Offiziell vorstellen

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Gerade beim Einlaufen war er immer recht weit vorne mit dabei. Mit dem was passiert war, passte das nicht zusammen. Klar Stegi war umgekippt, aber so sehr konnte ihn das doch nicht beeinflusst haben. Diese und viele weitere Gedanken schwirrten ihm in den nächsten Minuten durch den Kopf. Tim bekam nicht mal mehr mit, wer jetzt ihre kleine Wette gewann, obwohl er stark davon ausging, dass Veni sie gewonnen hatte. Seine unkonzentrierte Art musste natürlich jemandem auffallen. So wurde er bei seiner letzten Runde von ihrem Trainer persönlich abgefangen.
„ Tim auf ein Wort unter vier Augen bitte." Erschöpft blieb er stehen und ging noch ein paar Schritte an den Rand, damit sie außer Hörweite der anderen waren.
„ Du bist unkonzentriert, dass muss ich dir glaube ich nicht sagen. Ist Stegi der Grund?", wurde er ganz offen gefragt. Mehr als ein nicken brachte Tim nicht zustande. Normal hatte er selbst schlimme Dinge beim Basketball ausblenden können. Erst seit er mit Stegi zu tun hatte, ging dahingehend nichts mehr.
„ Ist okay. Hab deinen Fokus bitte bis zum Wochenende wieder. Ich hab schon ein Auge auf euch. Wenn's zu viel wird, nehm ich Stegi raus. Mach dir da mal keine Gedanken. Gib Stegi ein bisschen Ruhe und dann wird er wieder. Ich glaub sein Kreislauf macht noch nicht ganz mit." Sah er selbst. Doch selbst wenn es normal war, hatte er Angst um Stegi. Irgendwie musste er das in den Griff bekommen.
„ Setz dich für die letzten zwei Minuten zu ihm raus." Mit einem letzten aufmunternden Blick wurde er alleine gelassen. Tim ging für die zwei Minuten nicht zurück zu den anderen, sonder setzte sich nah der Tür auf den Boden. Sein Blick so gerichtet, dass er Stegi sehen konnte. Stegi erwiderte seinen Blick und lächelte in seine Richtung. Automatisch verzogen sich auch Tims Mundwinkel nach oben. Knappe zwei Minuten wurde tatsächlich abgepfiffen und sie wurden in die Mitte gebeten.
„ Ich bin wirklich stolz auf jeden einzelnen von euch. Wir machen heute zehn Minuten eher Schluss. Ihr seid auf einem guten Level, ihr könnt euch das erlauben. Wenn noch wegen irgendwas Klärungsbedarf besteht, könnt ihr gerne jetzt zu mir kommen. Ansonsten sehen wir uns Mittwoch." Veni schloss ziemlich schnell zu ihm auf, als er wie alle anderen auch die Halle verlassen wollte. Sein Arm legte sich um seine Schulter, sodass Tim ihm nicht ausweichen konnte. Was kam jetzt noch? Wobei er konnte es sich eigentlich denken.
„ Seit wann bist du so außer Fokus? Du hast jeden zweiten Korb daneben gesetzt. Wenn du so weiter machst, gewinnen wir dieses Jahr sicher nicht. Ich weiß, dass du dir Sorgen um Stegi machst, aber der weiß, wie er mit sich in solchen Situationen umzugehen hat. Ohne Fokus kriegst du nichts hin." Veni hatte ja recht. So einfach, wie er sich das vorstellte, war das aber nicht. Wie sollte er sich konzentrieren, wenn Stegi nicht in Ordnung war. Ihm könnte ernsthaft was passieren. Oder aber...
„ Tim du hast dich selbst darauf eingelassen. Also reiß dich zusammen. Wenn ernsthaft was mit Stegi wäre, würde er dir das sagen."
„ Ich muss Veni recht geben. Sorgen machen kannst du dir, wenn ich umkippe, oder um Hilfe bitte. Ich komm klar mit dem ganzen Zeug. Jetzt musst du das genauso lernen.", pflichtete Stegi Veni bei. Glaubten die beiden ernsthaft, dass es so einfach war seine Gedanken auszustellen? Sicherlich nicht. Früher hatte er es auch geschafft. Er musste einfach wieder in diesen Tunnel finden, in dem es nur ihn und Basketball gab. Gerade jetzt für das Turnier. Irgendwie würde er das schon hinbekommen.
„ Bis zum Turnier hab ich meinen Fokus wieder."
„ Das wollte ich hören.", grinste Veni und nahm den Arm von seiner Schulter, um sich zu Basti zurück fallen zu lassen und ihn auf die Stirn zu küssen. Dafür kam Stegi am seine Seite und griff mit den Fingerspitzen nach seinen Fingern, um sich ein wenig bei ihm fest zu halten. Es waren gerade diese kleinen Dinge, die Tim unheimlich glücklich machten. Vor allem, wenn es wie jetzt von Stegi ausging. Erst in der Umkleide ließ er Stegis Hand los, um sich umziehen zu können. Viel zu deutlich spürte er diesmal Stegis Blick auf sich. Und noch einen ganz kurzen Blick von Veni. Jedoch nicht auf seinem Gesicht, nicht wie sonst auf seinem Oberkörper. Als er wieder was sah, wandte er den Blick zu Veni, der mit einem breiten Grinsen und einem Kopfnicken in Richtung Stegi deutete. Unauffällig wandte er den Blick zu Stegi. Sein Blick lag an der Decke und seine Wangen waren wieder so zuckersüß rot. Gott er liebte diesen Jungen mit jeder Sekunde mehr. Mit einem breiten Lächeln wandte er sich wieder zu Veni und nickte zum Zeichen, dass er es gesehen hatten. Lautlos flüsterte Veni ein süß, bevor er sich selbst weiter umzog. Fertig umgezogen warf er noch mal einen prüfenden Blick zu Stegi. Seine Wangen waren immer noch in einem zarten rot Ton gefärbt, aber er hatte seine Schuhe und eine Jacke angezogen.
„ Kommst du kleiner? Oder willst du die Nacht hier verbringen?", witzelte er. Stegi schreckte auf. Es brauchte ein paar Sekunden, bis Stegi seine Worte verarbeitet hatte und er aufstand, um ihm zu folgen.
„ Tim ihr müsst heute mal alleine gehen. Ich geh mit Basti noch was essen. Ich hab sturmfrei und kein Bock zu kochen.", meinte Veni ein bisschen schuldbewusst, ohne seinen Blick zu erwidern.
„ Ist doch nicht schlimm Veni. Mein Gott du bist in ner Beziehung. Da verbringt man mehr Zeit mit seinem Freund und weniger mit dem besten Freund, der einem das Herz gebrochen hat. Du musst dich für nichts rechtfertigen. Jetzt zisch ab, bevor ich es mir anders überlege." Er konnte richtig die Erleichterung bei Veni sehen, bevor er ihn kurz umarmte und dann Hand in Hand mit Basti in die entgegengesetzte Richtung lief.
„ So und was machen wir zwei süßen jetzt noch? Oder möchtest du heim gehen?"
„ Du lässt mich doch eh nicht mehr vom Haken, oder? Ich muss zwar ein Auge auf meine kleine schwester haben, aber wir können gerne zu mir. Ich bin sicher, meine Eltern wollen dich noch mal offiziell als meinen Freund kennenlernen. Ich glaub die werden genauso vom glauben abfallen, wie alle anderen, die mich gut kennen."

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