Erschöpfung

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„ Rafael?", rief er vorsichtig in den Raum. Zwischen den Umkleiden hatte er ihn irgendwo verloren. Gerade als er jede Reihe systematisch ablaufen wollte, sah er jemanden hinter einer der Türen verschwinden. Basti folgte der Person so schnell er nur konnte. Wie sich herausstellte, befand sich hinter der Tür unerträgliche Hitze und ein Wasserbecken. Auf einer der Bänke am Rand hockte, zu seiner Erleichterung wirklich Rafi. Also hatte er sich nicht getäuscht. Er hockte da, zusammengekauert wie ein Häufchen Elend und schluchzte bitterlich. Dabei durfte ihm die Hitze sicher nicht grade gut tun, nachdem er weiß Gott wie lange hier war und boxte. Erstmal setzte er sich mit ein bisschen Abstand zu ihm hin. Hoffte einfach nur, dass Veni ihn wahrnahm und vielleicht von sich aus sprach. Zugegeben sehr unwahrscheinlich. Er wusste ja selbst nicht, wie er sich in dieser Situation verhalten sollte. Er war noch nie so richtig verliebt gewesen, wusste nicht, wie sich unerwiderte Liebe anfühlte, geschweige denn, wie er Veni in dieser aussichtslosen Situation helfen sollte. Schließlich wussten sie alle, dass Tim für Stegi Gefühle hatte und nicht für Veni. Und daran würde sich auch nichts mehr ändert. Aber er wollte ihm unbedingt helfen. Veni jedoch nahm ihn überhaupt nicht mehr wahr, oder wollte ihn einfach nicht wahrnehmen. Also sprach er ihn besser an und brachte ihn erstmal hier raus. Er selbst schwitzte ja schon unheimlich, ohne das er irgendwas getan hatte und die heiße Luft schlug ihm massiv auf die Atemwege.
„ Veni ich denke wir gehen besser raus und dann reden wir mal in Ruhe. Du bist schon vollkommen erschöpft. Hier drin killst du deinen Kreislauf." Einfühlsam war das wohl nicht gerade, aber er wollte, dass Veni sich bewusst wurde, was er sich gerade antat und von selbst aus mitkam.
„ Genau das will ich ja.", schluchzte Veni undeutlich, aber noch so, dass er ihn verstand. Veni wollte seinen Kreislauf wirklich zum zusammenbrechen bringen. Ganz grauenhafte Idee. Zumal er so nicht den Schmerz vergas, sondern nur kurzzeitig betäubte. So konnte es keinesfalls weitergehen. Also musste er das selbst in die Hand nehmen. Ohne Veni zu fragen, oder ihm Möglichkeit zum prostest zu geben, packte er ihn unter den Armen und zog ihn dann so mit sich mit. Seine Beine schleiften zwar auf dem Boden, aber anders bekam er ihm nicht hoch. Veni war dann doch ein bisschen zu schwer für ihn. So zerrte er ihn lediglich bis zu den Sitzgruppen vor diesem Dampfbad und ließ Veni auf einem der Stühle runter. So verschwitzt wie er war, könnte er eigentlich eine Dusche vertragen, aber das war jetzt erstmal nebensächlich. Das Veni jedoch durch den kalten Schweiß anfing zu frieren, konnte er einfach nicht ignorieren. Basti band die Jacke los, die er sich um die Hüften gebunden hatte und legte sie um Venis Oberkörper. Ohne weiter darüber nachzudenken, zog er Veni in seine Arme und zog ihn zu sich auf den Schoß. Beruhigend streichelte er Venis Rücken auf und ab, während er das leise Schluchzen von Veni an seiner Brust spürte.
„ Ich weiß die Situation ist ziemlich scheiße, aber es wird alles gut. Tim mag dich immer noch als Mensch und Freund und das wird sich auch nie ändern. Was ich dir von ihm sagen soll, dass du ihm nicht egal bist. Und das er dich als besten Freund immer lieben wird, egal was kommt. Er wird dich nicht alleine lassen. Er gibt dir nur erstmal Zeit dich abzureagieren. Mir wäre es lieb, wenn ihr euch aussprechen würdet. Jetzt bleibst du aber erstmal bei mir. Ich kümmer mich um dich. Du siehst gerade nämlich nicht so aus, als ob du reden willst." Veni schloss in seiner Umarmung die Augen und sank gegen ihn. Einmal mehr unterstrich das, dass er wirklich nicht reden wollte. Vielleicht bekam er ihn noch in die Dusche und dann würde er ihn mit nach Hause nehmen. Oder wenn er nicht wollte zu sich. Basti würde ja die erste Option bevorzugen, da Veni so keinen zusätzlichen Erinnerungen an Tim ausgesetzt war. Letzten Endes musste Veni das entscheiden. Eine ganze Weile hielt er Veni einfach nur im Arm und streichelte über seinen Rücken. Beruhigen tat er sich zwar langsam, aber er weinte immer noch stumm. Basti hielt ihn einfach nur im Arm und gab ihm das Gefühl, dass er nicht alleine war. Mehr konnte er für ihn nicht tun. Irgendwann war Veni dann aufgestanden und hatte sich schniefend die Tränen weggewischt. Basti stand stumm auf und folgte Veni zu den Spinden. Veni holte seine Sachen heraus und lief dann in Richtung Ausgang. Stützend legte er einen von Venis Armen um seine Schulter, da er nicht wusste, wie es um seinen Kreislauf stand. Zum anderen konnte er Veni so umarmen und ihm halt und Trost spenden. Veni raffte sich tatsächlich auf zu sich nach Hause zu gehen, wo es nur so von Erinnerungen mit Tim wimmelte, aber er wollte ihn nicht davon abbringen. Bei sich daheim hatte er sich wortlos von ihm gelöst und sich in die Umarmung seiner Mutter fallen gelassen. Wieder mal hatte er angefangen zu weinen. Basti fiel es schwer ihn so leiden zu sehen. Alleine lassen wollte er ihn jetzt schon gleich drei mal nicht, aber es sah nicht so aus, als wolle Veni ihn hier behalten. Gerade als er auf dem Absatz kehrt machen wollte, wurde er jedoch aufgehalten.
„ Bleibst du bitte da? Ich will dich nicht auch noch verlieren." Würde er dich nicht. Auch wenn er nicht parteiisch sein wollte, er würde zu Veni halten, wenn sich die beiden voneinander entfernen würden. Vorstellen konnte er sich das allerdings nicht. Tim würde Veni nicht aufgeben. Also lag es wenn an Veni, wenn sie sich voneinander entfernten. Es sei denn, Tim wollte ihm den Abstand geben, den Veni jetzt erstmal benötigen würde. Basti ging von unten noch seinen Rucksack holen und kam dann in die Wohnung. Er stellte seine Tasche an die Wand ab, streifte seine Schuhe von den Füßen und stellte dann sie dann zu seiner Tasche.
„ Basti tust du mir einen Gefallen? Rafael ist gerade im Bad verschwunden. Geh bitte nach ihm schauen. Ich weiß nicht, ob er sich wirklich was tun würde, aber ich will es nicht drauf ankommen lassen. Sei bitte für ihn da, wenn Tim es jetzt nicht mehr ist. Ich glaub er vertraut dir genug, dass er dich jetzt noch an sich ran lässt."

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