Kleiner Streit

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Auch wenn seine Kraft nicht mehr ganz da war, kämpfte er sich noch mal hoch. Er musste noch mal umgreifen, um sich oben zu halten, bevor er sein Bein rüber brachte. Ihm war klar, dass es nichts wurde, als er ansetzte sich hochzudrücken. Hatte es nie.
„ Ein bisschen mehr Optimismus. Sonst wird's erst recht nichts. Anspannen und dann rum." Und das tat Tim auch. Sich fallen zu lassen war einfach, sich am Ende hoch zu kämpfen so verdammt schwer. Umso überraschter war er, als er am Ende mit ein bisschen Druck tatsächlich rum kam.
„ Na geht doch. War's jetzt so schwer?" Alleine immer noch. Und er hatte es nur ein Mal geschafft. Wenn sie Noten machten musste er es noch mal hinbekommen.
„ Gleich noch mal. Und diesmal spannst du noch n bisschen mehr an, dann brauch ich dich am Ende auch das Stück nicht hoch drücken." Ja und deswegen würde er das auch nie alleine schaffen. Trotzdem wagte er noch einen zweiten Versuch. Zwar kam er wieder rum, aber er brauchte diesen letzten Druck nach oben, um rum zu kommen.
„ Ich merk's mir auf jeden Fall, dass du mal rumgekommen bist. Bein zurück und runter mit dir. Stegi hast du wieder Kraft?" Seine Antwort konnte Tim wegen seinem Abgang nicht sehen, aber der blonde stand hinter ihm, als er sich umdrehte. Er machte ihm Platz, blieb aber wieder an der Seite stehen. Wieder mal kämpfte Stegi sich die für ihn deutlich zu hohe Reckstange hoch.
„ Na dann Schwung und rum. Versuchs erstmal nicht gestreckt, sondern ein bisschen abgewinkelt. Ohne Hilfe wird es schwer das Gefühl dafür zu bekommen." Stegi positionierte sich noch ein bisschen um und nahm dann Schwung. Reichen tat es nicht. Stegi bekam die Hüfte nicht mehr richtig an die Stange und blieb mit den Armen hängen.
„ Is egal. Du musst mit der Hüfte dran bleiben. Versuch dich noch ein bisschen mehr anzuwinkeln. Probier's noch mal." Stegi probierte es noch mal, jedoch mit dem selben Ergebnis. Was ihm fehlte war ein klein wenig Druck in Richtung Stange. Möglich war es jedoch nicht, da man Stegi nicht berühren konnte.
„ Stegi du brauchst Hilfe bei der Übung. Sonst wird das heute nichts mehr. Lass dir einmal von jemandem helfen. Ich denke zu Tim hast du nen recht guten Draht." Das war etwas, was Stegi im Moment wohl nicht hören wollte. Und das machte er auch deutlich. Jedoch reagierte er viel abweisender und gereizter als Tim erwartet hatte.
„ Ich brauch seine Hilfe aber nicht." Einen Moment war Tim fast schon verwirrt über Stegis Tonfall, dann sickerte aber die Erkenntnis zu ihm durch. Stegi machte genau das, was er vermutet hatte. Tobi war weg und er machte dicht. Er wollte nicht, dass Tim ihm näher kam. Suchte Abstand und vertraute ihm nicht mehr. Hatte er in der Woche wo Tobi da war schon. Seine Nachrichten hatte er kurz und abweisend beantwortet. Immerhin hatte er da noch geantwortet, wenn auch nicht auf alle. Und das tat ihm im Herzen weh. Er konnte das langsam auch wirklich nicht mehr mitmachen und mit seinen Gefühlen spielen. Das hatte er schon zu oft und zu lange. Wenn Stegi wirklich nicht mehr wollte, musste er langsam nen Schlussstrich ziehen, sonst tat er sich selbst am meisten weh. Er konnte Stegi nicht zwingen und ohne Tobi hatte er wohl keine Chance bei Stegi.
„ Okay. Message angekommen. Glaub nicht, dass du mit mir so weitermachen kannst. Auf den scheiß hab ich keinen Bock. Entweder du versuchst mit mir auszukommen, oder aber du sagst jetzt, dass du dir von mir nichts wissen willst und wir beenden das jetzt." Es brauchte jetzt einfach mal ein klares Statement und er wollte auch eine klare Antwort. Stegi sah zu ihm und er meinte einen Moment Angst in Stegis Blick zu sehen. Und dann begann er zu stottern und sich zu entschuldigen.
„ Ich... es sorry, ich wollte nicht, das war. Ich hab's nicht so gemeint. Mein Mund arbeitet nur wieder schneller als mein Hirn.", nuschelte Stegi kleinlaut und blickte zu Boden. Stegi sprang nun runter, sah ihn aber immer noch nicht an. Und mit einem mal sah er wieder den kleinen schüchternen jungen, der Angst vor Berührungen hatte, aber doch irgendwo bei ihm Anschluss suchte. Er wollte Stegi nicht noch mehr zusetzen, als eh schon. Zwischen seiner Wortwahl und der Bedeutung langen dennoch Unterschiede, die er jetzt ein für alle Mal klären wollte.
„ Wie soll es denn sonst gemeint sein? Du willst keine Hilfe, hast offensichtlich kein Bock auf mich und weist mich ab. Sag es doch gleich und mach mir keine Hoffnung dich als guten Freund zu gewinnen. So ein hin und her mach ich nicht mehr mit kleiner." Das kleiner war ihm einfach so nebenbei rausgerutscht. Stegi schien sich daran zu mindest nicht zu stören. Er brauchte jetzt ne klare Antwort. Mit das war nicht so gemeint, konnte er nichts anfangen. Sein Herz machte das nicht mehr mit.
„ Tim ich.", versuchte Stegi erneut einen Satz hervorzubringen. Doch er wusste, worin das enden würde. Eine weitere sinnlose Ausrede, auf die er langsam keine Lust mehr hatte. Mittlerweile fühlte sich sein Herz an, als würde es bluten und langsam in tausend kleine Stücke zerbrechen. Länger hielt er das nicht mehr durch, ohne zu heulen.
„ Ehrlich spar's dir. Versuchs beim nächsten." Das zu sagen tat mehr weh als gedacht. Mit sich spielen lassen wollte er allerdings nicht. Stegi musst sich langsam mal entscheiden, was er wollte.
„ Lass mich bitte ausreden und Versuch es zu verstehen.", flehte Stegi und suchte aktiv seinen Blick. Und schon schmolz sein Herz wieder unter diesem Blick. Wie konnte man da nicht einknicken.
„ Ich kann das gerade einfach nicht. Wenn du mir Hilfestellung gibst, fall ich runter. Wenn diese Bilder sich in mein Bewusstsein kämpfen, bin ich handlungsunfähig. Ich kann das kaum steuern. Das ist gefährlicher, als einfach alleine zu turnen. Hat nichts mit dir zu tun. Sorry das ich das so grob ausgedrückt hab. Bei Tobi passiert mir sowas nie.", flehte er kleinlaut und kam ihm ein Stück entgegen. Sicher nur unterbewusst, aber Stegi suchte seine Nähe und zeigte ihm damit, dass er nicht wollte, dass er ging. Und das ließ ihn weich werden. Wie könnte er Stegi auch je hassen oder ihm böse sein, wenn er den Typen liebte. Manchmal verfluchte er sein Herz dafür, dass es sich in Stegi verliebt hatte.
„ Schon gut. Sowas musste du einfach besser ausdrücken. Wenn du meine Hilfe annimmst, hätte ich da eine Idee, wie ich dir helfen kann, ohne dich zu berühren." Ihm war nämlich so eben eine ziemlich gute Idee in den Sinn gekommen, wie er Stegi ein bisschen an der Stange halten konnte, ohne eine Hand an ihn zu legen. Verständlich sah Stegi ihn fragend an, nickte dann aber. Tim verschwand kurz im Geräteschuppen, um eines der Springseile zu holen.

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