Allein

96 12 4
                                    

Veni war der erste der beiden, der seine Sprache wiederfand und versuchte irgendwie die richtigen Worte zu finden, um Stegi nicht zu verletzen, oder seine Gedanken weiter als nötig auf Wanderschaft zu schicken, was gar nicht mal so leicht war.
„ Natürlich nicht. Ich. Oh Gott ich weiß wirklich nicht, was ich dazu sagen soll. Es tut mir so unfassbar leid, was dir passiert ist. Komm aber bloß nicht auf die Idee, dass du uns jetzt los wirst. Das ändert nichts an unserer Freundschaft. Du bist und bleibst unser Freund Stegi.", sprach Veni beruhigend auf den blonden ein. Er sah ihm an, dass er Stegi liebend gern in den Arm genommen hätte, um ihm das zu beweisen, ließ es aber bleiben, um Stegi nicht noch mehr zu strapazieren. Was er ihnen gerade erzählt hatte, reichte fürs erste vollkommen an Stress. Zwischen ihnen breitete sich ein schweigen aus, welches Stegis Mundwinkel kontinuierlich nach unten sinken ließ. Basti hatte immer noch nichts dazu gesagt und je länger er zögerte, desto mehr bekam Stegi Zweifel. Nicht nur an Basti, sondern auch an ihnen. Das Basti immer noch verzweifelt nach Worten suchte, sah Stegi nicht mehr, da er seinen Blick gesenkt hatte. Lautlos tropften Tränen von seinem Kinn auf seine Hose und bildeten einen dunklen Fleck. Beruhigend drückte er Stegis Hand, da es wohl der einzige Punkt war, an dem er Stegi sicher berühren konnte, ohne an allem zu zweifeln, oder ihn gar umkippen zu lassen. Ob Stegi das so recht wahrnahm, wusste er allerdings nicht.
„ Ist okay, ich.", fing Stegi schniefend an mit Basti abzuschließen, als der ihn verzweifelt um Worte unterbrach.
„ Halt. Mir fehlen gerade einfache die richtigen Worte, um mich irgendwie unmissverständlich auszudrücken und dich nicht zu verletzen. Was ich sagen will, ich stimm Veni zu. Du hast dich nicht verändert Stegi. Dein Leid hat jetzt nur einen Namen und einen Grund bekommen. Das ist kein Grund dich fallen zu lassen. Wir bleiben Freunde." Dafür das er so lange gebraucht hatte, hatte er definitiv die besten Worte gefunden, um Stegi zu sagen, dass sie befreundet bleiben würden. Stegi hob den Blick und blickte sie nacheinander an.
„ Danke. Wirklich. Bis jetzt haben es die wenigstens so gut aufgenommen. Die meisten haben sich Stück für Stück von mir distanziert. Das ihr bleibt, ist für mich unvorstellbar wichtig. Ich wäre trotzdem gerne erstmal alleine. Ich brauch Zeit mich zu sammeln." Veni und Basti erhoben sich wortlos und zogen sich zurück, sodass er mit Stegi alleine war. Stegi sah ihn allerdings immer noch mit Schmerz in den Augen an und bat ihn stumm zu gehen. Und das würde er schweren Herzens auch tun.
„ Wenn was ist, kannst du ohne zu zögern zu mir kommen. Ich bin für dich da Stegi." Schweren Herzens löste Tim sich und ging langsam Richtung ihres Schlafraumes. Bevor er um die Ecke ging, sah er noch mal zu Stegi, der ihn schwach anlächelte.
„ Keine Angst, ich werd nicht alleine sein.", versprach Stegi ihm und deutete wage auf dein Handy. Wenigstens ließ er Tobi im Moment an sich ran. Mit einem seufzen ließ er Stegi auf dem kalten Fliesenboden sitzen und ging ins Schlafzimmer. Sofort lagen alle Blicke bei ihm. Ein bisschen was schienen sie alle mitbekommen zu haben, oder hatten es durch das Getuschel erfahren, welches nun schlagartig verstummte.
„ Tim.", versuchte ihn jemand anzusprechen, doch er blocktet sofort. Er musste das selbst erstmal verarbeiten.
„ Nicht jetzt." Tim setzte sich in sein Bett und zog die Decke über seinen Kopf, um wirklich ruhe zu bekommen. Tim seufzte tief und ließ seinen Emotionen freien lauf. Tränen rannen seine Wangen hinab und er versuchte zu begreifen, was in den letzten Minuten passiert war. Was Stegi in den letzten Minuten erzählt hatte. Er wusste einfach gar nicht mehr, wie er jetzt mit Stegi weitermachen sollte. Am liebsten wollte er keinen Fehler mehr machen, aber es würde ihm trotzdem passieren, dass wusste er und er hatte Angst davor, Stegi zu verlieren, weil ihm ein Fehler unterlief. Der Gedanke daran hielt ihn die ganze Nacht lang wach. Er wollte Stegi unbedingt ein guter Freund sein, wollte ihn unterstützen und ihm helfen, aber er wusste nicht mal, was er jetzt überhaupt noch machen und sagen durfte, ohne Stegi zu verletzen und alte Wunden aufzureißen. Das war schlimmer als alles, was er sich hätte ausmalen können. Ein kleiner, zehnjähriger Stegi unter Angst zitternd an die Wand gedrückt, während ihn sein eigener Cousin... dieses Bild brannte sich in seinen Kopf ein und er war sich sicher, dass er es niemals wieder vergessen würde können. Egal wie unscharf es war. Genau wie Stegi selbst. Er konnte jetzt definitiv besser verstehen, was Stegi da eigentlich für eine Bürde auf sich hatte, die er jeden Tag mit sich herum trug. Wie konnte Stegi daran nicht zerbrechen? Wie konnte er überhaupt weitermachen, geschweige denn ruhig schlafen, nach alles was passiert war? Wie schaffte er es sich auf eine Beziehung mit ihm einzulassen, nach allem was passiert war? Wir hatte er Stegi bitte in dieses Turnier rein quatschten können? Er hätte es gleich lassen sollen. Andererseits wüsste er dann nichts und würde nur noch mehr Fehler machen, im Bezug auf Stegi. Was konnte er den überhaupt noch richtig machen? Auf jeden Fall musste er es wesentlich langsamer angehen, als er erwartet hatte. Vielleicht sollte er einen Gang zurück schalten und erstmal wieder bei Freundschaft bleiben. Andererseits hatte Stegi das gewollt und zugestimmt. Hatte er es getan, weil er sich unter Druck gesetzt fühlte von ihm, oder war er wirklich schon so weit, das er sich auf diese einfachen Berührungen einlassen konnte? Er wusste es nicht und das war so unendlich schlimm. Sie mussten definitiv ein ganzes paar Dinge klären, wenn sich die Zeit dazu ergab. Sonst drehte er wahrscheinlich völlig durch. In seinem gesamten Leben war er noch nie so unsicher gewesen und hatte sich so viele Gedanken wegen einer einzigen Sache gemacht. Aber Stegi war es ihm wert. Stegi war ihm wichtig und er wollte ihn wirklich nicht verlieren. Durfte ihn nicht verlieren. Stegi war einfach das Beste, was ihm hätte passieren können, egal wie viele Probleme er hatte und er schwor sich, dass sie das gemeinsam irgendwie hinbekommen würde. Und wenn er Stegi niemals küssen würde, dass war es eben so. Für Stegi würde er auf alles verzichten, damit er glücklich war und sich vor allem wohl fühlte. Egal wie viel er dafür selbst zurück stecken musste.

Basketball Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt