Du bist echt ne Pflaume Stegi

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Stegi trottete die Treppe hoch bis zu der kleinen Wohnung und schloss diese dann auf. Wie erwartet war es still. Seine Schwester war also wirklich ausgeflogen.
„ Schmeiß dein Zeug einfach bei mir ins Zimmer und dann kommst du bitte in die Küche und hilfst mir. Reicht dir für später Sandwich und ein paar Gemüse Sticks, oder muss es was ausgefeilteres sein?", rief Stegi zunehmend lauter auf dem Weg in die Küche. Sonst verstand man ihn wieder so schlecht.
„ Passt. Machst du mir noch nen Tee zum hier trinken? Ich würde mich gerne noch ein wenig aufwärmen, bevor wir raus gehen. In den zwei Stunden hab ich schon ein bisschen gefroren." Unwohlsein kroch in Stegi hoch. Das war seine Schuld. Immerhin hatte er es vergessen und war dann noch mit Tim unterwegs. Während er in einem schönen warmen Café saß, musste Tobi in der Kälte hocken.
„ Klar doch und sorry noch mal.", antwortete Stegi reuevoll und setzte Wasser für einen Tee auf.
„ Keine Sorge, ich hab mich zwischenzeitlich mit nem Kaffe in ein kleines Restaurant gesetzt." Stegi zuckte kurz zusammen, als Tobi plötzlich hinter ihm stand und ihm eine Hand auf die Schulter legte. Er hatte ihn nicht kommen gehört.
„ Ist aber auch unwichtig. Reden wir lieber über Tim." Der Unterton in Tobis stimme gefiel ihm schon wieder gar nicht. Tobi interpretierte da viel zu viel rein. Es war ein netter Nachmittag im Café, mit ein paar Gesprächen und das war's. Mehr war und würde das auch nicht passieren. Er konnte sich nicht in Tim verlieben. Das war unmöglich. Jemand so tolles, hübsches und kluges verliebte sich nicht in ihn. Schon gar nicht, wenn er Abstand suchte und nicht die Nähe zu anderen. Auf Dauer hielt das doch keiner aus, der dann auch mal kuscheln, knutschen und rum machen wollte. Nach dieser Art näher sehnte er sich auch nicht. Kuscheln gut okay, das tat er auch mit Tobi. Aber eben in Klamotten und meist nicht auf Pärchen. Mehr so freundschaftlich und oft einfach nur nah bei dem Anderen liegen.
„ Erde an Stegi." Tobi fuchtelte mit seinen Armen vor Stegis Gesicht rum, was diesen natürlich aus seinen Gedanken holte.
„ Mit Tim wird da nicht viel sein. Das war ein einmaliges Entschuldigungsangebot, weil ich wegen ihm bewusstlos war. Viel mehr wird da nicht kommen. Weder von mir, noch von ihm. Lass den Gedanken also wieder platzen." Tobi sollte sich da echt nicht zu viel rein steigern. Das zwischen Tim und ihm würde platonisch bleiben. Ja mal ganz schön, aber er musste und konnte ohne das auskommen. Statt weiter mit Tobi zu diskutieren, begann er zwei Scheiben Toast in den Toaster zu stecken, damit sie nachher was zu essen hatten.
„ Bist du blind? Der Typ steht auf dich und das nicht nur ein bisschen. Da wird sicher noch viel mehr kommen. Lass es auf dich zukommen und genieß es bitte auch ein wenig. Ich will nicht, das du auf ewig alleine bist. Du hast mehr verdient." Süß war das ja schon. Trotzdem würde zwischen Tim und ihm nie was laufen. Sowas würde sich keiner antun. Um wenigstens Tobi ruhig zu stimmen, nickte er und suchte aus dem Kühlschrank derweil den Belag für den Toast zusammen.
„ Sag mal, willst du Tim nicht mal die Tage einladen, damit er mit uns Basketball spielen kann? Das wäre doch ein guter Anfang." Innerlich seufzte Stegi laut. Er brauchte jetzt dringend einen Grund, warum er Tim nicht einladen wollte. Oder besser konnte. Und es musste was nachvollziehbares sein. Stegi wollte sich schon eine Lüge ausdenken, als ihm ein kleines Detail auffiel. So simpel und dennoch eine hundert Prozent Versicherung, Tim nicht einladen zu müssen. Warum war er da nicht gleich drauf gekommen.
„ Wird schwer. Ich hab seine Nummer nicht." Das war nicht mal gelogen. Seine Nummer hatte er wirklich nicht. Dafür aber seine E-Mail und seine Adresse, aber das konnte Tobi nicht wissen. Eine perfekte Ausrede eben.
„ Du bist echt ne Pflaume Stegi. Da schmachtet dich der Typ schon mehr als offensichtlich an und dann fragst du nicht mal nach seiner Nummer. Muss ich dir erklären, wie dating funktioniert, oder kriegst du das alleine hin?"
„ Man ich will nichts von dem Tobi.", jammerte Stegi. Tim war das absolute Gegenteil von ihm. In allen erdenklichen Kategorien. Und auch wenn er ganz nett war und ein wenig süß, so musste Stegi realistisch bleiben. Realistisch, dass da auf lange Sicht nicht laufen würde. Gar nichts. Weder Freundschaft noch Beziehung. Der Gedanke daran war für Stegi schon fast utopisch. Niemand würde sich das freiwillig antun. Andererseits stand gerade Tobi neben ihm, der sein bester und einziger Freund war und der ihn nebenbei noch anfassen durfte. Aber das war etwas anderes. Tobi war von klein auf sein Freund. Zwar musste auch er damals mit der neuen Situation erst umgehen lernen, doch das hatte ihn nie gestört. Er konnte sich schon glücklich schätzen.
„ Stegi wenn du blockst wird das nichts. Auf den ersten Blick."
„ Tobi wie oft noch. Der will nichts von mir. Zumindest nicht so. In der Schule haben wir so gut wie nie ein Wort gesprochen und auch im Basketball nur anfangs. Für mich sieht das eher so aus, als wäre ich sein Experiment. Da ist alles, aber keine Gefühle für mich. Und jetzt hör auf. Sonst fliegst du gleich wieder raus und kannst nach Hause gehen." Zugegeben so harsch hatte er Tobi jetzt nicht unterbrechen wollen, aber scheinbar war das die einzige Möglichkeit, das sicherzustellen. Er wollte jetzt nicht über Tim diskutieren. Wiedersehen würde er ihn eh nur noch selten. Genau genommen acht bis zehn Stunden in der Schule. -So genau wusstest das selbst nicht.- Da war nicht viel mit reden. Und sonst sahen sie einander nie. Bald waren sie dann eh mit der Schule fertig und dann konnte er endlich wieder zu Tobi in die Nähe ziehen. Damit würde er Tim dann den Rücken kehren und ihm auf nimmer wiedersehen sagen. Diese Beziehung würde sowieso nicht funktionieren. Ob nun Berührungsangst, oder nicht.
„ Sorry Stegi. Ich wollte nicht, dass du ausflippst. Es ist nur schön dich unter ein paar Menschen zu sehen, die dir sichtlich gut tun. Bezüglich Tim war es nur eine Feststellung. Aber ich werd es lassen."

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