Lüge oder Wahrheit?

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So war es einfach besser. Immerhin musste er Tim dann auch nicht wehtun. Nach seiner Vergangenheit konnte er sich auf keine Beziehung mehr einlassen. Das würde nur alles wieder hoch holen. Für ihn würde das ne schmerzhafte Erfahrung werden, bei der er Tim mit verletzen müsste, wenn er ihn zurück verwies, weil er nicht mehr weiter machen konnte. Ohne Gefühle war es einfach besser.
„ Bist du dir da sicher Tim? Für mich sieht das nämlich nicht so aus." Oh mein Gott Tobi. Sowas konnte er doch nicht einfach behaupten. Stegis Puls schoss in die Höhe und seine Augen weiteten sich kaum merklich. Was immer Tim jetzt antwortete, es würde einiges entscheiden. Tim ließ sich Zeit mit seiner Antwort und das machte Stegi nur noch nervöser. Er wollte Tim nicht verlieren. Nicht als Freund, den er gerade dazu gewann. So durfte das nicht enden. „ Ich weiß nicht, was du siehst, aber ich empfinde nichts für Stegi. Wenn das so rüber kommt, tut mir das leid, aber es ist nicht so." Tims Antwort erleichterte ihn unglaublich. Er würde ihn ja kaum anlügen dabei. Ein schmales Lächeln zog sich auf seine Lippen. Lieber behielt er einen guten Freund, als ihn zu verletzen.
„ Schade. Ich hatte wirklich geglaubt, dass da deinerseits mehr wäre. Du hättest es sicher so lange mit Stegi ausgehalten." Tim murmelte ein paar Worte leise vor sich hin. Als er jedoch nachfragte, was Tim gesagt hatte, wiederholte er etwas anderes. Stegi merkte, dass seine Lippenbewegungen nicht zu hundert Prozent zu den genuschelten Worten passten. Sagen tat er deswegen nichts. Was immer Tim gesagt hatte, er wollte es nicht wiederholen und das akzeptierte er. Vielleicht hatte er auch nur den Wortlaut geändert. Irgendwas war an der Sache jedoch merkwürdig. Stegi schob es fürs erste bei Seite und lehnte sich näher zu Tobi.
„ Ich geh mal wieder. Wenn du dich noch in der Lage dazu fühlst, könnt ihr noch mal dazu kommen." Ohne noch mal in ihre Richtung zu schauen verschwand Tim wieder zu den anderen. Wenn sie gerade schon alleine waren, wollte er Tobi zur Rede stellen. Was er Tim unterstellt hatte, ging gar nicht.
„ Was sollte die scheiße Tobi? Schreck ihn doch nicht noch mehr ab. Gerade läuft es recht gut." Mochte zwar noch sein, aber Gefühle zerstörten das ganze. Was jetzt war, wollte er erhalten. Nichts weiter.
„ Tim lügt. Klar und deutlich. Hast du gesehen, wo sein Blick hin ging? Er hat was hinter dir fokussiert, als er behauptet hat dich nicht zu lieben. Bevor er das ausgesprochen hat, hat er trocken geschluckt. Weißt du, was das heißt? Er war nervös. Wollte etwas vertuschen und zwar die Gefühle zu dir. Man Stegi der Typ ist in dich verschossen. Wann geht das endlich in deinen Kopf rein? Was er will ist dir Zeit zu geben dich an ihn zu gewöhnen." Sollte Tobi das wirklich beobachtet haben, dann sprach das schon für seine Theorie. Aber er hatte sich sicher einfach nur versehen, oder interpretierte zu viel rein. Ein kleiner Funken in ihm klammerte sich jedoch an die Hoffnung, Tim hatte echte Gefühle für ihn. Noch war er winzig und unbedeutend, doch er würde wachsen.
„ Lass es einfach Tobi. Bitte.", bat er schlicht. Am Ende wollte Tim echt nichts mehr mit ihm zu tun haben. Und das wollte er nicht riskieren.
„ Mh und wieso stecken gerade Tim und Veni die Köpfe zusammen und schauen zu uns rüber? Man Stegi wie viele Hinweise brauchst du den noch, dass der Typ dich mag? Muss er dich erst abknutschen, damit du es glaubst?" Tobi schien fast schon ein bisschen genervt, dass sie beide so blind waren. Stegi beließ es bei einem seufzen und schloss die Augen. Sein Kopf rutschte zurück in Tobis Schoß, wo er hoffentlich Ruhe fand. Nur noch ein paar Minuten, bis er dazu in der Lage war wieder zu spielen. Auch wenn das hoch gesteckte Ziele waren. Nach so ner Panikattacke hatte er bei Tobi manchmal nen halben Tag dagelegen, um sich zu erholen.
„ Ach Stegi du bist echt noch zu erschöpft. Wollen wir nicht doch heim gehen? All zu lang wollten die heute eh nicht mehr machen. Jamie muss noch weg und Tim hat seinen Bruder am Hals. Veni und Basti bleiben vielleicht noch n wenig länger, mehr aber auch nicht." Gut dann würden sie eben heim gehen. War sicher besser nach allem was heute passiert war. Stumm stimmte er mit einem nicken zu. Nach Hause zu gehen klang echt gut. Tobi half ihm wieder sich die Beine und hob dann ihren Rucksack auf. Um nicht groß zu stören, riefen sie beide ein Tschüss auf den Platz und verließen das Gelände dann. Bis jetzt war der Tag echt gelungen gewesen. Sogar ohne Tobi konnte er sich vorstellen öfter mit den Vieren was zu machen. Vielleicht nicht alle auf einmal, aber ab und zu einzeln. Hier hatte er schon ne gute Gruppe gefunden. Eine die ihn akzeptierte und respektierte. Und das war ihm einfach unheimlich wichtig bei Leuten, die er im Begriff war an sich ran zu lassen. Immerhin viel es ihm nicht sonderlich einfach sich anderen so weit zu öffnen und seine verletzliche Seite zu zeigen. Umso froher war er, Tobi immer an seiner Seite wissen zu können.

Den Rest des Tages hatten sie in seinem Bett verbracht und gezockt. Musste auch mal sein und nach ausreichend Sport war das auch ne gute Abwechslung. Freilich waren sie davor noch duschen gegangen. Zumindest er war bei dem Duell mit Tim arg ins schwitzen gekommen. Tim war schnell gewesen und unheimlich gut. Auf dem Rückweg hatte er sich heimlich ausgemalt, wie es in einer Parallelwelt ohne seine psychischen Störungen wäre, mit ihm in einer Mannschaft zu spielen und einfach ein unheimlich harmonisches und extrem gutes Spiel zustande zu bringen. Leider würde das nie der Fall sein. Für ihn gab es keine Heilung und ohne die konnte er einen Platz in jeder Mannschaft vergessen. Seine Gesundheit war ihm da doch wichtiger, als Basketball zu spielen. Sie hatten einen recht ausgelassenen Abend gehabt und hatten für seine Familie sogar gekocht. Schade, dass es nur eine Woche Ferien waren. Er hätte gern mehr Zeit mit Tobi in Aussicht gehabt. Aber in den Weihnachtsfeiern, die nicht weit weg waren, konnte er Tobi zwei Wochen sehen. Darauf freute er sich jetzt schon unheimlich.

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