Schwiegersohn

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Als wäre Stegi gerade aus dem Traumland aufgewacht, entwich ihm ein erschrockener laut und er wandte seinen Kopf ruckartig zu Tim. Mild lächelte Tim den kleineren an und formte mit seinen Lippen ein alles wird gut. Stegi wich trotzdem auf Abstand, seine Wangen rot wie Tomaten und sein Blick hilflos und verloren. Hätte Tim gekonnt, würde er Stegi jetzt beruhigend an sich drücken und ihm versprechen, dass alles in Ordnung war und seine Eltern ihre Beziehung akzeptierten und gut hießen. Stegi jedoch setzte sich einfach auf einen Stuhl und starrte die Tischplatte an, ohne ein Wort zu der Situation zu sagen. Über Stegis Verhalten konnte er einfach nur schmunzeln. Wenn Stegi nicht das niedlichste Geschöpf auf Erden war, dann wusste er auch nicht. Tim zog den Stuhl neben Stegi vom Tisch weg, sodass er sich setzen konnte, bevor er eine Hand behutsam auf Stegis Oberarm legte und ihn dazu brachte aufzusehen.
Tim konnte nicht anders, als Stegi eine beruhigendes Lächeln zu schenken und die Worte:„ Du bist süß.", zu murmeln. Stegi versuchte seinen Blick abzuwenden, doch Tim ließ das nicht zu. Er drehte Stegis Kopf lediglich mit einem Finger wieder in seine Richtung. Die sonst so blassen Wangen waren noch mal einen Ton dunkler geworden und verliehen Stegi ein unheimlich niedlichen touch.
„ Stegi ich liebe dich und wenn da keine Grenzen wären, würde ich dir jetzt n Kuss auf die Stirn geben. Du musst dich für nichts schämen kleiner.", wisperte er so leise, dass nur Stegi ihn verstehen konnte und ließ dann von ihm ab. Er konnte genau sehen, wie Stegis Blick unsicher über die Gesichter seiner Eltern und seiner Schwester huschte, bevor er wieder bei ihm hängen blieb und stumm um Hilfe flehte. Ihm schien die Stille wohl unangenehm zu sein und dabei bemerkte er nicht, wie gerührt seine Eltern waren. Um Stegi aus dieser Situation raus zu holen, sah er zu Stegis Eltern und bat sie stumm etwas zu der Situation zu sagen und Ann reagierte auch sofort.
„ Stegi Schatz ist doch alles gut. Wir akzeptieren Tim. Wie könnten wir nicht. Er ist unheimlich lieb zu dir und allein die wenigen Sekunden gerade haben mir gezeigt, wie sehr du ihm vertraust. Sei stolz auf das, was du hast. Jetzt nehmt euch was zu essen." Ann nahm Stegis Hand und drückte sie beruhigend, bevor sie seine Hand los ließ und begann ihnen allen was auf den Teller zu tun.
„ So dann erzähl mal. Wie hat sich das mit euch entwickelt?", fragte Ben an ihn gewandt, da man wohl von Stegi keine Antwort erwarten konnte. Der starrte immer noch auf seinen Teller, auf dem mittlerweile ein Stück Kartoffelauflauf lag. Tim seufzte glücklich, als er an ihre gemeinsame Zeit zurück dachte. Er hoffte so sehr, dass da noch mindestens genauso viele schöne Momente dazu kamen.
„ Ich hab mich in Stegi verguckt, als ich ihn das erste mal beim Basketball gesehen hab. Ich hab da schon gemerkt, dass Stegi anders ist, irgendwie besonders. Und ich hab nicht locker gelassen. Stegi hat angefangen, mir zu vertrauen und hat irgendwann auch zugelassen, dass ich ihm näher kommen darf. Und dann haben wir das so pö a pö aufgebaut, bis wir dann zusammen gekommen sind. Gut Tobi hat seinen Teil dazu beigetragen, dass Stegi ehrlich zu sich selbst ist und mir ne Chance gibt, aber jetzt sind wir ja zusammen." Tim konnte nicht anders, als breit zu grinsen, während er erzählte. Verdammt Stegi hatte ihm wirklich den Kopf verdreht und doch könnte er nicht glücklicher sein.
„ Jetzt machte es auch endlich mal Sinn, warum du abhauen wolltest. Naja du bist ja hier geblieben und hast uns nen tollen Schwiegersohn mit nach Hause gebracht."
„ Papa!", quengelte Stegi immer noch rot auf den Wangen. Er hätte nie erwartet, dass Stegi das ganze so dermaßen peinlich sein würde, doch er konnte es im Moment mehr als deutlich sehen. „ Is ja gut mein Schatz. Du sagtest, du spielst Basketball? Ist nicht jetzt demnächst Saison start für euch?" Stegi hatte ihnen noch nicht erzählt, dass er mit ging? Gut er wusste es selbst erst seit heute und bis jetzt war da keine Zeit gewesen, mit seinen Eltern darüber zu reden. Sanft stupste er Stegi an und deutete ihm zu reden. Am besten erfuhren es seine Eltern von Stegi selbst, als von ihm.
„ Dieses Wochenende Papa und ich werd versuchen mitzumachen, so weit es bei mir halt geht." Jetzt sahen sie beide verblüfft zu Stegi. Hatten das wohl nicht von ihrem Sohn erwartet. Sicher kannten sie auch die Probleme, die auftreten würden und trauten es Stegi stand jetzt noch nicht zu. Von irgendwo her hörte er Metall auf Porzellan klappern und als er sich umsah, konnte er sehen, dass Stegis kleine Schwester ihre Gabel auf den Teller hatte fallen lassen und die Flüssigkeit überall hin gespritzt war und ihre Klamotten versaut hatte. Tim schob seinen Stuhl zurück und stand auf, um ihr zu helfen neue Klamotten anzuziehen. Stegi hatte sicher genug mit seinen Eltern erstmal zu klären.
„ Mia zeigst du mir mal dein Zimmer? Dann können wir dein dreckiges Shirt tauschen. Die drei sollten jetzt besser alleine sein." Mia erwachte aus ihrer Trance, sah einen Augenblick zu ihm hoch, wohl um sich seiner Worte bewusst zu werden, bevor sie von dem Stuhl runter hopste und in ihr Zimmer lief. Tim folgte ihr, hörte im Flur Stegis Vater gerade noch zu ein paar Worten ansetzen.
„ Stegi du weißt, dass..." Mehr konnte er leider nicht verstehen, aber er war sich sicher, dass es um Stegis Schlafprobleme ging, wenn andere im Raum waren. Mia setzte sich auf ihr Bett und deutete dann auf den Schrank.
„ Gib mir daraus einfach irgendein Oberteil. Die liegen in der Mitte auf der linken Seite." Tim öffnete den Schrank und sah sofort die Oberteile, die sie meinte. Tim holte eines der langärmeligen Shirts heraus, natürlich in pink und ging dann vor ihr in die Hocke.
„ Soll ich dir helfen, oder ziehst du dich schon alleine um?" Tim wusste ja nicht, wie alt und selbstständig sie schon war. Aber in dem Alter konnte sie das bestimmt schon. Dennoch hob sie die Arme über den Kopf und deutete ihm damit, dass er ihr helfen sollte.

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