Wenn das passiert, fress ich nen Besen

144 19 6
                                    

„ Ich dich auch kleiner. Kuscheln wir?" Na endlich. Die beiden würden sicher ein super Pärchen abgeben, auch wenn ihre Beziehung alles andere als normal werden würde. Solange die beide hinter ihren Gefühlen standen und sich das zeigten, sah er kein Problem. Auch wenn sein Herz ihm gerade sagte, dass es verdammt weh tat, war er glücklich. Anders würde er nicht über Tim hinweg kommen. Das hier war der endgültige Schritt, der ihm zeigte, dass Tim nicht zu haben war und das musste sein Herz akzeptieren lernen.
„ Platzen wir jetzt rein und gratulieren, oder verkriechen wir uns ins Wohnzimmer und lassen die beiden in Ruhe?", flüsterte Tobi und drehte sich zu ihm um. Mal kurz einen Blick ins Zimmer werfen, war nicht verwerflich. Wenn die beiden am kuscheln waren, würden sie sich leise ins Wohnzimmer zurück ziehen und da die restliche Zeit verbringen. Veni schob die Tür einen Spalt breit auf. Als er kuscheln bei Stegi gehört hatte, dachte er an ganz wenig Berührung unter zwanzig lagen Stoff. Nicht jedoch an einen Stegi, der lediglich von einer dünnen Decke getrennt auf Tim lag. Tobi verschlug es mindestens genauso die Sprache, wie ihm. Nur war er dabei halb so leise wie er.
„ Du hast das mit kuscheln also ernst gemeint und nicht nur so...", platzte es aus Tobi heraus, als auch er die beiden sah. Stegi schreckte tierisch zusammen und rutschte so weit es ging von Tim weg. Der wirkte noch recht gefasst, hatte sich im Reflex jedoch aufgesetzt.
„ Alter Tobi ich hab n halben Herzinfarkt erlitten gerade.", klagte Stegi immer noch leicht geschockt. Recht schnell fing sein Körper jedoch an zu zittern. Tobi drückte sich an ihm vorbei und setzte sich neben Stegi aufs Bett. Erst da fiel ihm auf, dass Stegis Hand halb auf Tims lag. Tobi registrierte es auch recht schnell, denn er nahm Stegis Hand in seine.
„ Alles gut. Es ist meine Hand. Ich wollte dich nicht erschrecken. Beruhig dich. Leg dich wieder zu Tim und Kuschel ein bisschen mit ihm. Wir gehen ins Wohnzimmer." Tobi wollte eigentlich von Stegi ablassen, da er zu merken schien, dass Stegi sich beruhigt hatte und mit ihm ins Wohnzimmer gehen, doch Stegi hielt sie ab.
„ Jetzt habt ihr eh schon gestört. Bleibt hier ihr Idioten. Ich würde nur mal schnell ins Bad gehen, wenn mir jemand sagt wo." Gerade als er Stegi den Weg zum Bad beschreiben wollte, funkte ihm Tobi dazwischen.
„ Nein Stegi du gehst dir jetzt nicht die Haut wund schrubben. Versuch es auszuhalten. Ansonsten komm ich mit ins Bad." Sie mussten beide ziemlich verständnislos in Tobis und Stegis Richtung geschaut haben, denn es folgte eine Erklärung von Tobi, ohne das einer von ihnen darum bitten musste.
„ Stegi wäscht Berührungen von seinem Körper. Wasser und Seife allein wären ja noch in Ordnung, aber Stegi schafft es sich so lange zu waschen, bis seine Haut wund ist. Er hat mehrere Narben davon. Stegi kann das durchhalten und das wird er auch." Er war nicht minder geschockt wie Tim über dieses Geständnis, wobei Tim wohl noch ein bisschen mehr wusste, als er. Trotzdem war es schlimm zu hören. Veni musste daran denken, dass er Stegi mal unabsichtlich berührt hatte. Hatte er sich da auch so die Haut wund geschrubbt, dass er eine Narbe davon trug? Hoffentlich nicht. Allein daran zu denken, dass das passiert sein könnte und er schuld war, ließ ihn schlecht fühlen.
„ Keine Sorge, so schlimm ist es nicht mehr, dass ich Narben davon trage. Da braucht es ein bisschen mehr mittlerweile. Die meisten Narben hab ich von Tobis Berührungen, aber damit kann ich leben. Ohne ihn wäre mein Leben so nicht mehr möglich gewesen." Wie zum Teufel hielt Tobi das aus. Zu wissen, dass sein bester Freund Narben trug, die er zu verantworten hatte. Veni würde sich an die hundert mal entschuldigen und ständig ein schlechtes Gewissen haben, wenn er eine der Narben sah. Wie hielt man das aus?
„ Man lernt damit umzugehen. Ich wusste, dass es nicht ohne Narben gehen wird. Stegi hat sich für Narben und Berührungen entschieden. Die meisten sind so gut wie unsichtbar." Wie um Tobis Worte zu unterstreichen, krempelte Stegi seinen Ärmel hoch. Auf den ersten Blick konnte Veni tatsächlich nichts erkennen. Doch wenn man genauer hinsah, erkannte er kleine Stellen mit Narbengewebe und das nicht gerade wenige.
„ Anderes Thema bitte. Ich will jetzt nicht darüber reden." Tim legte seine Hand über der Decke auf Stegis und musterte ihn dann prüfend. Stegi schien davon absolut nichts mitzubekommen, also schwenkte er schnell das Thema zu etwas erfreulicherem.
„ Dann hatte das ganze ja für uns alle irgendwo ein Happy End. Fehlst ja nur noch du Tobi." So weit er das bis jetzt aus ihren Gesprächen hatte entnehmen können, war Tobi Single. Wenn es nicht so war, hatten die anderen wenigstens was zu lachen. Stegi entwich ein kichern, was ihn sagte, dass er definitiv in ein Fettnäpfchen getreten war. Ein ziemlich großes sogar, wie Stegi ihm grinsend mitteilte.
„ Also wenn das passieren sollte, fress ich nen Besen. Tobi ist a, der will keine Beziehung." Stegi ging damit wohl lockerer um, denn Tobi wurde ganz rot auf den Wangen und sah seinen besten Freund vorwurfsvoll an.
„ Ich hab dir schon mal gesagt, dass ich es nicht mag, wenn du das einfach so sagst.", murrte Tobi und knetete nervös seine Hände in seinem Schoß. Hatte wohl ebensowenig gute Erfahrungen mit dem Thema gemacht wie Stegi mit seiner Berührungsangst. Dabei war das für ihn selbstverständlich. Klar war es nicht so einfach zu verstehen, warum ein Mensch eine Beziehung grundsätzlich ablehnte, aber sowas gehörte ebenso dazu, wie sie als Homosexuelle Pärchen. Kurz wechselte er mit Tim einen Blick, der wohl an das selbe dachte, wie er. Na dann würden er mal.
„ Was ist denn bei dir falsch gelaufen? Wie kann man keine Beziehung wollen? Das ist doch.", fing er an sich gespielt davor zu ekeln und es abzustoßen. Dabei musste er sich so hart das Grinsen verkneifen. Tobi hatte ihn zuerst geschockt und ungläubig angesehen, das wich dann aber einem traurigen Ausdruck. Ihm entwich ein resigniertes seufzten und er wollte bereits abhauen, während Stegi versuchte nach der Hand seines besten Freundes zu greifen und ihn hier zu behalten.
„ Total normal heutzutage. Du lässt dich ein bisschen zu einfach verarschen. Wir haben nichts dagegen. Du hättest mal dein Gesicht sehen sollen.", löste Tim das ganze auf und ließ sein Lachen endlich zu.

Basketball Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt