Eigene Welt

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Basti nahm seinen besten Freund sofort in beschlag und zog ihn zu sich auf den Schoß, nur um ihm dann einen Kuss auf die Lippen zu geben, der definitiv Oskarreif war. Mal ehrlich, es konnte ihm doch keiner erzählen, dass Veni noch Gefühle für ihn hatte und die beiden gerade mal ein paar Tage zusammen waren, so wie sie sich im Moment knutschten. Die beiden brauchten definitiv bald ein Zimmer für sich. Sonst bekamen sie alle noch Dinge zu sehen, die sie wirklich nicht sehen wollten. Nicht mal als gute Freunde der beiden. Das mit den beiden würde definitiv was werden. Ansonsten würde er nen Besen fressen und zwar im ganzen. Ihr Trainer wandte sich gerade mit einem leichten Augenrollen von dem Anblick der beiden ab und schüttelte den Kopf.
„ Verliebte Teeanger sind wirklich ne Katastrophe. Ständig und überall am rum knutschen, abgelenkt von allen Mädchen im Umfeld und zu nichts zu gebrauchen. Gut das wir ne reine Jungs Mannschaft sind und zumindest hier keine Mädchen sind, von denen ihr euch ablenken lasst. Mit Ausnahme von den beiden natürlich.", belächelte ihr Trainer die beiden, was sie jedoch nicht im geringsten mitzubekommen schienen. Sie waren komplett in ihrer eigenen Welt gefangen, in der wahrscheinlich noch alles rosa rot und die Außenwelt komplett uninteressant war. Es zählte nur, was der andere tat. Wenn ihr Trainer nur wüsste, was bei ihm im Kopf manchmal vorging, wenn er beim Training an Stegi dachte. Gerade wenn es dann auch mal Probleme gegeben hatte. Veni und Basti lenkten sich ja zumindest bei den Spielen und im Training nicht gegenseitig ab, anders als Stegi und er. Mit kleinen Ausnahmen in den Pausen natürlich. Von Stegi war sein Kopf nämlich ziemlich schnell abgelenkt und er war dann auch richtig abgelenkt. Nicht nur so ein bisschen, wie es vielleicht mal bei Veni der Fall war, wenn er zurück dachte und ein paar unkonzentrierte Momente bei Veni fand. Gerade meist kurz nachdem er Blicke auf seinem Körper gespürt hatte, weil er sich umzog, oder sein Shirt mal kurz hochgezogen hatte, um sich den Schweiß vom Gesicht zu wischen. Tim konnte sein kichern recht gut unterdrücken, sodass ihr Trainer keinen Verdacht geschöpft hätte, wenn da nicht Stegi gewesen wäre. Auch wenn der kleinere seine Lippen fest aufeinander presste, konnte man deutlich sein kichern vernehmen, was ihren Trainer natürlich misstrauisch die Augenbrauen hochziehen ließ. Er ahnte definitiv, dass Stegi lang nicht so unschuldig und berührungsscheu jedem gegenüber war, wie er immer tat.
„ Sag mir nicht, du auch noch. Dann hab ich ja nur noch einen extrem guten Spieler, der sich nicht von Gefühlen, knutschen und Mädchen ablenken lässt. Ist es wenigstens keiner aus der Mannschaft?", fragte ihr Trainer nach, wohl ohne eine richtige Antwort von ihm zu erwarten. Immerhin war das ihre Sache, mit wem sie privat rum knutschten und bei Stegi erwartete wohl eh keiner groß antworten. Nun konnte auch Tim sein kichern nicht mehr unterdrücken. Für ihren Trainer reichte ihr beider kichern, um eins und eins zusammen zu zählen.
„ Nicht du auch noch Tim." Für eine kurze Sekunde kaufte er seinem Trainer sogar sein jammern ab, aber er hatte nichts dagegen, solange sie Leistung brachten. Wenn das nicht der Fall sein sollte, dann gnade ihnen Gott, dass sie schneller rennen konnten, als ihr Trainer es tat.
„ Aber mal zu den wichtigen Dingen. Konntest du dich ein bisschen erholen Stegi? Ansonsten würde ich dich heute noch mit der Bahn heim fahren lassen, wenn das für dich okay ist." Er rechnete Stegi hoch an, dass er nicht zeigte, wie sehr ihn das nieder machte, als er antwortete:„ Ein wenig schon. Ich probier heute Nacht in der Abstellkammer zu schlafen. Wenn es nicht geht, werde ich selbstverständlich morgen früh schon nach hause fahren." Seine Mundwinkel verzogen sich nur minimal nach unten und in seiner Stimme war eine leichte Trübung rauszuhören, sonst schlug er sich aber recht wacker. Stegi war wenigstens vernünftig genug, um selbst einzusehen, dass es nicht ging und versuchte nicht mit aller Macht diese Spiele mitzuspielen, auch wenn er unheimlich gerne wollte. Wenn die ganzen Umstände nicht wären hätte Stegi hier wirklich freudestrahlend gehockt, glücklich sein erstes Spiel gespielt und direkt gewonnen zu haben. Aber da waren nunmal Dinge, die er nicht beeinflussen konnte und eins davon war eben die Bettensituation.
„ Es tut mir wirklich leid, dass es so gelaufen ist. Das du die Nacht drüben schlafen musstest, hätte wirklich nicht passieren sollen. Ich weiß ja nicht, wie schlimm das alles für dich jetzt ist, aber ich respektiere natürlich, dass du Probleme hast und einfach nicht kannst. Das nächste Mal schaue ich, dass alles geklärt ist, sodass sowas nicht noch mal passiert." Stegi wank die Entschuldigung natürlich sofort höflich ab, wusste sie aber trotzdem zu schätzen, das konnte er Stegi ansehen. Sie wussten beide, dass es sicher nicht das letzte Mal gewesen sein würde, dass es solche Zwischenfälle gab. Bei Stegis Problemen ging es einfach auch nicht anders. Aber irgendwie würden sie die zusammen meistern. Und wenn sie wirklich zusammen legten, um Stegi ein einziges extra Zimmer zu bezahlen, oder er nachkommen musste und nicht bei ihnen übernachtete. Irgendwas würde sich ergeben.
„ Naja ich geh dann mal in die Küche kochen. Euch muss man irgendwie satt und gestärkt für morgen bekommen. Ihr braucht mir nicht helfen. Genießt erstmal euren Sieg." Ihr Trainer erhob sich von der Couch und verschwand in der Küche, wohl um irgendwas aus dem zu zaubern, was mitgebracht, beziehungsweise gestellt worden war. Neben ihm gähnte Stegi schon wieder überaus niedlich und lehnte sich dabei leicht an ihn. Tim ließ Stegis Kopf auf seiner Schulter ruhen, ohne ihn irgendwie weiter zu berühren und schweifte in Gedanken weit weit weg von hier. An einen Ort, den es nur in seiner Fantasie gab, wo er restlos glücklich war. Wo es keine Sorgen und Probleme gab. Man konnte einfach existieren und glücklich sein. Kein Zwang, keine störenden Dinge. Einfach nur pure Ruhe und Entspannung auf ganzer Ebene. Zum ersten Mal war er an diesem Ort jedoch nicht alleine. Stegi stand plötzlich neben ihm und machte den Ort zu einer seiner tollsten Fantasien, die er je erleben durfte.

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