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Jin

Ich sitze seit knapp fünfundvierzig Minuten in voller Ausgeh-Montur hinter meiner Tür, den Kopf angelehnt, die Hände im Schoß. Mein Kopf ist wie leer gefegt und trotzdem habe ich das Gefühl, dass er gleich platzt.
- Ich habe das Date mit meiner Freundin versaut
- Ich habe das Gefühl, dass „Ich liebe sie" nicht mehr die volle Wahrheit ist
- Ich kenne den Grund für meine Verwirrung, aber irgendwie auch nicht
- Ich brauche Taehyung

„Taetae", murmle ich leise, als mein bester Freund meinen Anruf annimmt. „Oh nein, Jinnie. Was ist passiert?", fragt er sofort besorgt und ich muss mich wirklich zurückhalten, nicht zu weinen. „Hast du nicht spontan Lust, was zu machen?" „Soll ich rüber kommen?" Ich schweige. Er kennt meine Antwort. „Bis gleich, Hyung", sagt er. Dann legt er auf.

Als er ankommt, rutsche ich von der Tür weg und ziehe die Klinke nach unten. Wortlos betritt Tae die Wohnung und legt seinen Rucksack auf meine Komode. „Jinnie, was ist los?" Seufzend lässt er sich neben mir nieder und legt einen Arm um meine Schultern. Stumm lege ich meinen Kopf auf seine Schulter und schließe die Augen. „Beziehungskrise?" Langsam nicke ich. „Kann schon sein." „Weißt du den Grund?", fragt er sanft und streicht mir über den Kopf. Zögernd zucke ich mit einer Schulter. „Also kennst du ihn." Ich seufze und antworte: „Vermutlich weiß ich's. Aber ich bin mir nicht sicher und will es irgendwie auch nicht wahrhaben." Nachdenklich nickt Taehyung und rappelt sich dann hoch. „Wir machen uns jetzt erstmal bettfertig und dann plündern wir dein Eisfach." Hab ich nichts dagegen.
Ohne viele Worte ziehen wir uns Jogginghosen und Schlafshirts an. Dann schmeißen wir uns mit jeweils einer ganzen Packung Schokoeis auf die Couch. Genüsslich seufzend schiebt Tae sich einen Löffel Eis in den Mund und hält für ein paar Sekunden ganz still. Dann stellt er die Packung vor sich auf das Polster und sieht mich forschend an. „Schieß los." Ich verziehe das Gesicht und lasse eine große Portion Eis in meinem Mund verschwinden. „Will nich", nuschle ich mit vollem Mund aber das scheint mein lieber Freund gekonnt zu überhören. „Erzähl du mir stattdessen was von Jeongguk", fordere ich und sehe, wie meinem Gegenüber das Blut ins Gesicht schießt. Aber er schweigt. „Jetzt komm schon....sei gnädig mit mir." Immer noch keine Reaktion. Meine Güte. „Ich habe unser Date versaut, okay? Reicht dir das? Nein? Okay. Ich habe Hyemin gesagt, dass ich sie liebe, aber es stimmt nicht. Also- ich liebe sie schon..irgendwie- aber nicht mehr wie früher!", sprudle ich los und Tae lächelt triumphierend, weil er mich doch zum Reden gebracht hat. „Nam- es gibt eine Person, die geht mir nicht mehr aus dem Kopf und ich hab einfach Angst, weil ich sowas noch nie hatte." Zumindest nicht mit einem Jungen. „Tae, hilf mir", wimmere ich schließlich und lege meine Hände auf mein Gesicht. Ich spüre, wie Tae zu mir krabbelt und die Arme um mich legt. „Es wird alles gut. Egal, wie aussichtslos die Lage scheint, es wird sich wieder einrenken", murmelt er beruhigend und legt seinen Kopf auf meine Schulter. Eine Träne rollt über meine Wange und wird von meiner Hand abgefangen. „Ich kann grad echt nicht mehr, Taehyung", flüstere ich heiser und lehne mich an ihn. „Ich sehe es", murmelt er und ich fühle mich sicherer. „Wenn du möchtest, lenken wir dich morgen richtig ab. Wir sind bei Hee im Pool und lassen's krachen okay?" Ich nicke schniefend und wische mir übers Gesicht. „Hab dich lieb, Tae." „Ich dich auch."

Den restlichen Abend verbringen wir mit glotzen, essen und Mist fabrizieren. Irgendwann gegen zwei schlafe ich mit Tae in den Armen ein.

𝕊𝕔𝕙𝕠𝕠𝕝 𝕃𝕦𝕧 ~ 𝔽𝕚𝕣𝕤𝕥 𝕃𝕦𝕧 ⁿᵃᵐʲⁱⁿ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt