Schlaflos

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„ Kannst du auch nichts für Tim. Ist halt jetzt so. Ich probier einfach ein bisschen zu dösen und morgen fit zu sein. Wenn's nicht geht, muss er mich für das Spiel raus nehmen und ich fahr mit der Bahn heim. Mach dir kein schlechtes Gewissen deswegen." Stegi nahm es ihm also nicht übel. Ihm fiel ein riesiger Stein vom Herzen. Trotzdem war es alles andere als optimal.
„ Möchtest du deine Matratze in den Flur legen? Da bist du ein..."
„ Es bringt nichts Tim. Geh du mal schlafen. Du musst morgen für uns beide fit sein." Seufzend löste er sich von Stegi und suchte sich ein freies Bett in Stegis Nähe. Er würde lügen, wenn er sagte, dass ihn Stegis abweisendes Verhalten nicht traf. Aber er konnte verstehen, dass Stegi einfach auch Ruhe brauchte. Gerade in so einer Situation. Das er überhaupt erst eine Umarmung zugelassen hatte, zeigte ja schon, dass es nicht gegen ihn ging. Schweren Herzens legte Tim sein Kopfkissen auf die andere Seite des Bettes, sodass er zu Stegi schauen konnte, wenn er halbwegs aufrecht saß und kuschelte sich dann unter die Decke. Zwei Minuten nachdem er sich hingelegt hatte, knarzte die Leiter an seinem Bett mehrmals und als er die Augen öffnete, sah er Veni nach oben in das Bett. verschwinden.
Er murmelte ihm ein:„ Schlaf gut.", hinterher, welches Veni mit einem:„ Hoffentlich Stegi und du auch.", quittierte. Hoffen konnten sie beide nur. Recht schnell war Tim dann auch eingeschlafen und wurde am Morgen kurz vor ihrem Wecker von einem Gewicht auf sich geweckt. Als er verschlafen und irritiert den Kopf hob und die Augen einen Spalt breit öffnete, sah er nur einen blonden Schopf. Mit einem milden Lächeln schloss er die Augen wieder und legte einen Arm samt Decke um Stegi.
„ Hast du wenigstens ein bisschen schlafen können kleiner?", wisperte er leise, damit er niemanden sonst störte. Eigentlich kannte er die Antwort darauf ja schon. Stegi hatte kein Auge zugetan. So langgezogen wie er jetzt schon gähnte, hatte Stegi nicht eine Sekunde geschlafen.
„ Ich hab's wirklich probiert. Es ging einfach nicht. Ich würde am liebsten jetzt noch schlafen, wenn ihr alle weg seid. Ich denk nicht, dass ich heute aufs Feld darf." Die Befürchtung hatte Tim allerdings auch. Sobald einer deutliche Probleme hatte bei einem Spiel gut mitzukommen, saß er meist nach fünf Minuten auf der Bank. Ihm war es zwar noch nicht passiert, aber Veni. Auch wenn er recht gut war, hatte er den einen Tag so miserabel gespielt und war gar nicht bei der Sache, dass ihr Trainer ihn nach drei Minuten vom Feld genommen hatte und ihn kein einziges mal mehr spielen lassen an dem Wochenende. Stegi würde wohl das selbe heute ereilen, wenn er nicht halbwegs gut noch spielen konnte. Damit hatten sie dann einen guten Spieler weniger und somit die selbe Aufstellung wie letztes Jahr. Und er hatte schon gehofft, dass sie dieses Jahr mit einer richtigen Überraschung in die Saison starten konnten. Leider zu früh gefreut.
„ Wenn du dich während dem Abschlusstraining noch ein bisschen ausruhst, lässt er dich vielleicht ein bisschen spielen. Ansonsten ist es auch nicht weiter schlimm. Es war klar, dass du nicht schlafen kannst, wenn du bei uns im Zimmer liegst. Wenn du willst, kannst du heute auch nach Hause fahren, das wäre vollkommen okay." Tim hatte während er geredet hatte angefangen Stegi über den Rücken zu streicheln. Obwohl die Decke zwischen ihnen lag, merkte er, wie Stegi zitterte und sein Atem beschleunigt ging. Sofort drückte er Stegi von sich runter, sodass sie sich gar nicht mehr beruhigten und sprach nur noch beruhigend auf ihn ein.
„ Stegi hey alles gut, ist doch nichts weiter passiert. Da war ganz viel Stoff zwischen uns. Ich wollte dir doch nichts böses." Tim sparte sich die Worte, als er merkte, wie Stegi langsam kurzzeitig das Bewusstsein verlor und in seinen Gedanken gefangen gehalten wurde. Betrübt sah er auf Stegi hinab und strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er sagen, dass er schlief. Erholsam war das keineswegs, sonst wäre es zumindest eine Möglichkeit, Stegi ein bisschen ausgeruhter zu bekommen. Keine fünf Minuten später klopfte es an ihrer Zimmertür und helles Licht flutete ihr Zimmer. Viele stöhnten aufgrund der Lautstärke oder des Lichts auf und drehten sich noch mal weg, um weiter zu schlafen. Nur würde ihr Trainer das nicht zulassen.
„ Kommt zack zack jetzt, sonst lauft ihr zum Warm werden zwölf Kilometer." Das brachte viele nun doch dazu sich verschlafen hoch zu quälen und ins bad zu schlurfen. Ihr Trainer wandte sich natürlich sofort an ihn, weil er wohl auch Stegi neben ihm liegen sah.
„ Konnte er wenigstens ein bisschen schlafen?", fragte er und musterte Stegi kritisch.
„ Gar nicht. Er ist mir gerade umgekippt. Ich denke nicht, dass er fit sein wird." Eigentlich wartete Tim jetzt nur auf die Worte, schick Stegi bitte nach Hause. Doch ihr Trainier hatte scheinbar eine Lösung gefunden.
„ Ich hab mich noch mal umgesehen. In der Küche ist eine kleine Abstellkammer, die wir ausräumen könnten. Da passt gerade so eine Matratze rein. Wir schauen jetzt erstmal, wie fit er ist und wenns nicht geht, soll er sich hier ausruhen während dem Training und Spiel." Also gab es Chancen, dass Stegi zumindest morgen mit ihnen spielen konnte, wenn er wollte. Das mussten sie jetzt einfach abwarten, bis Stegi wach war.
„ Kling sehr gut und vielversprechend. Ich klär das mit ihm, wenn er wieder bei sich ist. Das kann allerdings ein paar Minuten dauern." Verstehend nickte ihr Trainer und ließ sie alleine. Veni sah ihn mitleidig an, als er von dem Bett über ihm runter kletterte und dann kurz Basti einen Kuss auf die Stirn gab.
„ Man tut mir leid für euch beide. Das wird schon irgendwie. Niemand hat gesagt, dass es einfach wird." Damit verschwanden die beiden Hand in Hand aus dem Zimmer, sodass er mit Stegi alleine war. Eigentlich sollte es nicht all zu lang dauern, bis er wieder wach wurde, aber er wusste, dass es eine Weile dauern konnte, wenn er Stegi schlimmer berührt hatte. Wenn er daran dacht, dass Stegi früher bis zu einer halben Stunde in Gedanken gefangen war und wie bewusstlos auf dem Boden gelegen war, waren so ein paar Minuten wirklich angenehm. So konnte er wenigstens auch sein schlechtes Gewissen beruhigen, wenn Stegi nicht ganz so lange weggetreten war.

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