Kuscheln und dösen

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Tim konnte nicht anders als sich zu Stegi aufs Bett zu setzen und ihn samt Decke in den Arm zu nehmen. Stegi schmiegte sich leicht an ihn, legte sogar seinen Kopf auf Tims Brust ab, nachdem er ein Stück Decke unter seinen Kopf geschoben hatte und seufzte dann entspannt auf.
„ Weißt du wie unheimlich schön das hier für mich ist? Einfach mal jemanden quasi berühren zu können ohne umzukippen? Bis jetzt bin ich immer auf Distanz gegangen, beziehungsweise musste es sogar.", seufzte Stegi glücklich. Tim schwieg und sagte nichts dazu. Hoffte das Stegi von sich aus ein bisschen weiter sprach und etwas mehr von sich erzählte. Leider wusste er selbst, wie verschlossen Stegi war, wenn es um seine Berührungsangst ging. Jede kleine Info, die Stegi ihm selbst gab, war ein Stücken von Stegis Seele, in das er einen Einblick haben durfte. Umso überraschter war er, dass Stegi wirklich noch weiter sprach und dabei in die Tiefe ging.
„ Aber bei dir. Ich kann es nicht beschreiben, aber es ist anders. Selbst wenn ich umkippe. Zwischendrin flammen immer wieder glückliche Erinnerungen auf, was deine Berührungen erträglicher macht.", erzählte Stegi locker weiter und schaute kurz mal zu ihm hoch, wie um sich eine Bestätigung zu holen, bevor er den Kopf wieder ablegte und weiter sprach.
„ Das hatte ich bei Tobi ganz spät erst. Gut er stellt ne Ausnahme da, weil er der erste war, der mich wieder berührt hat. Aber auch bei meinen Eltern hat es länger gedauert. Gerade bei meinem Vater. Kann auch sein, dass ich mich mehr an Berührungen gewöhnt hab, aber ich glaub es liegt an dir. Meine Schwester war die einzige, bei der es nicht mal eine Woche gedauert hat, bis ich mich an ihre Berührungen gewöhnt hatte. Es musste auch einfach funktionieren. Ihr zu erklären, dass die mich nicht berühren kann, war schwer und sie hat es nicht verstanden. Deswegen wolle ich so schnell wie möglich wieder als großer Bruder fürs sie da sein und ihr nicht weiter verbieten mich zu berühren. Ich wollte damals auch nicht, dass sie mich bewusstlos sieht. Sie hätte nur Angst gehabt und weitere Fragen gestellt, die ihr keiner beantworten konnte. So war es wesentlich besser. Mittlerweile ist sie selbst super vorsichtig, wenn mich jemand berührt. Das hast du vorhin sicher gemerkt." Tim hatte Stegi noch nie so tiefgreifend und offen über seine Probleme reden gehört und was in seinem Inneren vorging. Tim war richtig ergriffen davon. Er nahm alles, was Stegi ihm gab, um ihn besser zu verstehen und besser auf Stegi abgestimmt mit ihm umzugehen. Noch immer wollte er nichts dazu sagen, in der Hoffnung das Stegi noch ein klein wenig weiter sprach, doch er merkte, dass Stegi das Ende der Fahnenstange erreicht hatte und nicht mehr weiter reden wollte. Darum schwieg Tim auch und ließ Stegi in Ruhe. Um Stegi dennoch irgendwie zu zeigen, dass er es sehr begrüßte, wie viel er auch aus sich raus kam, streichelte er beruhigend über Stegis bedeckten Rücken und drückte ihn fester an sich. Gerne wäre er Stegi durch die wuscheligen blonden Haare gefahren, oder hätte ihm sanfte Küsse auf den Scheitel gedrückt. Leider wusste er, dass Stegi fast sofort umkippen würde und damit war die entspannte Atmosphäre zwischen ihnen dahin. Aber auch einfach nur mit Stegi im Arm hier zu liegen und seine Nähe zu spüren, war ein unglaublich schönes Gefühl, was er gerne bewahrte. So durfte es seiner Meinung nach gerne weiter gehen. Auch wenn es nicht die Beziehung war, die sich so mancher vorstellte, konnte er doch nicht glücklicher sein mit seiner Situation. Stegi gähnte langgezogen, bevor er die Augen schloss und sich in seinen Armen fallen ließ. Tim fragte sich ernsthaft, wie ein Mensch so unglaublich niedlich sein konnte beim Gähnen, wie Stegi es im Moment war. Und auch wenn Stegi nicht schlafen konnte, sondern nur döste, so tat Stegi die Entspannung doch mehr als gut. Tim wäre sogar fast wirklich abgemattet, wenn Stegis Mutter nicht noch mal ins Zimmer gekommen wäre, um sie zum Essen zu holen. Jetzt da sie sowieso wusste, dass sie zusammen waren, schreckten sie auch nicht mehr auseinander. Tim schaute lediglich verschlafen hoch, als er eine Stimme vernahm.
„ Wollt ihr was essen, oder ruht ihr euch aus? Ich kann euch später auch noch was warm machen." Stegi richtete sich auf und somit musste er es ihm gleich tun. Liegen bleiben war einfach blöd, wenn Stegi nicht bei ihm lag und was zu essen könnte er im Moment auch ganz gut vertragen. Schließlich war Basketball nicht gerade wenig anstrengend, auch wenn er wie heute meist Tipps gab und den anderen half. Er nahm sich schon entsprechend seine kurzen Moment, um sich richtig auszupowern und das kostete Kraft.
„ Kommst du? Ich bin sicher, dass du auch was zu essen vertragen könntest. Wir machen danach was. Ich bin halbwegs wieder fit. So ein bisschen zu dösen hat mir unheimlich gut getan.", gab Stegi fragend von sich und streckte fast schon fragend eine Hand nach ihm aus, um ihn dazu zu bringen aufzustehen. Na wenigstens etwas. Ihn hatte es nur noch müder gemacht. Er könnte auf der Stelle einschlafen. Trotzdem rappelte er sich auf und folgte Stegi ins Wohnzimmer, wo der Rest von Stegis Familie bereits am Tisch saß und auf sie warteten. Sein Blick blieb bei Stegis Vater hängen, der sie mit einem wissenden Blick und hochgezogenen Augenbrauen betrachtete. Tim wurde leicht unwohl unter dem Blick, denn er wusste, dass sie nichts gesagt hatten und auch Stegis Mutter hatte wohl kaum Zeit dazu gehabt, denn schließlich war er gerade erst heim gekommen. Tim wollte ein bisschen Abstand zwischen sie bringen, als wäre es zu auffällig, wenn sie nur nah zusammen standen. Erst da fiel Tim auf, dass er immer noch seine Hand mit Stegis verschränkt hatte. Als hätte er sich verbrannt, entzog er seine Hand schnell, was ihm einen fragenden Blick von Stegi einbrachte. Bevor Tim irgendwas zu der Situation sagen konnte, oder sein Verhalten erklärte, wurde er von Stegis Vater unterbrochen.
„ Jungs jetzt mal ehrlich, ich leb nicht hinterm Mond. Ihr müsst euch nicht verstecken. Ganz besonders du nicht Tim. Du tust Stegi mehr als gut und dafür sollten wir danke sagen. Jetzt setzt euch das Essen wird kalt."

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