Üben üben üben

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„ Setz dich ein paar Minuten raus, wenn's noch nicht geht. Ist nur halb so wild." Stegi widersprach sich selbst mit seinen Handlungen, als er sich raus setzte und damit zeigte, dass nicht alles in Ordnung war. Am liebsten hätte er etwas dagegen unternommen, aber ihm waren die Hände gebunden. Wenn Stegi eins schaffte, dann ihn in den Wahnsinn zu treiben. Wie konnte man so stur sei? Klar waren Berührungen für ihn nie angenehm, aber ein bisschen Hilfe würde ihm nicht schaden. Er hätte Stegi ja durch zwei bis drei lagen Stoff berührt und nur an Stellen, wo es für ihn auch in Ordnung war. Aber nein, lieber quälte er sich und riskierte ne Verletzung. Bei allem Verständnis, was er stegi entgegenbrachte, gerade konnte er es wirklich nicht nachvollziehen.
„ Möchtest du einen Versuch wagen Rafael? Oder bist du jetzt abgeschreckt worden?" Nur so halb nahm er die Worte ihres Lehrers wahr. Sein Blick und seine Aufmerksamkeit lagen auf Stegi. Er hockte am Rand auf einer der kleinen Matten und hatte die Arme um den Bauch gelegt. Sicher hatte er Schmerzen durch den Aufprall und den Zusammenstoß mit der Stange. Stegi schien seinen Blick irgendwie zu spüren, denn er sah auf. Ihre Blicke trafen sich einen kurzen Moment, dann wand Stegi sich verlegen ab.
„ TIM Hilfestellung." Diese Worte rissen ihn aus seinen Gedanken und er drehte sich hastig zu ihrem Lehrer um. Rafi hing schon an der Stange. Schnell kopierte er den Griff ihres Lehrers. Einen zweiten Unfall wollte er heute nicht haben. Bei ihm klappte es wesentlich besser und er rutschte auch nicht ab. Nach zwei weiteren Trockenübungen bat der Lehrer ihn seinen Griff zu ändern und erklärte dann Rafael, was er zu tun hatte, um die Übung vollständig und richtig auszuführen. Ganz so selbstbewusst wie am Anfang war Rafi jetzt nicht mehr. Er war ein bisschen zittrig, was auch einfach die Erschöpfung sein konnte. Was ihn verriet, war der tiefe Atemzug, den er nahm, bevor er abnickte und nach hinten schwang. Danach ging alles ganz schnell und ehe er sich versah fand Rafi sich nach einer Umdrehung wieder in der stützte. Unelegant ließ er sich direkt runter fallen und schüttelte die Arme aus.
„ Für den ersten Versuch recht solide. Ein bisschen musst du noch an den Details feilen und die Hüfte auf jeden Fall an der Stange lassen. Möchtest du es auch probieren Tim, oder gehst du deine Mühle noch ein paar mal üben." Letzteres definitiv. Denn er bekam das ganz sicher nicht so hin und er wollte nicht wie Stegi am Boden landen und sich verletzen. Außerdem brachte es ihm eh nichts, wenn er das alte nicht mal konnte.
„ Ich geh üben.", beschloss Tim und begab sich rüber zu den anderen Aufbauten, wo ein Teil fleißig übte und der andere wie immer dastand und den Sport verweigerte. Es war immer das selbe. Kopfschüttelnd stellte Tim sich an einer der Schlangen an, um einen Versuch zu machen. Sowas war echt scheiße, wenn immer nur ein paar was machen konnten und der Rest rumstand.

Nach ein paar Versuchen ließ sich Tim fallen und schüttelte die Arme aus. Ihm fehlte die Kraft. Obwohl sie erst eine Stunde übten. Er beschloss sich zumindest fünf Minuten raus zu setzten und den anderen zuzuschauen. Dabei konnte man eigentlich immer noch was lernen. Zumal er nicht mehr konnte und nicht seit einer Stunde sinnlos rum stand. Die Ecke hatte schon mehrere Verwarnungen bekommen, doch das interessierte da keinen. Mit seiner Flasche ließ Tim sich nah dem Reck nieder, welches ihr Lehrer betreute. Da konnte er wahrscheinlich am meisten mitnehmen. Das Reck wurde gerade frei und der Lehrer ließ seinen Blick kurz schweifen, um den nächsten zu suchen. Sein Blick glitt dabei zu Tim, der sofort mit den Kopf schüttelte. Seine Arme machten das nicht mehr mit.
„ Möchtest du noch einen Versuch wagen Stegi? Du kriegst das sicher hin.", wandte er sich stattdessen an Stegi, der gerade elegant von einem Reck daneben runter ging. Tim hatte ihn nicht mal bemerkt, bis er dem Blick des Lehrers gefolgt war. Das er schon wieder turnte war eine Sache. Nach so nem Sturz wäre er nicht in der selben Stunde noch mal auf die Idee gekommen es auch nur in Erwägung zu ziehen, noch mal zu turnen. Doch Stegi schwang sich bereits hoch.
„ Auch wenn ich's dir zutraue, möchtest du vielleicht doch lieber mit zumindest ner Absicherung turnen?" Stegis Kopf drehte sich in seine Richtung, als wolle er abschätzen, wie schlimm eine Berührung werden würde für ihn.
„ Ich fang dich nur, wenn du noch mal fällst. Ansonsten berühr ich dich nicht. Ich weiß, wo ich notfalls hin fassen darf.", versuchte er Stegi ein bisschen zu beruhigen. Zumal noch ein Haufen Stoff zwischen ihnen war.
„ Wenn's sein muss. Aber nur im Notfall und wenn bitte mit Jacke." Ging doch. Manchmal musste man Stegi eben ein bisschen zwingen. Immerhin ging es hier um seine Sicherheit. Er rappelte sich auf, um seine Jacke holen zu gehen. Ein bisschen beeilte er sich, damit nicht alles wegen ihm warten musste. Im gehen zog er seine Jacke an und blieb dann auf Abstand zu Stegi als eventuelle Sicherung neben ihm stehen. Stegi kämpfte sich wieder an der Stange hoch und griff dann noch mal nach. Tim beobachtete genauestens, was Stegi tat um ihn rechtzeitig abzufangen.
„ Okay noch mal mit ein bisschen weniger Schwung. Der ist nicht entscheidend." Stegi nickte und schwang dann nach hinten. Reflexartig wollte Tim wieder nach ihm greifen, um ihn zu halten. In letzter Sekunde hielt er sich davon ab und zog zurück. Stegi brauchte die Hilfe sowieso nicht. Diesmal hatte er weniger Schwung und blieb an der Stange.
„ Mach das noch drei mal und dann machst du kurz Pause." Stegi folgte der Anweisung, auch wenn Tim jedes Mal nen halben Herzinfarkt bekam. Nach dem dritten Mal schwächelte ein bisschen mit dem Griff. Es war gut, dass er Pause machte und sich am Rand ausruhte und die Hände ausschüttelte.
„ Auf wir nutzen die Zeit. Hoch mit dir. Ich möchte dieses Jahr zumindest mal ne Mühle von dir sehen." War auch sein Ziel, ob er es schaffte, war dann die andere Sache. Sonderlich optimistisch war er nicht es dieses Jahr zu schaffen. Es klappte schließlich seit Jahren nicht.

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