Fahrt

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Es war Donnerstag Abend, kurz vor acht, wo Tim auf dem Parkplatz eintraf. Er war ein bisschen spät dran, da Max ein bisschen gesponnen hatte, aber er war ja noch pünktlich gekommen. Sie würden wohl alle viel zu aufgeregt sein, um der Anweisung schlaft im Bus wirklich nachzukommen, so wie immer. Die ersten beiden Spiele und die letzten waren immer die schlimmsten der Saison, wo sie auch am aufgedrehtesten waren. Ihr Trainer versuchte es trotzdem immer wieder sie zum schlafen zu bewegen. Er meldete sich kurz bei eben jenem anwesend, verstaute seine Reisetasche und hielt dann Ausschau nach Veni, Basti oder Stegi. Zumindest Veni war schon da und er nutzte die Zeit mit Veni alleine gerne. Davon hatten sie einfach viel zu wenig in letzter Zeit.
„ Na du? Bereit ein paar Anfänger in Grund und Boden zu spielen?", grinste Veni und schlug bei ihm ein, sobald sie nah genug waren.
„ Immer doch. Ich glaub das wird ne gute Saison. Wir machen die fertig. Ein Großteil der richtig guten ist ja schon mal da." Nur Stegi fehlte noch und er machte sich ein bisschen Sorgen, dass er gar nicht mehr kam. Zwar hatte er alles notwendige abgegeben, aber er konnte in letzter Sekunde immer noch kneifen. Zwar wünschte er es sich nicht, aber er hatte das Gefühl, dass Stegi wirklich zu viel Angst bekam und einfach nicht kam. Von weitem sah er jetzt auch Basti auf sie zukommen. Er warf einen kurzen Blick auf sein Handy, welches ihm keine neue Nachricht anzeigte. Stegi würde sich schon bei ihm melden, wenn er kniff. Oder hatte er zu viel Angst ihn zu enttäuschen und schrieb deswegen nichts? Basti legte Veni von hinten die Hände vor die Augen und küsste ihn dann auf den Hinterkopf. Er konnte sofort sehen, wie Veni zu lächeln begann und sich in Bastis Armen umdrehte, um ihn richtig zu küssen.
„ Jungs kommt ihr bitte? Wir fahren jetzt. Es sollten alle da sein." Nein dachte Tim sofort und sah sich noch mal nach Stegi um, doch er konnte ihn nirgends entdecken. Also hatte er wirklich nur bei ihrem Trainer abgesagt und sich nicht getraut, sich bei ihm zu melden. Auch wenn er versuchte es nicht zu sehr an sich ran zu lassen, so tat es doch weh, dass Stegi  ihm so wenig vertraute, dass er ihm das nicht mitteilte. Lustlos und deprimiert trottete er in Richtung ihres Trainers. Kurz bevor er einstiegen konnte, wurde er von ihrem Trainer persönlich zur Seite gezogen.
„ Was ist denn los Tim? Du ziehst ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter." War ja mal wieder klar, dass es sofort jemandem auffiel, dass es ihm schlecht ging. Mitleid konnte er gerade gar nicht gebrauchen. Bis zum ersten Spiel hatte er sich im griff und nur das zählte hier. Antworten musste er trotzdem und das tat er ehrlich.
„ Ich hatte irgendwie gehofft, dass Stegi durchzieht und mitkommt. Ich kann's ihm aber auch nicht übel nehmen, dass er jetzt doch nicht mitkommt. Es zieht nur ganz schön runter." Statt dem erwarteten Mitleid, begann ihr Trainer zu lächeln. Machte er sich jetzt über ihn lustig, oder was sollte das geben? Tim wollte schon einen Fuß in den Bus setzen, da wurde er erneut aufgehalten.
„ Zieh bitte ein anderes Gesicht. Stegi ist doch da und er kommt auch mit. Er ist nur gerade noch bei seiner Mutter und klärt ein paar Dinge." Ruckartig hob Tim den Kopf und sah sich noch mal genauer um. Zwischen den Autos tauchte gerade ein blonder Schopf auf. In seinem Arm seine Schwester Mia. Erleichterung durchflutete ihn, als er Stegi sah. Er kniff wirklich nicht. Stegi lächelte ihn schüchtern an, kam dann zu ihnen und umarmte ihn samt Mia auf dem Arm für einen ganz kurzen Moment.
„ So Mia ich muss jetzt wirklichen los. Ich komm doch Sonntag schon wieder. Das sind nur drei Tage. Ich pass schon auf mich auf.", versprach Stegi ihr und ließ sie dann langsam runter. Statt zu ihrer Mutter zurück zu laufen, schaute sie zu ihm hoch und richtete ein paar liebliche Worte an ihn.
„ Pass mir ja gut auf Stegi auf. Ich will ihn nicht im Krankenhaus besuchen kommen." Tim kniete sich zu ihr runter und wuschelte ihr durch die Haare.
„ Mach ich. Ehrenwort.", versprach Tim ihr. Sie umarmte ihn mit ihren kleinen Ärmchen noch mal, bevor sie zu ihrer Mutter lief und sich von ihr auf den Arm nehmen ließ. Stegi wank den beiden noch mal, bevor er vor ihm in den Bus einstieg. Mit einem Kopfschütteln stieg Tim ebenfalls ein und suchte sich einen freien Platz, wo er mit Stegi sitzen konnte. Ziemlich weit vorne fanden sie einen Platz, wo sie sich nach stummer Absprache hinsetzten. Tim am Fenster, Stegi an den Gang, dass er ein bisschen mehr Abstand halten konnte, wenn er wollte.
„ Versuch zumindest ein bisschen zu dösen, wenn du nicht schlafen kannst. Wir müssen morgen top fit sein und wir stehen wahrscheinlich wieder mal ziemlich früh auf. Ich hab schon ein Auge auf dich." Stegi nickte und kuschelte sich irgendwie halbwegs bequem in den Sitz und schloss die Augen. Im Bus wurden jetzt auch die Lichter gedimmt und der Bus startete. Tim wandte sich mit seinem gesamten Körper leicht in Stegis Richtung und behielt seinen Blick bei Stegi. Die Fahrt kam ihm schier ewig vor und obwohl es nicht mal spät war, fielen ihm immer wieder die Augen zu und er war wirklich kurz davor einzuschlafen. Ein Auge behielt er jedoch immer bei Stegi, um einfach sicher zu gehen und diesen Trip so angenehm wie möglich für Stegi zu gestalten. Schließlich war er derjenige, der Stegi dazu überredet hatte mitzukommen. Von daher sah er sich irgendwie auch verantwortlich dafür, dass es Stegi halbwegs gut ging. Im Bus war es vergleichsweise zu den letzten Malen wirklich ruhig und viele schienen tatsächlich zu schlafen, oder zumindest zu dösen. Nur vereinzelt waren Gespräche im flüsterten zu hören. Tim hatte sich irgendwann Musik angemacht, um die Fahrt zu überbrücken, als die Gespräche um ihn auch zunehmende verstummten. Als der Bus dann hielt war Tim trotz allem überrascht, dass sie schon da waren. Sanft stupste er Stegi an, der ein bisschen träge und schläfrig den Kopf hob und ihn fragend ansah.
„ Wir sind da, komm so langsam zu dir. Du kannst gleich schlafen.", wisperte er langsam, sodass Stegi ihm auch folgen konnte.

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