Sportunterricht

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Viel zu schnell war die Woche auch schon wieder um und er hatte Tobi am Sonntag Abend zum Bahnhof gebracht. Sie hatten den Rest der Woche nur noch was zu zweit unternommen. Mit Tim hatte er nur einmal kurz geschrieben. Daher wusste er auch, dass er mit Tobi und Basti sehr viel geübt hatte. Der durfte jetzt auf nem recht guten Stand sein. Leider war jetzt Montag Morgen und er hatte sich mehr aus dem Bett gequält als alles andere. Nachdem er sich fertig gemacht hatte und noch kurz auf seine kleine Schwester aufgepasst hatte, war er auf dem Weg in die Schule. Heute war wieder einer dieser Tage, die er abgrundtief hasste. Montag hatte neben den Fächern, die er absolut hasste Sport zu bieten. Ein Fach, mit dem er null zurecht kam. Zumal sie heute mit Turnen anfangen wollten. Für den fall, dass sie heute irgendwas mit Körperberührungen machten, hatte er sich schon von seinen Eltern eine Entschuldigung schreiben lasen. Sie wollten, dass er so weit wie möglich am Sportunterricht teilnahm, sich aber auch nicht quälte. An der Sporthalle fand er schon einige seiner Klassenkameraden und zog sich so weit es ging von der Gruppe zurück. Im halbdunkeln fiel er eh nicht so auf. Jemand löste sich allerdings aus der Gruppe und kam auf ihn zu.
„ Morgen Stegi.", wurde er leise begrüßt. Tim. Tim war zu ihm gekommen und stand nun mit ein wenig Abstand vor ihm. Wohl war ihm dabei allerdings nicht. Das war ihm ein bisschen zu nah. Deshalb trat er einen kleinen Schritt zurück und grüßte Tim mit einem schüchternen Hey.
„ Hast du dir schon ne Krankmeldung besorgt? Wir machen Reck. Weiß ich von der Sportgruppe am Freitag. Da wirst du zwingend Berührungen ausgesetzt." Tim vielleicht, er nicht. Bis zu einem gewissen Grad kam er alleine klar und mehr machte er einfach nicht. Leider wurden sie von ihrem Sportlehrer schon unterbrochen.
„ Würdet ihr dann bitte kommen? Sonst bekommen ihr einen Eintrag wegen zuspätkommens.", mahnte ihr Sportlehrer. Hastig folgten sie den anderen in die Umkleiden. Stegi war wie immer bereits angezogen und ging direkt in die Halle. Tim beeilte sich ihm zu folgen, nachdem er seine Jacke ausgezogen hatte, da auch er bereits fertig war. Etwas, was er sich bei Stegi abgeschaut hatte und ihm eigentlich ganz gut gefiel. Zudem sparte es Zeit. In der Halle halfen schon ein paar beim Aufbau. Stegi jedoch war in ein leises Gespräch mit ihrem Sportlehrer vertieft. Tim fragte sich, ob ihr Sportlehrer von Stegis Berührungsangst wusste, oder nicht. Eine Antwort wurde ihm gleich mitgeliefert, als ihr Lehrer Stegi eine Hand an die Schulter legen wollte und Stegi sofort zurück zuckte. Entschuldigend hob ihr Lehrer die Hände. Also wusste er zwangsläufig davon. Das war gut. Wenigstens ein Mensch der zusätzlich wusste, wie er mit Stegi umzugehen hatte.
„ Tim baust du gemeinsam mit Stegi bitte noch ein Reck auf?", rief er über die Distanz und deutete auf einen Platz hinter ihnen. Sofort nickte Tim und ging mit schnellen Schritten zu Stegi.
„ Du machst nicht mit, oder?", fragte Tim, während sie in den Geräteschuppen gingen, um die Stangen für das Reck zu holen.
„ Ein bisschen. Was ich kann mach ich mit und das neue mach ich ohne Hilfestellung unter Lehreraufsicht. Wird schon schief gehen.", nuschelte Stegi. Also Respekt das ihr Lehrer das erstmal durchgehen ließ, wo er doch immer auf Hilfestellung plädierte. Wohl war ihm bei dem Gedanken allerdings nicht. Klar konnte man nicht sehr tief fallen, aber es konnte schon was passieren. Ihm war lieber, jemand stützte Stegi. Und da kam es sehr gelegen, dass er noch seine Jacke trug.
„ Wenn ich mir meine Jacke hole und die über die Arme ziehe, soll ich dann probieren dich zu stützen? Oder zumindest abfangen, falls du fällst? Es wären sicher zwei Lagen Stoff zwischen uns." Stegi hätte fast die Stange fallen lassen, als er das hörte. Sein Gesicht färbte sich sofort knallig rot. Warum wusste Tim leider nicht.
„ Ich weiß nicht. Ich glaub, ich werd wieder umkippen.", nuschelte Stegi schließlich beschämt. Schämte er sich gerade ernsthaft für sein Traumata? Das war ja wohl nicht sein ernst. „ Ich pass schon auf. Wenn du wirklich umkippen solltest, nehm ich dich in Schutz und halt alles und jeden von dir fern. Du musst mir nur vertrauen." Unsicher zuckte Stegi mit den Schultern und beteiligte sich am weiteren Aufbau. Etwa zehn Minuten später war alles aufgebaut und sie durften sich in kleinen Gruppen ein bisschen aufwärmen und dehnen. Stegi hatte sich zu Tim und Veni gesellt, da es ihm hier am ehesten geheuer war. Die beiden waren nämlich in ein Gespräch vertieft und joggten dabei mehrere Runden um das Feld. Somit fiel ihnen Stegi erstmal gar nicht auf. Erst als sie stehen blieben und anfangen wollten sich zu dehnen.
„ Huch Stegi. Was machst du den hier? Ich dachte, dass du draußen sitzt.", gab Veni leicht erschrocken von sich.
„ Später erst. Gerade soll ich noch mitmachen.", erklärte Stegi leise und begann sich zu dehnen. Da Stegi ein wenig abgewandt von ihnen stand, wollte er wohl nicht reden und sie verfielen in ihr Gespräch zurück. Soweit Stegi das beurteilen konnte, sprachen sie übers Basketball und das anstehende Turnier. Stegi konzentrierte sich weniger auf die Worte und kopierte eher die Dehnübungen der beiden. Zwischenzeitlich nutzte er jedoch die eigenen, um sich bestmöglich vorzubereiten. Viel zu schnell war die Aufwärmzeit rum und sie durften sich ein wenig ausprobieren an Reck und Bodenturnen, da es nicht für alle reichte. Hilfestellungsanleitung und Anregung zu Übungen gab es vom Lehrer, sie sollten aber möglichst in ihren Dreiergruppen bleiben und sich gegenseitig helfen. Ihr Lehrer fand sich bei ihrer Dreiergruppe ein, um ein Auge auf Stegi zu haben.
„ Stegi zeigst du den beiden mal, wie es geht? Hilfestellung bauchst du ja erstmal nicht." Unsicher sahen sowohl Tim als auch Veni zu Stegi, der gerade die Hände an die Reckstange legte.
„ Sind sie sicher, dass Stegi einfach ohne Hilfe turnen soll? Ich kann mir wirklich geschwind ne Jacke holen und ihn im Notfall fangen." Ihr Lehrer wank jedoch beherzt ab, während Stegi sich bereits hochdrückte.
„ Stegi kann turnen. Ich unterrichte ihn seit der fünften Klasse. Deswegen trau ich ihm das hier auch zu, ohne das ihn jemand stützt."

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