Unerwartet

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Tim sah ihn einen Moment verwundert an, stopfte dann aber seine Sportschuhe in seine Sporttasche.
„ Tut mir leid, wenn's fies rüber kommt, aber ich denke nicht, dass es zwischen uns was zu besprechen gibt." Deutliche Abfuhr des Brünetten. Er wollte nicht reden, egal mit wem. Doch Basti würde auch nicht locker lassen. Er trat ein paar Schritte auf Tim zu, bis er direkt hinter ihm stand und legte seine linke Hand an Tims Schulter. Ein seufzen war zu vernehmen. Gleichzeitig spürte er, wie Tims Schultern nach unten sanken. Sonderlich Lust hatte er wohl nicht. Doch er war zumindest bereit ihm zuzuhören. Daher setzte Basti mit dem Thema an, was wohl sie beide beschäftigte.
„ In deinem Kopf schwirrt wohl ziemlich viel im Moment. Und ich kann mir denken, dass es sich bei den meisten Gedanken um Stegi handelt. Deswegen kannst du dich auch nicht konzentrieren. Nur eins versteh ich nicht. Bis jetzt war Stegi euch immer egal, warum machst du dir auf einmal so viele Sorgen?" Letzteres hätte er zugegeben etwas netter formulieren sollen. So klang es wie eine Anklage und das war nicht sein Ziel gewesen. Tim drehe sich auf der Stelle zu ihm um und musterte ihn mit einem leeren Blick. Irgendwo tief hinter diesem braun konnte Basti die Sorge des Brünetten erkennen. Er war tatsächlich noch stärker besorgt, als Basti angenommen hatte.
„ Hör zu. Stegi hat mir immer etwas bedeutet und ich hab mir immer Sorgen um ihn gemacht. Nur blockt er jegliche Hilfe ab. Anfangs hab ich sogar versucht ihn in die Mannschaft einzugliedern, als ich neu war. Genau wie du. Nach einem halben Jahr hab ich eingesehen, dass er lieber allein sein wollte und hab es gelassen. Dennoch hab ich immer ein Auge auf ihn geworfen. Beschützerisch versteht sich. Also tu nicht so, als mache ich mir keine Sorgen um ihn.", fauchte Tim ihm wütend an. Langsam machte er ihm ein bisschen Angst, doch das konnte Basti unterdrücken. Basti erkannte aber noch etwas anderes in seiner Stimme. Erschöpfung. Woher diese kam, könnte Basti nicht sagen und er wollte jetzt auch nicht nachfragen. Tim zog den Reißverschluss seiner Sporttasche ruckartig zu und schlüpfte dann in seine Jacke.
„ Also war's das jetzt? Ich würde gerne gehen und mir nicht weiter Vorwürfe von dir anhören." Die Wut war aus Tims Stimme schon fast verschwunden. Dafür war sie nun genervt und die Erschöpfung klang viel deutlicher mit.
„ Hör mal, das war kein Vorwurf. Lediglich eine objektive Feststellung von dem, was ich so mitbekommen hab. Also komm runter. Brauchst du wen zum reden?" Tim hielt zum ersten Mal in der Bewegung inne und sah sichtlich überrascht über das Angebot zu Basti. Nach ein paar Sekunden, in denen er wohl überlegt hatte, gab er eine Mischung aus nicken und Kopf schütteln von sich. Wusste er nicht, was er wollte, oder war er nur zu höflich Basti abzuweisen?
„ Mit dem kann ich nichts anfangen. Entweder ja oder nein. Ich hab kein Problem, wenn du alleine sein willst, nur sag es mir. Du brauchst..."
„ Liegt bei dir. Ich wollte joggen gehen. Da krieg ich am besten den Kopf frei. Wenn du mitkommen magst, können wir gerne reden. Du musst dich aber nicht quälen. Bleib noch ein bisschen hier und schau beim Training zu. Keine Sorge, ich komm zur Not auch alleine klar." Ein leichter Anflug von Belustigung schwang in Tims Stimme mit. Wie oft das in der letzten Minute schon gewechselt war, konnte Basti nicht mal mehr sagen. Joggen war zugegeben nicht seine Lieblingsbeschäftigung, doch grade würde es ihm nichts ausmachen.
„ Ich komm denke ich mal mit. Sagen wir mal das Training war mir schon interessant genug. Wartest du kurz, ich geh meine Flasche noch schnell holen." So hatte er sich das erste Training nicht vorgestellt. Würde er halt joggen gehen.
„ Wenn du noch mal rein gehst, sag Veni bitte, dass ich joggen bin, unser Treffen heute aber noch steht. Vielleicht ne halbe Stunde später. Das wäre lieb." Basti nickte und ging kurz wieder in die Halle, um seine Flasche zu holen. Auf dem Weg kam ihm jedoch schon Veni entgegen. Musste er wenigstens nicht mehr rein, da seine Flasche im Gang vor der Halle stand.
„ Ist Tim noch da?"
„ Jup Umkleide. Ich soll dir sagen, dass euer Treffen heute noch steht, aber vielleicht ne halbe Stunde später. Wir gehen joggen." Mit einem kurzen nicken verschwand auch er in Richtung Umkleide. Basti holte sich schnell seine Flasche und ging dann wieder zurück in die Umkleide.
„ Sicher das alles ok ist? Nach dem was mit Stegi war? Ich weiß, was du für ihn empfindest. Also tu nicht so, als geht dir alles gerade am Arsch vorbei." Basti blieb vor schreck mitten im Gang wie angewurzelt stehen und starrte mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen den Gang entlang. What? Tim empfand etwas für Stegi? Das musste weh tun. Stegi war so distanziert und abweisend. Nie würde er sich auf jemanden einlassen und in so jemanden hatte Tim sich verliebt. Das ging nun wirklich nicht in seinen Kopf rein. Wie konnte das sein.
„ Musst du noch drauf rum reiten? Wir wissen beide, dass Stegi niemals was mit mir anfangen würde. Erstens ist er nicht schwul, zweitens ist er distanziert und drittens lässt er niemanden an sich heran. Erklär mir also, wie das funktionieren soll! Jetzt lass mich in Frieden und zisch ab." Tim gab es selbst zu. What the fuck. Was ging den jetzt ab. Basti löste sich aus seiner Starre, lauschte aber dem Gespräch der beiden weiter. Er wollte unbedingt mehr herausfinden. Auch wenn es eigentlich nicht okay war zu lauschen.
„ Hey kein Grund mich anzufahren. Ich hab dir nichts getan. Du wirst nur immer total gereizt, wenn es um Stegi geht und das ist nicht leicht zu ertragen. Ja unerwiderte Liebe ist scheiße, ich weiß sehr genau, wovon ich rede. Aber du lässt deinen Frust an anderen raus und das ist nicht ok."
„ Lass mich einfach mit dem Thema in Ruhe, sonst kannst du heute daheim bleiben."
„ Siehst du, genau das mein ich.", fing Veni an ihn anzumeckern. Zeit dazwischen zu gehen. Basti trat in den Raum rein und sofort drehten sich die beiden zu ihm um.
„ Gott ich dachte du seist sonst wer. Was immer du gehört hast, du behältst es für dich, haben wir uns verstanden. Bist du dann fertig?", fragte Tim mit sachlicher Neutralität in der Stimme.

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