First to five

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Ein kurzer Blick auf die Uhr reichte Tim, um zu bemerken, dass er viel zu lange hier gewesen war. Vor gut einer halben Stunde wollte er sich mit Veni treffen. Sie hatten ausgemacht heute ihre kleine Wette auszutragen. Nach ihrer letzten Streitigkeit war das sozusagen das Battle darum, wer recht hatte. Der Verlierer durfte dem Gewinner dann mal ne heiße Schokolade spendieren, oder im Sommer ein Eis. Wenn sie sowas über ein eins vs. eins im Basketball austrugen, war meist schon klar, wer was spendiert bekam. Interessanter wurde es bei Videospielen. Da war meist nicht klar, wer von ihnen gewann. Tim beeilte sich nach Hause zu kommen, nicht nur wegen Veni. Es war einfach eiskalt draußen für einen Herbst Nachmittag. Hoffentlich hatte jemand Veni reingelassen, damit er sich nicht den Arsch abfror, während er wartete. Tim brauchte nicht lange, bis er wieder daheim war. Vor der Tür wartete zum Glück niemand. Vielleicht verspätete er sich auch und bekam gar nicht mit, wie lang er bei Stegi gewesen war. Damit würde er so vielen unangenehmen Fragen ausweichen. Diese Hoffnung wurde jedoch gleich zerstört, als er die Treppen hoch lief und Veni vor seiner Tür sitzen sah.
„ Ah bequemt sich der Herr auch mal nach Hause? Wo waren wir denn?", fragte er mit neckischem Unterton in der Stimme, während er von seinem Handy aufsah und sich erhob. Tim verdrehte nur die Augen und schloss die Tür auf.
„ War beschäftigt?" Tim wollte es als Aussage darlegen, doch es klang mehr wie eine Frage. Er hatte neben Stegi gehockt und ihm beim Schlafen zugesehen. Als Beschäftigung würde er das jetzt nicht zählen. Aber Stegi war unendlich niedlich gewesen, wie er da klein zusammengerollt gelegen hatte.
„ Beschäftigt mh, wem willst du das erzählen? Du warst bei Stegi, gib's zu. Drei fucking Stunden lang. Ihr seid um kurz nach neun schon weg."
„ Vielleicht hatte ich nen Termin.", schoss Tim zurück, während er in die Wohnung trat. Er würde ihnen nen Ball und Wasser holen und dann konnten sie eigentlich los. Gut ne Jacke wäre nicht schlecht. Veni packte ihn jedoch am Handgelenk, bevor er weitergehen konnte und drehte ihn ruckartig zu sich rum.
„ Warst du bei Stegi, ja oder nein?", fragte Veni und sah ihm tief in die Augen. Als wolle er in ihnen die Wahrheit finden. Es zu leugnen brachte eh nichts mehr. Daher nickte er knapp. Für den Bruchteil einer Sekunde sah er etwas in Venis Augen aufblitzen. Nicht lang genug, um es zu identifizieren, aber lang genug es zu registrieren. Doch dann zeichnete sich ein Lächeln auf Venis Lippen ab.
„ Ich freu mich für dich.", flüsterte Veni in seine Brust, als er ihn überraschend zu sich zog und ihn umarmte. Veni hatte oftmals gehofft, er verliere das Interesse an Stegi, weil er eh nicht an ihn ran kam. Damit Veni ihn nicht ständig traurig sehen musste. Aber dieser neue Hoffnungsschimmer war mehr als er sich erhofft hatte und dazu Venis positive Reaktion. Im Moment könnte er nicht glücklicher sein.
„ Bereit fertig gemacht zu werden?", fragte Tim grinsend, während er sich aus der Umarmung löste.
„ Davon träumst du. Lass mich schnell ne Sporthose anziehen." Mit seinem Rucksack verschwand er Richtung Bad. Tim schnappte zwei Wasserflaschen aus der Küche und seine Trainingsjacke von der Garderobe, inklusive des Basketballs oben drauf.
„ Ich geh schon mal runter. Mach hinter dir zu.", rief er nach drinnen und ging dann schon mal runter. Zugegeben es hatte ihn lange gebraucht, bis er einen Basketballkorb hier hatte aufstellen dürfen. Die Hausverwaltung hatte ewig nein gesagt. Gemeinschaftshof und Ruhestörung hatte er immer nur als Antwort bekommen. Dabei hatte er eh so gut wie jeden Tag gespielt. Ob da nun ein Korb war oder nicht, hätte keinen mehr gestört. Die Bewohner hatten es ihm schließlich erlaubt, worüber er sehr froh war. Und ab und zu sah er die Zwillinge von der Familie über ihnen mit Bällen Körbe werfen. Tim stellte die Flachen beiseite, klemmte den Ball zwischen die Beine und zog seine Jacke an. Sie war dunkelblau und hatte hinten gebogen den Vereinsnamen aufgedruckt. Tim mochte diese Jacke wirklich. Gerade im Herbst hatte er sie neben seinen Hoodies oft an. Als der Reißverschluss zugezogen war, nahm er den Ball und warf ihn locker auf den Korb. Zugegeben eierte der Ball etwas auf dem Korbrand, bevor er richtig rein ging.
„ Na wenn du so spielst, werd ich leichtes Spiel haben.", höhnte Veni und gabelte den Ball auf. Tim schloss die Augen und tat so, als würde er Veni einem Kuss zu hauchen.
„ Arsch. Das hier geht sicher nicht wie das letzte Spiel aus.", gab Veni zurück und prellte den Ball einmal auf den Boden, bevor er ihn zu Tim passte.
„ Du meinst die fünf zwei bei unserem letzten first to five? Keine Sorge, diesmal schenk ich dir keinen Punkt. Du hättest mich heute morgen eher zum verlieren bekommen, aber nachdem ich bei Stegi war, vergiss es." Tim klang überheblich auf Außenstehende, dass wusste er nur zu gut. Aber runter gebrochen beherrschte er Basketball einfach besser als Veni, der sich zwar schon anstrengte, aber nie so tief rein kniete wie Tim. Zwar war es Wunschvorstellung und so gut wie unmöglich, aber er wünschte sich irgendwann mal von Basketball leben zu können.
„ Dann fang an und beweis es mir." Liebend gern. Tim fing an zu prellen, behielt dabei Veni genau im Auge. Er sollte ruhig etwas näher kommen. Als er einen schnellen Schritt auf ihn zu machte, um ihm den Ball aus der Hand zu schlagen, wich Tim nur zur Seite weg und warf den Ball auf den Korb. Veni musste echt lernen, dass er so nahe Bälle fast immer traf und er ihn möglichst weg halten sollte.
„ Eins null. Dein Ball.", grinste Tim unschuldig und ließ Veni den Ball aufnehmen. Sie gingen diesmal etwas weiter zurück, damit es kein drei Sekunden Match wurde. Veni fing an mit prellen, Tim nur wenige Meter vor ihm. Kaum machte er einen Schritt nach vorne, wich Veni diagonal nach hinten aus. Als er noch mal Blitz schnell auf Veni zutrat, drehte sich dieser mit dem Ball weg und umrundete ihn, bevor er auf den Korb zu rannte. Tim reagierte jedoch eben so schnell und rannte ihm nach. Den Korbleger seitens Veni konnte er nicht mehr verhindern. Doch er konnte am Korb hoch springen und den Ball raus schlagen. Somit hatte er freies Feld und konnte mit einem Sprung den Ball locker im Korb versenken.

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