Erster Korb

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Er versuchte das alles zu überspielen. Versuchte nicht wieder an alles zu denken, was passiert war, dass er so vor Berührungen scheute. Der Gedanke bereitete ihm immer noch Kopfschmerzen. Tobi war zum Glück der einzige, der es zu merken schien. Er konnte es in dem Blick sehen, den Tobi ihm zu warf. Besorgt und fragend. Gezwungen setzte er ein Lächeln auf nickte dann zum Zeichen, dass alles in Ordnung war, auch wenn es gelogen war. Mit einem letzten besorgten Blick wand Tobi sich ab und ließ ihn.
„ Was ist? Spielen wir weiter? Diesmal mit den richtigen Zeiten, sodass Stegi auch schön mitkommt.", grinste Tim und warf ihm einen schnellen Seitenblick zu. Stegi zwang sich sein Lächeln noch einen Moment aufrecht zu halten, doch das war es, was ihn verriet. Sein Lächeln war zu gequält, um echt zu sein. „ Was ist denn los? Du schaust gequält." Nun lagen wieder alle Blicke auf ihm. Seine Augen richteten sich auf den Boden und er versuchte sich einen Moment zu sammeln, bevor er den Blick wieder hob. Diesmal ließ er sich nichts anmerken und schaffte es ein echt überzeugendes Lächeln aufzubringen. Eines das jeden täuschen könnte, bis auf Tobi.
„ Was soll sein? Mir geht es gut. Weiter jetzt." Ablenkung war im Moment wirklich das beste. Für sie alle. Nur konnte er Tim nicht verarschen. Der durchschaute sein falsches Spiel.
„ Lenk jetzt nicht ab. Was ist los?"
„ Tim lass ihn. Glaubst du als sein bester Freund kann ich ihn nicht einschätzen? Ich kenne den Unterschied zwischen Stegis lass mich in Ruhe, ich will nicht drüber reden Blick und dem mir geht es nicht gut, hilf mir bitte Blick. Das war ersterer.", funkte Tobi dazwischen, bevor Tim noch weiter reden konnte. Für einen Moment brachte es Tim aus der Fassung und er blieb ruhig. Allerdings nur einen kurzen Augenblick.
„ Trotzdem ist das was, was ihn bedrückt." Tims Punkt war natürlich richtig, aber wie Tobi schon gesagt hatte, er wollte da auch nicht drüber reden. „ Ich weiß auch, woran es liegt. Das macht Stegi mit sich aus. Können wir jetzt bitte normal weiterspielen? Danke." Tobi schnappte sich so schnell es ging einfach den Ball und startete mit prellen, damit keiner auf die Idee kam, weiter nach zu stochern. Aber Tim schien noch nicht fertig zu sein.
„ Dann wüsste ich aber auch gerne, was denn los ist. Also entweder Stegi redet, oder du klärst uns auf." Tim schaffte es fordernd und trotzdem ruhig zu bleiben, als ob sie sich über die Ferienplanung oder Ähnliches unterhielten. Das war auch eine Kunst für sich. Stegi beschloss, dass alles schneller ein Ende hatte, wenn er einfach sagte, was los war und nicht noch weiter schwieg.
„ Es ist der Gedanke, keinen von euch je richtig berühren zu können. Einfach mal normal zu sein. Zufrieden? Mir geht es gut." Damit schaffte Stegi es das Thema zu beenden. Flink wie er war, schnappte er Tobi den Ball weg und sprintete in Richtung Korb. Wenigstens zog der Rest jetzt auch mit und ignorierte, was er so eben gesagt hatte. Selbst Tim sprach ihn nicht mehr an. Dafür nahm er ihm den Ball ab, als er an Jamie vorbei wollte, um zu Basti zu passen, der sich unter dem Korb platziert hatte. Nun rannte er wieder in die entgegengesetzte Richtung. Veni war noch ein Stück weiter vorne, hatte somit den winzigen Vorsprung, den er brauchte, um Tim von der Seite den Ball auszuschlagen. Der drehte sich weg, versuchte den Ball mit dem Körper abzuschirmen, doch er drehte sich genau in Stegi rein, der ihm den Ball dann abnahm. Stegi hatte sich schon gefragt, wo seine Deckung war, dass er einfach so neben Tim hatte stehen können, als vor ihm Tobi auftauchte. Eine Drehung um hundertachtzig Grad zeigte ihm, dass Jamie hinter ihm stand. Zu seinen Seiten befand sich die Begrenzung und Tim. Auch nicht sonderlich besser. Stegi nahm den Ball auf, sah sich noch einen Moment um, täuschte einen Rauswurf zu Basti an und warf dann in hohem Bogen zu Veni raus. Der passte zu Basti, der mit dem Ball Richtung Korb verschwand. Das Knäul um ihn hatte sich mit seinem Wurf gelöst. Tim blieb als seine Deckung bestehen. Und ließ ihn egal was er tat einfach nicht vorbei. Dabei hatte er ein fieses Grinsen auf den Lippen. Stegi sah nur eine Möglichkeit. Er setzte zum Sprint auf die andere Seite an, dicht gefolgt von Tim. In der Mitte machte er abrupt halt, drehte sich und war mit zwei schnellen Schritten an Tim vorbei, da er länger gebraucht hatte, um vollends stehen zu bleiben und die Richtung zu ändern. Gut so. Hinten konnte allerdings nicht mehr viel machen. Basti fing sich gerade den Rebound und versuchte noch mal einen Korb zu werfen. Und siehe da. Trotz das Tobi versuchte zu blocken und Veni versuchte ihn zu decken ging der Ball rein. Kurz darauf hallte ein Freudenschrei über den Platz. Das durfte auch sein. Die beiden klatschten ab, woran Stegi sich natürlich nicht beteiligte. Ansonsten lag er dann erstmal zehn Minuten flach. Dafür wurde er von Tobi in eine kurze Umarmung gezogen.
„ Ist wirklich alles in Ordnung mit dir Stegi? Berührungen waren schon immer ein Thema, was dich schnell aus der Fassung gebracht hat." Stegi erlaubte sich Schwäche zu zeigen und schüttelte den Kopf. Es war nicht alles in Ordnung. Ändern konnte man es nur leider auch nicht. Man konnte die Vergangenheit nicht ungeschehen machen, oder ihn vergessen lassen. Auch wenn er es sich immer wünschte.
„ Ist okay. Dir darf es deswegen schlecht gehen. Aber sieh es bitte so. Du brauchst einfach nur länger. Wenn du wolltest und jeder sich die Zeit nimmt, könntest du einen normalen Umgang mit ihnen haben. Bei Tim klappt es doch schon ganz gut." Tobis Aufmunterungsversuch half ihm echt. Ein kleines Lächeln trat auf seine Lippen. Tobi hatte schon recht. Für einen kurzen Moment erlaubte Stegi es sich, sich in der Umarmung fallen zu lassen und einfach nur die Nähe zu seinem besten Freund zu genießen. Völlig egal, was der Rest derweil von ihm dachte. Hier fühlte er sich im Moment wohl und geborgen.
„ Wirklich alles in Ordnung ?", hörte er eine leise Stimme hinter sich. Mal wieder Tim, der sich nach ihm erkundigte.
„ Ihm geht es gut. Er ist im Moment nur ein bisschen anhänglich."

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