'Markierungen'

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Und er hatte auch schon einen Plan, wie er das anstellen wollte. Tim trat seine beiden Schuhe ab und hob sie dann auf. In Socken lief er vom Korb aus ein paar Schritte weg und stellte dann den ersten Schuh hin. Dann machte er drei große Schritte und noch einen vierten kleineren und stellte da seinen zweiten Schuh hin. Da er noch etwas drittes brauchte, holte er aus seinem Rucksack seine Trinkflaschen und stellte diese schräg zu den Schuhen hin.
„ Darf ich mal kurz?", fragte Tim und deutete auf den Ball, den Veni freundlicherweise geholt hatte und nun ihm reichte. Vom der Flasche aus ging er noch ein paar Schritte zurück und fing dann an zu prellen. Nachdem der Ball zwei mal auf den Boden gesprungen war, sprintete er los, machte einen Bogen um die Flasche und begann den ersten Schritt des Korblegers auf Höhe des ersten Schuhs. Abspringen tat er auf Höhe des zweiten Schuhs und machte dann einen mehr oder minder eleganten Korbleger.  So konnte man das lassen.
„ Also. Ich glaub du hast gesehen, was ich von dir will. Das sind seine Markierungen. Winkel, erster Schritt und Absprung. Damit solltest du keinen zusätzlichen Schritt machen müssen, um näher am Korb zu sein. Das machst du jetzt ein ganzes paar mal. Wenn du nett bist, lass ich dich unter dem hundertsten Versuch schon springen. Andernfalls sitzen wir hier wohl ne Weile. Und bitte mehr Tempo wenn's geht." Damit passte er den Ball an Basti. Mal sehen, wie gut oder schlecht das jetzt wurde. Leider trat der gegenteilige Effekt ein. Basti wurde noch langsamer, weil er sich zu sehr an die Markierungen halten wollte. Durch den wenigen Schwung reichten ihm die Schritte wieder nicht, weil sie zu kurz waren. Tim seufzte. Noch einfacher konnte er es nicht machen. Veni stellte sich hinter ihn und legte einen Arm um ihn.
„ Gedulde dich ein bisschen Tim. Ich war auch nicht besser am Anfang." Aber du hast wenigstens gemacht, worum ich dich gebeten hatte, dachte Tim. Bei Basti hatte er das Gefühl, dass er es nach drei Sekunden schon wieder vergessen hatte. So wurde das ganz sicher nichts. Er brachte Leuten ja wirklich gerne was bei, aber nur wenn diese ihm a zuhörten und b zumindest versuchten das umzusetzen.
„ Basti das ist ne grobe Markierung, kein Richtwert. Wenn du n bisschen davor oder dahinter bist, ist das auch in Ordnung. Noch mal bitte.", wies er freundlich drauf hin. Hoffentlich wurde es jetzt besser. Sonst nahm er die Markierung wieder weg. Eigentlich waren die bei den meisten eine Hilfe. Zu den meisten zählte Basti im Moment allerdings nicht. Auch der zweite Versuch wurde nicht besser. Im Gegenteil eher noch schlimmer. Basti hielt sich echt zu sehr an die Markierungen und machte nun noch mehr kleine Zwischenschritte, um halbwegs bei den Markierungen zu sein. Also die Ruhe die Veni hatte, war bei ihm schon mal weg. Innerlich würde er Basti gerne mal anmotzen. Äußerlich zwang er sich Ruhe zu bewahren. Mit dem Gedanken an Stegi wurde er ruhig und konnte diese auch aufrecht halten. Das er langsam die Nerven verlor schien auch Veni zu merken.
„ Basti bitte. Das ist nur ne grobe Markierung. Du musst dich nicht dran halten. Tims Markierungen sind ungefähr, damit du die Abstände einschätzen kannst und nicht hinten raus diesen letzten Schritt zu viel machst, weil du zu kurz bist.", versuchte Veni es noch mal und hoffte somit Basti zu helfen und Tim runter zu bekommen.
„ Grober Richtwert? Das reicht vorne und hinten nicht. Meine Schritte sind bei weitem nicht so lang." Warum wohl? Basti war deutlich zu langsam. Wenn er mehr Tempo hätte, würde ihm die Länge reichen. Schließlich wusste er, was er tat. Ist ja nicht so, dass er jeden Sommer ein paar Wochen als Trainer in einem Basketball Camp verbrachte und dort kleinen Kindern das Spielen beibrachte. Und auch sonst kümmerte er sich häufig darum, das kleine Kinder spielen lernten. Sieht gestern morgen. Basti konnte also nicht behaupten, er mache was falsch.
„ Wenn du mal tun würdest, was man dir sagt, dann wäre der Abstand auch in Ordnung. Geschwindigkeit sorgt für die Richtige Schrittlänge und dann passt das auch mit meinen Markierungen. Deswegen solltest du auch Tempo aufbauen. Manchmal hab ich das."
„ Okay Tim beruhig dich. Am Ende vergraulst du Basti mehr, als du ihm hilfst. Basti du legst jetzt mal an Tempo zu. Sonst wird das wirklich nichts." Veni packte ihn am Arm und zerrte ihn ein bisschen weg von Basti, ehe Veni ihn mit Schwung zu sich drehte, sodass er ihm in die Augen sehen konnte.
„ Jetzt zu dir. Basti ist Anfänger und deutlich älter als die Kinder, die du sonst unterrichtest. Kleine Kinder lernen schneller als erwachsene. Außerdem baust du bei kleinen Kindern nicht so viel Druck auf. Die sind begeistert und wollen das auch können. Basti sieht wahrscheinlich nur den Rückstand. Also reiß dich zusammen." Natürlich wusste er das und er konnte es auch nachvollziehen. Trotzdem war er ein klein wenig nervte, dass Basti nicht mal versuchte seine Schnelligkeit anzupassen. Im Gegenteil, er war sogar langsamer geworden. Dennoch nickte er, um Veni zu bestätigen, dass er sich zusammenreißen würde. Sonst brachte das hier eh nichts mehr.
„ Guter Versuch Basti. Du bist immer noch zu langsam. Wenn du schneller wirst fällt automatisch dieser letzte Schritt weg. Versuchs bitte.", rief Veni, bevor Tim noch einen Kommentar zur Schnelligkeit abgeben konnte.
„ Noch schneller?" Sie nickten beide nur. Er wünschte sich echt den entspannten Abend mit Stegi zurück. Wenigstens hielt Basti sich jetzt endlich mal daran und machte noch schneller. Und siehe da, die Schrittlänge passte mit einem Mal. Hätte Basti nicht zu früh geprellt, wäre der Versuch fehlerfrei. So aber waren es vier Schritte mit Ball in der Hand anstatt der erlaubten drei. Das konnte echt dauern.
„ Jetzt wird das was. Nur noch einen Schritt später prellen und du hast es.", rief Veni, als Basti seinen Ball holen ging. Mit dem nächsten Satz wand er sich dann ihm zu.
„ Was willst du ihm als Nächstes beibringen? Wir haben da noch so einige Baustellen." Als ob Tim das nicht selbst wüsste. Als nächstes würde er an der Ballverteidigung arbeiten. Das war im Moment wichtiger, als jemandem den Ball abzunehmen. Das konnten andere für ihn tun.

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