Störung

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Er warf fertig. Aber auf gute Art und Weise. Gerade würde er für nichts auf der Welt hier weg gehen. Er konnte mit Stegi kuscheln und er konnte es genießen. Stegi lag sogar mit dem Kopf bei ihm auf der Brust. Er wäre sogar fast eingeschlafen. Nur Stegi konnte nicht schlafen und hielt ihn durch immer wieder kleine Bewegungen ebenfalls wach. Stören tat es ihn nicht. Er wollte keine Sekunde hiervon verpassen. Stegi in seinen Armen zu halten war ein tolles Gefühl, jede Sekunde davon kostbar. Stegis Atem auf seiner Haut, seine Finger nur Millimeter von seiner Brust entfernt. Jeher wurden sie allerdings wieder gestört. Diesmal war er der Schlüssel, der in einem Schloss gedreht wurde und kurz darauf ein kleines Mädchen, welches bei ihnen ins Zimmer stürmte. Sie konnten sich gar nicht mehr so schnell lösen, wie sie da stand.
„ Was machst du da Stegi?", fragte das kleine Mädchen unschuldig und mit kugelrunden Augen. Stegi schämte sich sichtlich dafür, das seine kleine Schwester ihn in so einer für ihn prekären Situation erwischte. Daher versuchte er das für Stegi zu entschärfen.
„ Wir haben gekuschelt. Das tust du mit Stegi doch auch. Sowas machen Freunde einfach. Magst du mit zu uns aufs Bett kommen kleine Maus?" Stegis Schwester schien vergessen zu haben, was sie so eben gesehen hatte und krabbelte mit aufs Bett. Sie ließ sich auf Stegis Schoß nieder. Stegi legte die Arme um sie und küsste sie dann auf den Schopf.
„ Hab dich lieb mein Schatz.", meinte Stegi. Tim fand es unendlich schön, dass Stegi so normal und liebevoll mit seiner Schwester umgehen konnte. Keine zwei Sekunden später platzte dann auch Stegis Mutter mit ins Zimmer.
„ Du sollst deinen Bruders mal fünf Minuten alleine lassen. Ich huch. Ähm Stegi?" Sie hockten wohl doch noch recht nah und intim zusammen. Stegi wurde Knall rot und schob seine Schwester von seinem Schoß, um möglichst viel Abstand zwischen sie zu bringen. Kurz nickte er Stegi zu und deutete ihm, dass er das klären würde. Er erhob sich schnell von Stegis Bett und versuchte auch seine Mutter mit nach draußen zu nehmen, die ihm natürlich sofort folgte.
„ Also ich wollte ja nicht in was auch immer rein platzen, aber eine kleine Vorwarnung wäre ganz gut. Wie auch immer du das so schnell hinbekommen hast." Tim bekam große Augen, als er verstand, was sie denn damit aussagen wollte. Falsche Richtung eindeutig.
„ Um Gottes Willen. Wir haben nur gekuschelt. Stegi ist noch lange nicht so weit, dass da mehr sein würde."
„ Aber du wünscht dir mehr. Ich seh es dir doch an Tim. Schick Stegis Schwester raus und dann kuschelt ihr mal schön weiter." Tim war mindestens so fassungslos, wie vorhin, wo Stegi ihn einfach umarmt hatte. Er hatte gar keine Ahnung, wie er dem entgegen treten sollte. Mit sowas hatte er auch noch nie umgehen müssen.
„ Stegi ist ein guter Junge. Pass mir ja auf ihn auf." Mit den Worten wurde er im Flur stehen gelassen. Zwei drei Sekunden brauchte es, bis ihm klar wurde, was das bedeutete. Sie hatte ihn so eben als Freund ihres Sohnes akzeptiert, obwohl sie nicht mal im Traum zusammen waren. Tim konnte es nicht fassen. Noch leicht fassungslos ging er wieder zu Stegi ins Zimmer. Dabei wurde er fast von dem kleinen Wirbelwind umgerannt, der aus Stegis Zimmer geschossen kam. Tim machte die Tür hinter sich zu und setzte sich dann wieder zu Stegi aufs Bett.
„ Hat meine Mom mich arg blamiert?", wollte Stegi wissen und sah peinlich berührt zu ihm auf. Ihn hatte sie nicht blamiert. Dafür aber Tim selbst, weil sie ihn so unglaublich schnell durchschaut hatte. Musste Stegi aber nicht wissen.
„ Nein alles gut. Ich hab und nur erklärt, dass wir gekuschelt haben und man das unter Freunden eben macht." Stegi nickte und streckte dann die Arme nach ihm aus. „ Kommst du noch ein bisschen her? Ich weiß, ich verlang gerade einiges von dir, aber mir tut es unheimlich gut und ich wäre dankbar, wenn wir sowas vielleicht öfter machen könnten. Natürlich nur, wenn es für dich auch okay ist." Wie könnte es das jemals nicht. Stegi schenkte ihm so eben einen Freifahrtsschein ins Paradis. Und er wäre schön dumm diesen nicht anzunehmen. Tim legte die Decke wieder ordentlich zwischen sie und ließ zu, dass Stegi sich erneut an ihn kuschelte. Ein wohlig warmes Gefühl durchströmte ihn und machte ihn in diesem Moment zum glücklichsten Menschen auf Erden. Vielleicht konnte er irgendwann mal mehr, als nur mit Decke zwischen ihnen kuscheln. Für den Moment war Tim aber wunschlos glücklich. Diesmal behielt er die Augen geöffnet und schaute direkt in Stegis grüne Augen. Von nahem konnte man erkennen, dass sie eine leichte Mischung aus grün und gelb waren. Um die Pupille rum zogen sich hellbraune Sprenkel, die Stegis Augen funkeln ließen. Sie waren wirklich wunderschön. Er könnte sich echt darin verlieren. Tim hob seine linke Hand und wollte Stegi sanft über die weichen, runden Wangen streicheln, als ihm im letzten Moment bewusst wurde, was er da gerade im Begriff war zu tun und das sie so weit definitiv noch nicht waren. Ohne das Stegi es bemerkte, ließ er seine Hand wieder sinken und tat so, als sei nichts gewesen.
„ Weißt du, dass es total schön ist, hier mit dir zu liegen? Ja ich weiß, total bescheuert und einfallslos. Bis zum nächsten Mal denk ich mir was besseres aus.", versprach Stegi. Dabei hatte er selbst gesagt, er genoss es. Und Tim selbst tat das erst recht. Kuscheln war nicht einfallslos. Es war schön und bewies Vertrauen. Leider schien jemand gewaltig was dagegen zu haben, dass sie kuschelten. Denn noch bevor er etwas erwidern konnte, wurde er von einem klingeln unterbrochen. Dem Klingeln seines Handys.
„ Sorry ich muss kurz.", entschuldigte Tim sich und erhob sich aus der bequemen Position, um an sein Handy zu gelangen und den Anruf anzunehmen.
„ Ist gerade ziemlich ungünstig. Ich hoffe du hast ne gute Entschuldigung." Er wollte Veni einfach so schnell es ging wieder los werden und sich Stegi widmen. Es sei den, sein Freund hatte ernsthafte Probleme.
„ Sorry aber es ist wirklich wichtig. Ich steh kurz vor dem Weltuntergang. Wir haben in der Schule die Sticks vertauscht. Du hast meinen mit der Präsentation, die ich vor zehn Minuten hätte abgeben müssen. Ich hab schon ne Mahnung bekommen. Ich bin auf dem Weg zu dir."

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