Die Vergangenheit mit all ihren Problemen

100 11 0
                                    

Ich hab ja nicht mal mehr daheim geschlafen, weil ich es da nicht mehr ausgehalten hab. Alles in meinem Zimmer hat mich an diese eine Nacht erinnert. Deswegen sind wir später dann auch umgezogen und haben fast alles zurück gelassen. Ich hab alles mit dieser Nacht verbunden und bin schier durchgedreht, wenn ich es gesehen hab. Hab mich in meinem eigenen Zimmer nicht mehr wohl gefühlt und dennoch hab ich mich da am sichersten gefühlt, weil ich sicher vor allen war. Dennoch war die Angst und Schlaflosigkeit nach ein paar Wochen zu schlimm. Ich brauchte einen Neuanfang und Tobis Eltern haben mir erstmal Abstand zum Geschehen ermöglicht. Meine Mutter ist mich jeden Tag bei Tobi besuchen gegangen und nach einiger Zeit kam auch ab und zu mein Vater wieder mit, auch wenn er am meisten Abstand halten musste, damit ich nicht umkippe. Damals hat es gereicht, wenn er mir auf einen Meter nah kam, dass ich umkippe. Meine Mutter konnte ich gerade so an mich ran lassen kippte aber bei der direkten Berührung um. Sie konnte mir immerhin nicht das antun, was Nathan mir angetan hat. Ich wusste da allerdings, dass ich es irgendwie wieder hinbekommen musste. Ich wollte wieder die liebevollen Umarmungen meiner Mutter spüren, mich wohl in der Nähe meines Vaters fühlen und vor allem für meine kleine Schwester da sein und sie beschützen, wenn sie auf der Welt ist. Wollte für sie der große Bruder sein, den sie umarmen und mit dem sie spielen konnte, ohne auf etwas achten zu müssen. Den Rest kennt ihr ja dann. Es ist mir so unendlich unangenehm darüber zu reden, weil ich dann von allen nur bemitleidet werde und weil es mir peinlich ist, dass ich meine Unschuld in dem Alter durch eine Vergewaltigung verloren hab und allgemein über solche Themen zu reden. Bitte respektiert, dass ich erstmal nichts mehr dazu sagen werde. Das hier hat mich all meine Kraft gekostet. Ich werde irgendwann mal Fragen beantworten, aber nicht heute. Das..... das pack ich heute nicht mehr.", gab Stegi erstickt von sich, wobei er sich mehrmals die Tränen weggewischt hatte, oder kurz gestoppt hatte, um alles in die richtige Reihenfolge zu bringen, oder die richtigen Worte zu finden, für das, was man ihm angetan hatte. Das zu erzählen kostete Stegi Kraft und Mut, die er im Moment irgendwie hatte aufbringen können, obwohl es ihm sichtlich schwer fiel und er alle Worte zurück nehmen wollte. Es machte ihn verletzlich und verwundbar. Offenbarte seine tiefsten Geheimnisse und legte sie so offen wie nie vor ihnen hin. Anders als es an sich zu nehme und im seinem Herzen zu verschließen, konnte er nicht. Er liebte diesen Jungen, wie er war und daran konnte seine Vergangenheit auch nichts ändern. Zumal er nichts dafür konnte, dass jemand anders ihm so etwas grausames zugefügt hatte. Tim konnte trotz seiner Angst nicht anders, als ihn einfach in den Arm zu nehmen, an sich zu drücken und beruhigend zu umarmen. Unterbewusst wusste er, dass es schief gehen konnte, doch er riskierte es, in der Hoffnung, dass Stegi merkte, dass er es wirklich ernst mit ihm meinte. Im Moment war es das Einzige, was zählte. Auch wenn zwischen ihnen diese störendere Decke lag, tat es ihm unheimlich gut Stegi in seinen Armen zu wissen. Wohl behütet und sicher vor allem unheimlich dieser Welt. Stegi gehörte mit Liebe und Zuneigung regelrecht überschüttet. So lange, bis er vergessen konnte, was ihm damals passiert war. Er sollte ja nicht auf die Idee kommen, dass Tim ihm auch nur etwas dergleichen antun könnte, denn das könnte er niemals. Alles würde freiwillig sein und nur mit Stegis Zustimmung passieren. Ob es ihr erster Kuss war, eine Umarmung ohne alles, oder einfach, dass er Stegi auch mal an Stellen berühren durfte, die ihm verboten worden waren. Er konnte dieses unschuldige Wesen vor sich nicht verletzen. Dafür hatte er Stegi viel zu sehr in sein Herz geschlossen. Liebte ihn auch zu sehr, um sowas auch nur in Erwägung zu ziehen. Jetzt wo er wusste, wie schlimm es wirklich war, würde er besonders acht geben, alles richtig zu machen und Stegi nicht absichtlich verletzen. Stegi ließ seine Umarmung tatsächlich geschehen, schmiegte sich sogar leicht hinein. Allein das er das zuließ, war in Anbetracht dessen, was er gerade erzählt hatte der größte Vertrauensbeweis, den Stegi ihm geben konnte. Trotzdem war er noch angespannt und unsicher, wozu er jedes recht hatte. Gerade da Veni und Basti bis jetzt nichts dazu gesagt hatten und immer noch an Stegis Geständnis schluckten. Natürlich waren ihrer aller Vermutungen auch mal in diese Richtung gegangen, jedoch hatte es kleiner wahrhaben wollen, dass sowas passiert sein könnte. Daher nutzte er den Moment, um das loszuwerden, was er schon nach dem ersten Satz hatte sagen wollen.
„ Kleiner ich liebe dich über alles und ich schwör dir bei meinem Leben, dass ich dir sowas niemals antun würde. Er tut mir so unfassbar leid, was passiert ist. Sowas hätte dir nicht passieren sollen. Ich kann es leider nicht rückgängig machen, aber du kannst mit mir über alles reden, was das betrifft und mir natürlich auch Grenzen setzen. Ich werde mich dran halten und alles akzeptieren, was du mir vorgibst. Ich möchte dir helfen. Sie dich aber niemals zu etwas gezwungen. Du musst nichts erzählen, nichts dazu sagen, nichts tun, was du nicht willst. Ich respektiere das und ich würde gerne, wenn du es auch immer noch möchtest weiterhin eine Beziehung mit dir versuchen.", wisperte er Stegi ins Ohr. Stegi wischte sich über die Augen und lächelte ihn dann matt an. In Stegis Gesicht konnte er pure Erleichterung heraus lesen über seine Worte. Ihm schien es echt viel zu bedeuten, das noch mal so deutlich gehört zu haben. Dennoch fand er Haupt Schmerz und tief sitzende Erinnerungen.
„ Danke Tim. Für alles.", flüsterte er zurück und kuschelte sich dichter an ihn, bevor er sich an Veni und Basti wandte, die immer noch mit gesenktem Kopf da saßen. Bei Veni konnte er sogar Tränen seine Wangen hinab laufen sehen, während er versuchte nicht laut zu schluchzen.
„ Jetzt kennt ihr wirklich alles. Lasst ihr mich auch hängen, wie so viele davor, oder bleibt ihr bei mir und versucht mir zu helfen, normal damit umzugehen? Ich kann beide Seiten verstehen und ich akzeptiere es auch, egal wie ihr euch entscheidet. Wäre nicht das erste Mal, dass mir das passiert. Seid bitte einfach ehrlich, ob ihr euch das antun wollt."

Basketball Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt