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Jinnie

Mit gesenktem Kopf betrete ich das Klassenzimmer, laufe, wie jeden Tag, wortlos zu meinem Platz und lass mich darauf fallen. Ich spüre Taes Blick auf mir und seine Trauer. Ich wünschte, ich könnte ihn aufmuntern aber nicht mal das schaffe ich im Moment.

Es ist jeden Tag das gleiche Schema. Aufstehen, Essen, Schule, Essen, Glotzen, Essen, Schlafen. Dieser Ablauf verhindert Gedanken, mit denen ich nicht klarkomme. Mein Handy ist übrigens seit fünf Tagen ausgeschaltet.

„Guten Morgen!", begrüßt unser Lehrer uns fröhlich. Ich seufze leise und sehe nach draussen. In der leicht spiegelnden Scheibe möchte ich Namjoon beobachten, wie ich es die letzten zwei Wochen auch getan habe. Doch der Platz ist leer. Ohne nachzudenken lehne ich mich leicht zu Tae und frage flüsternd: „Wo ist Namjoon?" Er zuckt überrascht und sieht mich mit großen Augen an. Ich schlucke und will mich schon zurückziehen, als er anfängt, zu strahlen. „Du hast wieder mit mir geredet.." Ich schlucke. „Namjoon und Hobi ziehen heute um. Deswegen sind sie nicht da." „Was, heute schon?", frage ich leise und sehe auf Namjoons Tisch. Tae mustert mich von der Seite. „Wir reden in der Pause. Und wehe, du drückst dich. Das hast du in letzter Zeit echt oft genug gemacht." Ich nicke nur stumm. Man hat gehört, wie ihn mein Verhalten verletzt hat. Ich glaube, wir haben einiges zu bereden.

In der Pause schnappt Tae sich ohne zu zögern meine Hand und zieht mich weg von den Anderen. Richtung Turnhallen, unser alter Treffpunkt als wir noch zu zweit waren. In einer ruhigen Nische bleibt er stehen und lässt mich los. Ich fange an, an meinen Fingern zu knibbeln. Hab ich mir von Namjoon abgeschaut. Taes Blick, mit dem er mich ansieht, ist undurchdringlich. „Du bist so ein Rasch, Kim Seokjin." Ich schlucke schwer und starre auf den Boden. „Weißt du, wie sehr du uns hängen gelassen hast? Auf einmal kamst du nicht mehr zu uns, ignorierst unsere Nachrichten und ziehst dich komplett zurück. Ein Wunder, dass du dich noch nicht umgesetzt hast!", ruft er verzweifelt und als ich den Blick leicht hebe, sehe ich eine Träne, die über seine Wange rollt. „Weißt du, am Anfang war ja noch alles gut. Ich habe den Anderen gesagt, dass das bestimmt in zwei-drei Tagen vorbei ist. Aber selbst dann kamst du nicht zurück. Namjoon-", ich zische leise auf. Er zögert kurz, dann spricht er weiter. „Er ist in der zweiten Pause immer gegangen. Im Unterricht hat er niemanden angeschaut, nur dich. Jeden verdammten Tag ist er stiller geworden, hat fast geweint

𝕊𝕔𝕙𝕠𝕠𝕝 𝕃𝕦𝕧 ~ 𝔽𝕚𝕣𝕤𝕥 𝕃𝕦𝕧 ⁿᵃᵐʲⁱⁿ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt