Diesesmal, Krankenhaus.

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Der Kreis um mich rum löste sich langsam auf, und Kian und Justin halfen mir hoch. ‚Kriegst du das hin, Bro?‘ ‚Kla, für wie unfähig hältst du  mich Kian?‘ antwortete Justin auf Kian’s Frage und stütze mich unter meinem Arm. ‚Geht’s?‘ ‚Ja, geht so..‘ murmelte ich und sah rüber zu Amber die grinsend zu mir guckte. Schadenfreude. Na warte, dass bekommst du wieder, Miststück. Ich hab verdammte Angst vor Ärzten, Krankenhäuser und Spritzen und so was. Mein Herz versetzte mir einen Stich, wenn ich drüber nachdenke, was die gleich vielleicht alles mit mir machen. OMG vielleicht müssen sie sogar operieren?   ‚Soll ich dich tragen?‘ fragte Justin und grinste. Spinner. ‚Nein Quatsch, geh-.. Obwohl..‘ ich sah wieder zu Amber die mich immer noch lachen ansah. ‚..ja, wär vielleicht doch besser wenn du mich tragen würdest..‘ sagte ich dann doch, und Justin hob mich in seine Arme. Amber’s Kinnlade klappte sich nach unten, und sie stampfte erneut mit ihrem Fuß auf den Hallenboden. Ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen, obwohl mir eigentlich eher zum Heulen zumute war.

Er setzte mich ins Auto und fuhr los Richtung Krankenhaus. Er trug mich zur Notaufnahme, wo sie mir dann einen Rollstuhl gaben. Danach musste ich ins Untersuchungszimmer. ‚Soll ich mit reinkommen? Oder willst du alleine? Dann warte ich im Wartezimmer..‘ Justin fragte und ging schon leicht rückwärts den Flur runter. ‚Nein, bitte, komm mit rein, okay? Du weißt ich hab Angst .‘ Das letzte war mehr genuschelt als gesprochen. Aber er hatte es trotzdem gehört. ‚Ja ich weiß, aber Sie werden nur gucken, und dann denk ich mal Röntgen. Da kann ich eh nicht mit.‘ meinte er und sah mich an. ‚Bitte..‘ ich schaute in seine Augen und er starrte zurück. ‚Ok, kla komm ich mit Kleines.‘ Er rollte mich rein und half mir, mich auf die Liege zu setzen. Mein Herz fing an wild zu pochen, als ich die ganzen Geräte sah. ‚Alles gut, Engel. Mach dir keine Gedanken, okay?‘ sagte er beruhigend und setzte sich neben mich. Er legte seine rechte Hand auf mein linkes Bein und malte kleine Kreise drauf. ‚Ist dir kalt?‘ fragte er verwirrt und sah mich an. Hä? Warum sollte mir bitte kalt sein? Es sind knapp 29 ° draußen?! ‚Ne?‘ ‚Du hast aber ne Gänsehaut?!‘ Er sah runter, und dann wieder hoch. Ich sah auf mein Bein, mein linkes. Pure Gänsehaut. Man könnte denken, ich liege bei -45° im Schnee. Wie peinlich, kam das nur von seiner Berührung? Aber er umschlingt mich jede Nacht, warum hatte ich da nie eine? Oder hatte ich da eine?! Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Aber zu meinem Glück, hatte Gott mal einmal Erbarmen mit mir und der Doc kam rein.

‚Also, Mrs. Miller, was genau ist denn passiert?‘ Ich schilderte ihm den Vorfall, wobei ich natürlich Amber als ‚Mitspielerin‘ bezeichnete. Was sollte der auch denken, wenn ich hier Schlampe, Nutte oder Miststück sagte. Käme glaub ich nicht so gut. Justin musste von der Liege runter, damit ich mich hinlegen konnte. Sofort fühlte ich mich unwohl. Justin wollte Richtung Besucherstuhl in der hinteren Ecke des Raumes gehen, aber ich hielt ihm am Arm fest. Er sah mich an und ich gab ihm den ‚lass-mich-bitte-nicht-alleine‘-Blick und er hielt stumm meine Hand. Der Doc drehte und drückte ein wenig auf meinem Knöchel rum, und ich musste sagen wo es wehtat. Danach schickte er mich und Justin zum Röntgen. Das hatte ich schon mal gemacht, also war es nicht so schlimm.

Wir gingen wieder zurück und der Arzt sagte: ‚Nun ja, also es ist ziemlich stark geprellt, ich mache einen festen Verband drum, und sie kommen in zwei Tagen bitte noch mal her. Bis dahin laufen sie bitte auf Krücken. Gute Besserung.‘ Na klasse. Montags werde ich fast von unserer Schulbitch geschlagen, Dienstag wurde mein Bro und seine Kumpels in ne Prügelei verwickelt, und Mittwoch  darf ich an Krücken durch die Gegend rennen, oder eher humpeln. Wir machten uns auf den Weg zum Auto und Justin kümmerte sich echt rührend um mich. Wie der Nacht-Justin. Natürlich war ich auch für heute mal wieder krankgeschrieben. Mir ist aufgefalllen,ich war die letzten drei Tage nicht einmal bis zum Schluss in der Schule. Und immer war Justin dabei, oder war der Grund.

Wir fuhren zu mir nach Hause, und Justin kochte für uns Pfannkuchen. Jap, er kochte. Es überraschte mich, aber sie schmeckten echt köstlich. ‚Tja, ich hab halt verborgene Talente, Engel.‘ er grinste und wir guckten uns mal wieder Assi TV an. Herrlich. Am Nachmittag, so gegen 16 Uhr, wollten die Mädels bei mir vorbei gucken, Justin musste eh zum Training. Ich humpelte zur Couch, und schrieb noch mit Kian SMS, solange, bis es an der Tür klingelte. Wir lästerten den ganzen Abend über Amber und ihre Gefolgschaft und tranken selbstgemachte Cocktails. Danach beschlossen wir, uns draußen im Garten ein wenig zu sonnen. Mila fuhr schnell mit jedem nochmal nach Hause, um ihre Bikinis zu holen. Als sie wieder da waren, gammelten wir im Garten rum, und hielten die Füße in den Pool. Naja, ich nur den rechten, aber immerhin.

Gegen Abenddämmerung gingen wir wieder rein, und sahen uns ‚Freundschaft Plus‘ an. Eine ‚Sexbeziehung‘ zwischen einem Typen und seiner besten Freundin oder so. Wir unterhielten uns darüber.

‚Nein, also ich sage, wenn du mehr als 3 mal mit ‘nem Typen im Bett warst, bekommst du irgendwelche Gefühle für ihn. Ob gute oder schlechte, aber du bekommst welche.‘ meinte Ari und sah zu Mila, die ihren Kopf schüttelte. ‚Muss doch nicht sein, ich meine, wenn ihr beide nur Bock auf Sex habt, muss du dich doch nicht gleich in ihn verlieben. Bullshit.‘ ‚Also Kian und ich hatten am Anfang auch nur Sex und ich glaube es kam erst nach dem 7. Mal, als ich mich in ihn verliebte..‘ sagte Maddi nachdenklich und ich schnappte nach Luft. ‚DU HAST 7  MAL MIT IHM GESCHLAFEN, BEVOR IHR ZUSAMMEN GEKOMMEN SEIT?!‘ Ich war geschockt. Ich wusste, dass sie was mit ihm am Laufen hatte, bevor sie ein Paar wurden, aber 7 Mal?! Verdammte Scheiße. ‚Äh, ja, hatte ich euch das nicht erzählt?‘ fragte sie unsicher und Mila, Ari und ich schüttelten die Köpfe. ‚NEIN?‘ ‚Oh naja..‘ stotterte sie und wurde vom Klingeln unterbrochen. ‚Ich mach auf!‘ schrie sie schnell, sprang auf und ging zur Tür. Es waren Kian, Ryan, Zayn und Justin. Wer auch sonst. ‚Wo ist dein Schlüssel?‘ fragte ich Kian und er meinte nur ‚Vergessen..‘ und steckte seine Zunge in Maddi’s Mund. Lecker. Er nahm ihr Hand, und ging mit ihr nach oben. ‚Viel Spaß, und bitte nicht zu laut, ja? Nehmt ein wenig Rücksicht auf uns.‘ lachte Justin und Kian schrie nur noch von oben: ‚Halt’s Maul, Bieber!‘ wir lachten und er setzte sich zu uns.

‚Ach so, Jay? Kann ich heute eventuell bei dir pennen? Meine Ma ist weg auf Geschäftsreise, und mein Dad ist doch bei meinen Großeltern in New York.. Und du kennst mich, ich hab Panik alleine Zuhause.‘ Ari sah mich mit ihrem Schmollmund an, und mein Herz hörte für kurze Zeit auf zu schlagen. Das bedeutete, ich müsste heute alleine Schlafen. Na gut, was heißt alleine, Ari würde auf einer Matratze neben mir schlafen, aber ich wäre alleine in meinem Bett. Unserem Bett. Sie wär zwar da, aber konnte nicht die Alpträume fern halten, die ich immer hatte, wenn Justin nicht da ist. Sie könnte nichts dagegen tun. Und Justin würde eine komplette Nacht kein Auge zu machen und morgen übermüdet zur Schule kommen. Ich raubte ihm damit quasi seinen Schlaf. Ich sah unauffällig zu Justin, der mir direkt traurig in die Augen sah. Er schüttelte kaum wahrnehmbar seinen Kopf und fing schneller an zu atmen.

Er hatte Angst, würde es aber nicht zugeben.  Ich sah zu Ari. Was sollte ich ihr antworten? Ich konnte doch nicht einfach so nein sagen. Ich schaute zurück zu Justin und wieder zu Ari. ‚Äh , ja sicher, klar kannst du bei mir schlafen heute..‘ sagte ich langsam und vorsichtig und Ari umarmte mich freudig. ‚Yay danke, du rettest mein Leben!‘ sagte sie fröhlich. Ich lächelte gezwungen, sah wieder zu Justin, der nach unten auf den Boden guckte. ‚Ich hol mir was zu trinken.‘ er stand auf, und ging schnell in unsere Küche. ‚Äh, ich geh mal lieber hinterher und pass auf, dass er nichts anstellt, der Idiot.‘ sagte ich schnell halb lachend, was bestimmt komisch aussah, denn ich wollte nicht lachen. Ich stand vorsichtig auf und humpelte mit einer Krücke hinter ihm her.

In der Küche war das Licht aus, ich sah nur so seinen Schatten, und ein bisschen von seinem Gesicht,  was von der Laterne draußen auf der Straße angeleuchtet wurde. ‚Hey..‘ sagte ich leise, stellte meine Krücke in die Ecke und humpelte langsam auf ihn zu. ‚Hey.‘ sagte er und sah mich nicht an. ‚Tut mir Leid Justin, echt, aber was hätte ich denn sagen sollen? Nein Ari, du kannst nicht hier schlafen, weil ich, wenn Justin nicht da ist, Alpträume von früher bekomme, von meinem Vater der mich und Kian immer geschlagen hat? Und Justin kann nicht schlafen, wenn ich nicht neben ihm liege?‘ ‚Nein, aber du hättest wenigstens sagen können, dass sie unten auf dem Sofa pennt oder so. Dann hätt ich heute Nacht trotzdem kommen können..‘ sagte er traurig und senkte den Kopf noch ein wenig. Ich hüpfte ein Schritt auf ihn zu legte meine Hände auf seine Brust, er atmete langsam, und unregelmäßig. ‚Ich kann sie doch nicht wie ein Hund auf die Couch schicken..‘ er bewegte sich nicht. Sagte nichts. ‚Man Justin, ich mach’s wieder gut, versprochen, okay?‘ Er sah endlich hoch, in meine Augen. ‚Na gut, aber wenn ich morgen beim Training abkacke, ist das deine Schuld, klar?‘ er lächelte ein wenig, und zog mich überraschend in eine sehr enge Umarmung. Es tat gut. ‚Damit kann ich leben..‘ kicherte ich, und wir lösten uns, um zurück zu den anderen zu gehen. Na das kann ja ne Nacht werden..

Hey, Kleine.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt