Namjoon
Montag Morgen. Hobi und ich sind auf dem Weg zur Schule. Er ist hellwach, wie üblich, und labert mich voll. Ich laufe stumm neben ihm, ein bisschen nervös, weil Jin heute wieder im Unterricht sein wird.
Vor dem Schultor sieht Hobi mich kurz prüfend an. „Ready?" „Go", murmle ich tonlos und betrete das Gelände, die Daumen in die Schultergurte meines Rucksacks gehakt. Mit einem lauten Seufzer folgt mein Fettsack mir und nimmt, als er bei mir ankommt, meine Hand. Mit nervös umherhuschendem Blick betrete ich das Gebäude und versuche, mich ein bisschen zu beruhigen. Steiger' dich nicht zu sehr hinein, mahne ich mich selbst. Das ist nicht reif, was du da machst, Namjoon.
Als wir schließlich vor unserem Klassenzimmer ankommen, atme ich noch einmal durch. Dann öffne ich die Tür und gehe mit Hobi schnurstracks zu unseren Tischen. Wie erwartet, sitzen Jin, Tae, Yoongi und die anderen Sternchen bereits an ihren Plätzen und unterhalten sich. Als wir dazukommen, dreht Jin sich lächelnd um. „Guten Morgen, Jungs!" „Hey", murmle ich leise und ernte einen besorgten Blick von Taehyung. Auch Jin runzelt kurz die Stirn, schüttelt dann aber den Kopf und strahlt mich an. „Es tut so gut, wieder hier zu sein." „Mhm." „Namjoon?" Na toll, jetzt kommt wieder so eine Frage, die ich nicht beantworten will. „Was ist los, du bist mega verstimmt." „Ach was.." „Wow. Okay, wir reden nachher", sagt er überrascht und dreht sich dann wieder um. „Ne, dank- Ey!", rufe ich laut, als Hobi mich plötzlich packt und in die Ecke des Raums zieht. „Was soll das denn jetzt?!", zische ich empört und sehe ihn angepisst an. „Reiß dich mal am Riemen, Mann! Siehst du nicht, wie er sich Sorgen macht? Und du verhältst dich wie der letzte Dreck, nur weil er einmal etwas falsches gesagt hat!", faucht er genervt und ich schließe kurz meine Augen. Er hat Recht. Ich führe mich wirklich auf. Beschämt senke ich den Kopf. „Tut mir leid." „Sag das nicht mir", meint Hobi bloß und geht wieder zu seinem Platz. Schlagartig steigt mir die Röte in die Wangen. Verdammt. Tief durchatmen, zu ihm gehen. Fragend sieht er mich an. „Sorry, ich wollte dich nicht so anmachen", murmle ich beschämt ujnd starre auf meine Hände. Jin legt leicht eine Hand auf meine Schulter. „Ist schon gut. Möchtest du nachher reden?" Oh Mann....ne, dann lieber jetzt. „Naja ich....es hat mich ein bisschen verletzt, als du gestern erwartet hast, dass ich eine Freundin habe..beziehungsweise eine FreundIN möchte." Überrascht sieht er mich an. „Oh. Das tut mir leid, ich wollte dich nicht verletzen. Ich wusste es nicht, entschuldige bitte", sagt er bestürzt und ich lächle ganz zaghaft. „Schon okay, jetzt weißt du es ja." Er nickt leicht und nimmt die Hand von meiner Schulter. „Okidoki", bemerkt er und die Schmetterlingsfarm, die mein Körper betreibt, bekommt ein paar Ausreißer.Die ersten zwei Stunden verlaufen ruhig. In der dritten Stunden jedoch macht plötzlich ein Zettel unter den Sternchen die Runde. Neugierig beobachten Hobi und ich, wie jeder von ihnen etwas draufkritzelt und ihn dann weiterleitet. Als Jin den Zettel schließlich grinsend auf meinen Tisch legt, starre ich ihn überrascht an. „Mit Hoseok aufmachen", weist er mich an und ich nicke wie in Trance. Vorsichtig nehme ich den Zettel und sehe Hobi kurz an. Als er aufgeregt nickt, falte ich das Papier auseinander.
Hobi entweicht ein überraschter Schrei und Mr. Park dreht sich fragend um. „Entschuldigen Sie bitte", sagt Hobi schnell und verneigt sich leicht. Ich grinse nur dämlich und Hobi zwickt mich in den Arm. „Joon, das passiert gerade wirklich, oder?!", quietscht er leise und ich nicke leise lachend. Die Anderen starren uns grinsend an, alle außer Minhyuk, dessen Name von Tae eingeklammert wurde. Mit zusammengepressten Lippen, um nicht laut zu quietschen und gleichzeitig vor Glück zu heulen, sehe ich in die Runde. Tae grinst extrem breit und auch Heeseung grinst uns auffordernd an. Seunghoon und Yoongi lächeln sympatisch und Jin..Jin strahlt, als wäre heute sein Geburtstag, Weihnachten, sein Debut und Silvester. Augenblicklich werde ich rot und grinse dämlich auf den Zettel. Dann zücke ich ebenfalls einen Stift und setze meine krakelige Unterschrift unter Yoongis. Als Hobi ebenfalls unterschrieben hat, halten Jin, Tae und Heeseung uns ihre Hände zum Einklatschen hin. Wir drücken unsere Hände auf die der Anderen, damit Mr. Park nichts mitbekommt. Mein Herz springt heftig gegen meine Lungen und ich drücke meinen Handballen darauf. Der Tag kann nicht mehr besser werden.
In der Mittagspause gehen Hobi und ich zur Mensa, die Anderen warten auf dem Schulhof an unserem Treffpunkt. Wir wollen uns nur zwei Snacks holen und dann zu ihnen stoßen.
Als wir auf dem Weg zu unserer Gruppe sind, sagt Hobi: „Mann, Joonie, ich kann es nicht fassen! Die berühmtesten Jungs der Schule haben uns in ihre Gang aufgenommen!" Ich grinse ihn glücklich an. Dann wende ich meinen Blick auf den Treffpunkt, von dem wir noch ungefähr dreißig Meter entfernt sind. Mein Schokoriegel rutscht mir aus der Hand und mein Grinsen erstirbt augenblicklich. Dort steht er. Mit einem Mädchen. Und.. nein, ich kann es nicht aussprechen. Hobi keucht geschockt und schlägt sich die Hand auf den Mund. Tae bemerkt uns und sieht mich mit einem undefinierbaren Blick an. Ich spüre nichts mehr. Ich falle. Mein Herz zerspringt in tausend Teile. Meine Beine sind taub. Gehorchen mir nicht mehr. Sie stolpern einen Schritt zurück. Weg von unseren Klassenkameraden. Weg von ihm. Meine Augen laufen über. Innerhalb von Sekunden ist mein Gesicht komplett nass. Das Brennen der Tränen merke ich kaum. Plötzlich legt sich ein Schalter um. Meine Beine drehen sich und ich renne weg. So schnell ich kann. Über den halben Schulhof. Zurück zum Gebäude. Durch die Gänge zu den Toiletten.
Kaum habe ich mich eingesperrt, schreie ich schmerzerfüllt auf. Lasse mich auf den Boden sinken und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. Die Tränen fließen wie ein Sturzbach, unaufhaltsam, stetig. Er hat sie geküsst. ER HAT EIN FERF*CKTES MÄDCHEN GEKÜSST!! Ein weiterer Schrei verlässt meinen Mund und ich grabe meine Nägel in meine Haut. Eine einfache Geste und doch hat es mein Herz gesprengt. „Namjoon", höre ich Hobi draußen weinen. „Ist er da drin?", fragt eine weitere Stimme. Tae. Ich schluchze laut und wische mir übers Gesicht. Bringt aber nicht viel, denn der nächste Schub Tränen durchnässt alles wieder. „Joonie, mach auf", fleht Hobi und rüttelt an der Tür. Ich schüttle nur zitternd den Kopf, was er natürlich nicht sehen kann, und weine. Falle. Zerbreche. „Namjoon!", ruft er verzweifelt und ich höre, wie er gegen die Tür schlägt. „Hoseok, hör auf", flüstert Tae, sodass ich es kaum verstehen kann. Das Blut rauscht in meinen Ohren. „Nein, er soll aufmachen!" „Was ist denn hier los?" Nein. Nein, bitte nicht. „Jin, bitte geh-", setzt Tae schnell an, wird aber von besagtem Bastard unterbrochen, der jetzt auch gegen die Tür klopft. „Namjoon? Bist du das? Was ist los?" VERPISS DICH!, schreit mein Kopf im Mantra. VERPISS DICH! Aber ich sage nichts. Unterdrücke mein Schluchzen. Er soll es nicht merken. Soll nicht merken, wie kaputt ich bin.
Zwischen den VERPISS DICH-Rufen schreit mein Kopf NEIN! Schützend ziehe ich die Beine an und vergrabe mein Gesicht an meinen Knien. Geschüttelt von unterdrücktem Weinen.
„Jin, geh. Du machst es nicht gerade besser!", faucht Tae und Jin knurrt. „Ich will mich nur um ihn kümmern!" „Er braucht dich aber nicht! Er hat Hoseok und mich!" „Namjoon", wendet er sich hilfesuchend an mich. Aber das kann er knicken. „Geh. Bitte", flüstere ich verzweifelt und Jin seufzt ergeben. „Gute Besserung, Kumpel", sagt er leise und löst damit eine neue Welle Tränen aus. Kumpel. Mehr bin ich ihm nicht wert? Der Stoff über meinen Knien ist nass und der Fleck breitet sich langsam aus. Mit unendlich zitternden Knien richte ich mich langsam auf und angle schluchzend nach dem Türgriff. Kaum habe ich den Riegel gedreht, stürmt Hobi rein und kniet sich neben mich. Dann schlingt er die Arme um mich und drückt mich an sich. Ich atme durch und presse mich regelrecht an ihn. Mein Gesicht in seiner Schulter vergraben, spüre ich, wie Tae ebenfalls seine Arme um mich legt. „Es tut mir so leid", flüstert er leise und streicht mir leicht über den Rücken. „Gehen wir nach Hause", murmelt Hobi ganz leise und zieht mich sanft hoch. Ich halte mich an ihm fest, als wäre er mein Rettungsring. Ist er eigentlich auch. „Soll ich euch begleiten?", fragt Taehyung leise, doch Hobi schüttelt nur leicht den Kopf. „Danke, dass du nachgekommen bist", murmelt er leise und ich nicke bestätigend. Tae nickt und sieht mich besorgt an. „Erhol dich gut, Joonie", flüstert er leise, bevor er sich abwendet und zu den Anderen geht.
Hobi setzt sich in Bewegung und zieht mich sanft mit, Richtung Krankenzimmer. Hier bekommen wir am ehesten eine Krankschreibung.
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𝕊𝕔𝕙𝕠𝕠𝕝 𝕃𝕦𝕧 ~ 𝔽𝕚𝕣𝕤𝕥 𝕃𝕦𝕧 ⁿᵃᵐʲⁱⁿ
FanfictionNamjoon, ein eher zurückhaltender Junge aus einer chaotischen Familie, ist seit zwei Jahren in den bekannten Seokjin aus seiner Stufe verliebt. Aber erst, als sie in eine Klasse kommen, bietet sich ihnen die Möglichkeit, einander kennenzulernen und...