Namjoon
„Nein Jung Hoseok, ich werde nicht auf diese Party gehen", wiederhole ich zum hundertsten Mal an diesem Morgen und setze mich auf meinen Platz. „Och Joonie, bitte...sei nicht so eine Spaßbremse und lass dich einfach mal mitreißen!", bettelt mein Freund weiter und umarmt mich von hinten. Genervt stoße ich ihn weg. „Worum gehts?", fragt plötzlich die Stimme eines Engels von vorne und wir beide unterbrechen unsere Kabbelei und sehen zu Jin, der sich neugierig umgedreht hat. Erschrocken reiße ich die Augen auf und starre ihn an. Hobi hingegen bleibt ganz entspannt und obwohl Jin mich angesehen hat, antwortet er für mich. „Jungkook macht am Wochenende 'ne Party und ich geh hin, Namjoon hier will aber nicht." „Warum denn? Partys sind doch cool!", strahlt Jin mich an und ich sehe peinlich berührt weg. „Ich geh einfach nicht gerne feiern", murmle ich leise und starre auf meinen Tisch. Jin beugt sich ein bisschen näher zu mir und ich spüre, wie das Blut in meine Wangen und meine untere Region steigt. Mein Freund bemerkt es und lenkt Jin von mir ab. „Hast du Bock zu kommen?", fragt er schnell und Jin bewegt sich, Gott sei dank, von mir weg. Er zuckt lässig mit einer Schulter. „Klar. Können die Jungs auch kommen?" Hobi gluckste erfreut. „Na klar, je mehr desto besser!", schaltet Jungkook sich ein, der nach hinten gekommen war um mitzureden. Taehyung grinst und streckt eine Faust in die Luft. „Yes!", rief auch Minhyuk und strahlt. Jungkook platzt fast vor Stolz, das die Coolen auf seine Party wollen und ich sehe, wie seine Augen strahlen. Ich hingegen fühle mich, als könnte ich kotzen. „Mir gehts nich gut", murmle ich und stehe auf. So schnell ich kann verlasse ich das Klassenzimmer und laufe/renne Richtung Toiletten. Dort schließe ich mich ein und setze mich auf den Deckel. Auf der einen Seite freue ich mich unglaublich, dass er kommen wird. Auf der anderen Seite..ugh ich hasse diesen Druck mit „du brauchst ein gutes Outfit", „denk dir coole Sprüche aus" und so weiter. Und ich habe mega Angst, dass irgendetwas peinliches passiert, ich meinen Becher umstoße, ihn anstoße, doch was trinke und mich dann wie ein Irrer benehme, ihm im Rausch zu sagen, dass ich ihn liebe..das sind alles Szenarien, vor denen ich Angst habe. Mega krasse unglaubliche Riesenangst.
„Namjoon?", fragt Hobi sanft und ich höre wie er die Tür schließt. „Hobi", flüstere ich dankbar und öffne die Kabine. Er kommt zu mir und nimmt mich sanft in den Arm. „Alles okay?" Ich nicke nur und lehne mich an ihn. „Danke, dass du gekommen bist", sage ich leise und er drückt mich ein Stück weg um mich sehen zu können. Prüfend mustert er mein Gesicht. „Keine geschwollenen Augen, zwar rote Wangen aber das fällt nicht so sehr auf. Ansonsten ist alles unauffällig", diagnostiziert er und lächelt. Ich lache leise und schniefe dann kurz, wische mir einmal übers Gesicht und drehe mich dann zu ihm. Er nickt, nimmt meine Hand und wir gehen wieder auf den Schulflur. Er zieht mich zum Klassenzimmer und zu meinem Platz, drückt mich sanft auf den Stuhl und setzt sich dann neben mich. Ich sehe schnell weg, als Jin sich umdreht. Nicht, dass er am Ende doch noch etwas bemerkt. „Alles okay?", fragt er und klingt etwas besorgt. Ich versuche, mir meine Überraschung nicht anmerken zu lassen und nicke nur überfordert.
In diesem Moment betritt der Lehrer das Klassenzimmer und alle verschwinden auf ihre Plätze. Jin lehnt sich noch schnell zu mir hinter und legt mit einen Zettel auf den Tisch. Mit zittrigen Händen falte ich ihn auseinander.Ich atme tief durch und kritzle meine Handynummer unter den Text. Dann tippe ich ihm ganz leicht auf die Schulter und halte ihm den Zettel hin. Er lächelt und nimmt ihn. „Danke", flüstert er, dann dreht Moon sich wieder um. Oh Gott, was hab ich gemaaacht....uff..okay. Namjoon, du hast Moon gerade deine Nummer gegeben also bereite dich mental schon mal auf eine Nachricht heute Nachmittag vor. Hilfe.....
Irgendwie habe ich den Rest des Schultages ohne weitere Moon-Zwischenfälle überstanden und war einfach nur froh, endlich nach hause zu können. Jetzt sitze ich an meinem Schreibtisch und mache Hausaufgaben, zumindest habe ich es vor, aber ich werfe alle paar Sekunden nervöse Seitenblicke auf mein Handy. Nach einer Stunde, in der ich gerade mal eine halbe Aufgabe bearbeitet bekommen habe, bingt es rechts neben mir. Meine Hand rast zu meinem Smartphone und tippt hektisch den Code ein. „Hob(b)i(los)". Na toll. Seufzend klicke ich auf die Nachricht.
Ich schmeiße mein Handy auf mein Bett und stehe seufzend auf. „Ich kapituliere. Die Hausis werden morgen von Hobi abgeschrieben", murmle ich und schlurfe aus meinem Zimmer. Unten in der Küche sehe ich meine restliche Familie. Mein Vater und meine Schwester schnippeln Gemüse für den Wok, den meine Mutter gerade kocht. In solchen Momenten sehen wir aus, wie eine ganz normale Familie. Als wäre mein Vater kein cleaner Alkoholiker, meine Mutter nicht in einem Kinderheim aufgewachsen und meine vierjährige Schwester adoptiert. Meine echte Schwester ist vor sieben einhalb Jahren spurlos verschwunden.
Eomma dreht sich um und lächelt mich an. „Hey Joonie", begrüßt mich auch mein Dad und wuschelt mir durch die Haare. „Hey Mom, hey Dad", antworte ich und gehe zu meiner Schwester, umarme sie sanft von hinten und hebe sie ein Stück hoch. „Hallo Minnie", quietsche ich und sie lacht. „Lass mich runter, Namjoon!" „Na gut, ausnahmsweise!", schmolle ich und setze sie wieder ab. Papa schaut lächelnd zu. „Namjoon, magst du mal wieder bowlen gehen?", fragt er mich und überrascht sehe ich ihn an. Früher haben wir das oft gemacht, jedes Mal, wenn ich ihn in der Klinik besucht habe, waren wir bowlen. Er konnte zwar oft nur daneben sitzen aber ab und zu hat er eine Runde mitgespielt.
Schnell nicke ich. „Sehr gerne." Er strahlt mich an. „Nächsten Samstag dann?" Die Party. „Da kann ich nicht", antworte ich entschuldigend. „Wieso das?", fragt er verwundert und macht sich wieder ans Schneiden. Von der Party kann ich ihm nicht erzählen. Meine Eltern wissen, dass ich Partys hasse, die keinen guten Grund haben. Und „guter Grund" ist zum Beispiel Geburtstag, Abschlusszeugnis und vielleicht auch Führerschein. Aber nicht „mir ist langweilig und meine Eltern sind nicht da" oder „ich will mich besaufen, weiß aber nicht wann". Wenn sie nun von der Party erfahren würden, werden sie fragen, warum ich da hingehe. Sie wissen, wann Hobi Geburtstag hat und dass ich keine anderen Freunde habe. Also muss es einen anderen Grund geben. Aber ich kann ihnen schlecht sagen, dass ich wegen einem Jungen dort hin gehe, weil ich mich noch nicht geoutet habe und sie es dann wahrscheinlich erst recht nicht erlauben würden. Uff. „Joonie, warum hast du am Samstag keine Zeit?", wiederholt mein Vater und sieht mich mit gehobener Augenbraue an. „Ich penn bei Hoseok", sage ich so entspannt wie möglich. „Hm, okay", erwidert er entspannt und wirft mir einen „ich komm nachher nochmal hoch"-Blick zu. Ich seufze und verkrieche mich ins Wohnzimmer. Meine Schwester kommt hinterhergehüpft und schmeißt sich auf mich drauf. Ich keuche erschrocken und kitzle sie dann von mir herunter. Nach ein paar Sekunden liegt sie lachend und japsend auf dem Boden, sieht mit glänzenden Augen zu mir auf und streicht sich die Haare aus der Stirn. Ich grinse sie von oben herab an und ziehe sie dann hoch zu mir. Meine Eltern decken den Tisch und nach zehn Minuten kommt auch der Topf dazu. Mom tut das Gemüse immer erst dazu, wenn das Essen fast fertig ist, „damit es besser schmeckt und schön knackig ist". Wir setzen uns hin und fangen an zu essen. Dad erzählt von seinem Arbeitstag, Mom von ihrem und die Kleine vom Kindergarten.
Ganz normale Familie.
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𝕊𝕔𝕙𝕠𝕠𝕝 𝕃𝕦𝕧 ~ 𝔽𝕚𝕣𝕤𝕥 𝕃𝕦𝕧 ⁿᵃᵐʲⁱⁿ
FanfictionNamjoon, ein eher zurückhaltender Junge aus einer chaotischen Familie, ist seit zwei Jahren in den bekannten Seokjin aus seiner Stufe verliebt. Aber erst, als sie in eine Klasse kommen, bietet sich ihnen die Möglichkeit, einander kennenzulernen und...