihn ziemlich stark abbremsen, damit er nicht überkippte.
„ Manchmal hab ich das Gefühl sobald du oben bist, lässt du dich wie ein Bett fallen. Spann mal hier ordentlich an. Sonst wird das nie was.", riet er Veni und klopfte ihn auf den Bauch, damit er diesen mal anspannte. Dabei rutschte sein Shirt noch weiter runter als eh schon, sodass er ihm beim dritten Mal auf den nackten Bauch klopfte. Mit einer so dermaßen heftigen Reaktion hatte er allerdings nicht gerechnet. Sonst hätte er Veni noch fester gehalten. Wohl wegen seiner Berührung zuckte er stark zusammen und verlor das Gleichgewicht. Er kippte von Tims Armen weg und landete flach auf der Matte. Tim hatte es deutlich zu spät realisiert, denn sein Griff ging ins leere.
„ Shit alles okay bei dir? Hast du dir was getan?", wollte er sofort wissen und ging vor Veni in die Hocke. Langsam drehte sich Veni auf die Seite und nickte dann.
„ Du bist ein Idiot. Mach das nie wieder. Und das nächste mal hältst du mich gefälligst ordentlich fest.", maulte Veni los, rieb sich aber gleichzeitig über eine schmerzende Stelle. Er musste sich wenn leicht weh getan haben. Sofort bot er ihm eine Hand an, um ihm aufzuhelfen. Veni griff danach. Statt sich aber hochzuziehen, zog er Tim mit einem Ruck runter zu sich auf die Matte. Mit den Armen voran und dem Gesicht nur Millimeter von Veni entfernt landete er bäuchlings auf Veni drauf.
„ So das nennt man ausgleichende Gerechtigkeit.", grinste Veni und klopfte ihm auf die Schulter, bevor er sich unter ihm hervor zog und aufstand. Zugegeben er hatte es wohl verdient, jetzt hier gelandet zu sein. Zu der Aktion sagte er nichts mehr. Lediglich kämpfte er sich selbst wieder auf die Beine.
„ Trotzdem ändert das nichts an der Tatsache, dass du deinen Körper anspannen musst. Wo ist die ganze Spannung hin, die du beim Reck hast? Nutz die mal ein bisschen für den Handstand. So schwer ist der nun wirklich nicht." Um gesagtes zu untermalen machte Tim ihm einen lockerer Handstand vor, bei dem er die Wand nur einmal kurz mit den Füßen berührte. Kurz hielt er sich oben, bevor er wieder langsam zurück ging.
„ So und jetzt du. Keine Angst, ich brems dich, wenn du zu viel Schwung hast."
„ Wie nett.", meinte Veni sarkastisch, bevor er erneut die Hände auf dem Boden abstützte und versuchte die Beine in die Luft zu bekommen. Diesmal hatte er zu wenig Schwung und fiel einfach wieder zurück. Das Wort Spannung schien Veni nicht mehr zu kennen.

Basketball Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt