Das letzte Spiel

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*Zeitsprung neun Monate später
Es waren die letzten Minuten des entscheidendsten Spieles ihrer gesamten Laufbahn. Nachdem sie die Kreismeisterschaften haushoch gewonnen hatten und sich damit einen Platz in dem Nachwuchs Landesmeisterschaften gesichert hatten, war es ziemlich schwer geworden. Sie verbrachten mehr Zeit auf Turnieren, mussten für die Schule unheimlich viel nacharbeiten und waren beschäftigt mit Analysen. Doch es war toll. Der erste große Pokal, zu dem er etwas beigetragen hatte. Trotz das er mehrmals umgekippt war, hatte er sich nicht unterkriegen lassen und weiter gespielt und am Ende sogar den entscheidenden Treffer gemacht, der ihnen den Sieg unstreitig gemacht hatte. Damit waren kommende Mannschaften auf jeden Fall vor ihm gewarnt, aber sie konnten sein ganzes Potenzial und seine Tricks noch nicht einschätzen. Die hob er sich für die Landesmeisterschaft auf, bei der sie es tatsächlich bis ins Finale geschafft hatten. Etwas, was er sich nie hatte vorstellen können. Dazu war die Mannschaft zu lange nicht wirklich eine Mannschaft gewesen, sondern mehr ein loses Gefüge, welches nicht zusammen spielen konnte. Das hatte sich jetzt geändert in den letztem Monaten. Gerade wurde das dritte Viertel abgepfiffen und sie versammelten sich zügig um ihren Trainer, um erstmal was zu trinken und dann der Taktik Besprechung zuzuhören. Schließlich lagen sie gerade drei Punkte hinten. Das war an sich nicht viel, konnte aber ausreichen, wenn sie nicht mehr ausglichen. Von der Seite nahm ihn Tim in den Arm und drückte ihn kurz näher an sich, bevor er locker ließ und seine Hand an Stegis Taille platzierte. Mittlerweile konnte er Tim normal berühren. Lange noch nicht so intensiv, wie Tobi, aber sie waren auf einem sehr guten Weg. Und auch bei Veni und Basti kämpfte er zunehmend weniger mit Panikattacken und Ohnmachtsanfällen. Zumindest mit normalen Berührungen. Längere Umarmungen gingen dann doch noch nicht. Bis dahin war er aber auch ein steiniger Weg gewesen, der ihn wie früher bis zu zehn zwölf mal am Tag umkippen lassen hatte. Jedoch nicht mehr so lange wie damals. Vielleicht noch ein paar Minuten. Selbst danach war er lang nicht so erschöpft, wie früher noch. Das war gerade im Moment jedoch unwichtig.
„ So Jungs. Ihr liegt nur drei Punkte hinten. Ihr könnt euch diesen Pot auch noch holen und damit den Zutritt für die Europameisterschaft. Ihr wisst, was das für ne Chance für euch ist. Ich will, dass ihr zumindest mal die Möglichkeit habt, daran Teilzunehmen und diese Erfahrung zu machen. Stegi du bleibst auf dem Feld, Tim, Rafael euch will ich ebenfalls auf dem Feld sehen. Jamie, Max ihr geht erstmal auch mit raus. Kann sein das ich euch austausche. Volle Offensive von allen von euch. Ihr Schwachpunkt liegt darin die Seiten gescheit zu decken. Spielt hauptsächlich über die Seiten. Lange tiefe Pässe und präzises Zuspiel sind alles was ihr braucht, um sie fertig zu machen. Stegi nimm dich ein bisschen zurück. In den letzten drei Minuten kannst du voll aufdrehen und alles an Energie raus holen, was du aufbringen kannst. Ihr könnt das schaffen. Glaubt an euch und lasst euch von dem Rückstand nicht beeinflussen. Ihr seid mehr als gut.", munterte ihr Trainer sie auf und klopfte ihnen noch mal auf die Schulter. Nur Stegi wich unter der Berührung weg. Das war ihm dann doch zu viel. Ihre Gruppe löste sich auf und sie gingen zurück aufs Feld und teilten sich auf. Sie hatten eh nur noch zehn Sekunden Pause. Die konnten sie auch hier verbringen. Stegi atmete noch mal tief durch und fokussierte sich dann auf den Ball, den er wenn's ging direkt von hier aus erstmal versenken würde. Sofern er den Ball bekam und ihn nicht an die gegnerische Mannschaft verschenkte. Sobald der erste Pfiff fiel, flog der Ball in die Luft und Stegi sprang hoch, um sich den Ball zu ergattern. Gerade so mit den Fingerspitzen kam er dran, konnte aber den Ball zu sich holen. Mit Ball kam er auf dem Boden auf und wurde natürlich sofort von zwei Gegnern gedeckt. Um auszugleichen, machte Stegi nur einen Schritt und sprang dann erneut, um den Ball in Richtung Korb zu werfen. Sofort sprinteten alle in Richtung Korb, doch es brachte ihnen nichts. Sein Ball traf zum Ausgleich. Ihr Trainer mahnte ihn mit einem Blick, dass er sowas nicht riskieren sollte, aber er hatte genug vertrauen in sich gehabt, um diesen Zug zu wagen. Zur Not wäre Veni noch näher beim Korb gewesen, als ihre Gegner, es wäre also nicht so riskant gewesen. Trotzdem war es der Ausgleich und sie hatten noch neun Minuten und fünfzig Sekunden zu spielen. Den Ball samt Einwurf hatten ihre Gegner. Ihre Deckung brach bei ihm, sodass es wieder zum Spiel kam. Sowas konnte er in der Phase einfach nicht riskieren. Stegi versuchte zwar weiter zu decken, doch er hatte zu viel Angst jetzt auszufallen und ihr bis jetzt wichtigstes Spiel zu verpassen und nicht helfen zu können. Tim holte ihnen dann den Ball zurück. Stegi versuchte sich frei zu laufen, um Tim die Chance zu geben, abzugeben, doch er kam aus der Deckung nicht raus, ohne ihren Gegnern zu nah zu kommen. Somit versuchte Tim zu Max zu passen. In der Mitte der Flugbahn wurde ihnen der Ball jedoch ins Aus geschlagen. Somit hatten sie Einwurf. Er merkte, wie angespannt Max war, als er den Ball holte und sich an die Linie stellte. Er wechselte kurz einen Blick mit ihm und deutete zurück zu Veni, der zumindest mal frei stand. Sekundenbruchteil später befand sich der Ball bei Veni und er sprintete an der Seite vorbei. Stegi hielt sich hinten als Absicherung, da Veni sicher nicht direkt bis zum Korb vor kam. Sein Pass zu Jamie klappte zwar, doch der wurde sofort gedeckt und verlor in dem Tumult den Ball an ihre Gegner. Jetzt war es an ihm richtig zu decken und Stegi probierte es wirklich, so gut es ging, doch er musste ihn ziehen lassen, um kein Foul zu kassieren. Wenigstens wurde er von hinten von Tim gedeckt, sodass der Ball wieder in ihren Besitz gelangte und Tim machte kurzen Prozess und passte zu ihm zurück. Stegi begann zu prellen und versuchte ein Stück zum Korb vorzudringen. Als sich vor ihm jedoch eine Mauer aufbaute, passte er an der Seite weiter zu Veni, der sich weiter nach vorne drängte. Mehrmals musste Stegi antäuschen, bis er vorbei kam, doch das wäre gar nicht nötig gewesen. Jamie machte den entscheidenden Korbleger und sicherte ihnen somit zwei Punkte. Sie führten endlich wieder. Das mussten sie nun noch knapp acht Minuten irgendwie halten.

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