𝕊𝕔𝕙𝕠𝕠𝕝 𝕃𝕦𝕧 ~ 𝔽𝕚𝕣𝕤𝕥 𝕃𝕦𝕧 ⁿᵃᵐʲⁱⁿ

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Kyungmin

Es kostet much wirklich Überwindung, über diese ganze Sache zu sprechen. Ich trage seit ich weggegangen bin diese Schuld mit mir herum. Der Gedanke, ich habe meinen kleinen Bruder alleine gelassen, hat mich nicht losgelassen. Also habe ich eine Zeit lang versucht, meine Sorgen im Alkohol zu ertränken bis..naja bis ich meinen Freund kennenlernte. Er zog mich da raus, gab mir Liebe und alles, was ich brauchte. Und ich habe mich in ihn verliebt. Wir sind seit vier Monaten verlobt, seit fünf Jahren zusammen und seit ich weggegangen bin, war ich nicht mehr so glücklich wie in den letzten vier Monaten. Ich weiß nicht, was passieren könnte wenn ich mit Seokjin mitkomme. Aber ich habe Angst, mein jetziges Leben zu verlieren. Und ich bin damals nicht ohne Grund gegangen.
Die Hände tief in den Taschen gehe ich neben dem jungen Mann her. Er macht einen guten Eindruck auf mich und wenn ich das vorhin richtig verstanden habe, mag er meinen Bruder sehr.
„Liebst du ihn?" Überrascht sieht Seokjin mich an. Dann räuspert er sich und sieht wieder geradeaus. „Warum fragen Sie?" Ich lächle leicht. „Komm, warum sonst würdest du soetwas tun um ihn glücklich zu machen? Die einzige Person, die das sonst gemacht hätte, ist Hoseok." Ich beobachte den zugegebenermaßen sehr hübschen Jungen neben mir von der Seite und sehe genau, wie er rot wird. Dann nickt er so leicht, dass ich es kaum sehen kann. „Ja, ich liebe ihn." Ich lächle und eine Träne rollt ungewollt über meine Wange. Schnell wische ich sie weg. Es freut mich sehr für meinen Bruder, dass er jemanden gefunden hat, der ihm die Liebe geben kann, die er verdient. Jin sieht mich mit einer Mischung aus Besorgnis und Überraschung an. „Tut mir leid, ich freue mich für ihn. Denkst du, er liebt dich auch?"
*
Jin

Ratlos zucke ich mit den Schultern. Darüber habe ich mir noch die Gedanken gemacht. Aber sie hat recht. Was, wenn er wirklich- nein, nein. Jin sei nicht dumm, er steht bestimmt nicht auf dich. Kyungmin sieht mich von der Seite neugierig an und wartet auf eine Antwort. „Ich..hab mir noch nie darüber Gedanken gemacht." „Was?! Das ist doch das Erste, was man macht wenn man verliebt ist!", ruft sie entsetzt und eingeschüchtert ziehe ich den Kopf ein. „Okay, pass auf. Reagiert er..auf physischen Kontakt mit dir eher abweisend, gleichgültig oder geht er voll drauf ein?" Ich gehe im Kopf einige Situationen durch, die wir gemeinsam hatten. Am Anfang des Schuljahres, als er auf meinem Sofa saß, hat er sehr empfindlich auf kleine Berührungen reagiert. Auf der Party bei Heeseung war er sehr offen was das angeht und in den letzten Monaten..keine Ahnung, eigentlich reagiert er erst empfindlich und dann kann er kaum genug bekommen. Als mir der Gedanke kommt, werde ich rot. „Also?" Ich sage ihr den letzten Gedanken und obwohl sie sich Mühe gibt, es zu verstecken, sehe ich das Grinsen. „Okay. Spürst du seinen Herzschlag, wenn ihr euch umarmt?" Ich nicke. Das ist das Erste, auf was ich achte, wenn ich ihn zur Begrüßung und zur Verabschiedung umarme. „Normalerweise spürt man den Herzschlag des Anderen nicht, nur wenn die Personen eng aneinander gedrückt sind ooder wenn das Herz stärker oder schneller schlägt als normal", meint sie und sieht mich vielsagend an. „Hm, was gibt es noch..? Habt ihr schonmal was zusammen unternommen?" „Wir machen oft Hausaufgaben zusammen. Oder arbeiten an Referaten oder sowas." Sie seufzt. „Und außerhalb davon?" Denk nach, Jin. „Er..hat mich am Anfang des Schuljahres gefragt, ob ich mit ihm in die Stadt gehe. Aber sonst. U-und wir haben uns mal heftig gestritten. Aber keine Ahnung, ob das was damit zu tun hat", erinnere ich mich und mein Herz zieht sich zusammen. „Warst du da schon in ihn verliebt?" Ich schlucke. „Ja. Ganz neu. Ich wusste es damals noch nicht mal wirklich, meine damalige Freundin hat es vor mir gesehen. Also nicht, dass ich in Joon verliebt bin sondern dass ich sie nicht mehr liebe." „Was ist passiert? Dass ihr euch gestritten habt?" Ich reiße meine Augen ein wenig auf, als mir Folgendes klar wird. „Das war das erste Mal, dass er meine Exfreundin gesehen hat. Ich hab sie mit zur Clique gebracht, weil die Anderen sich ganz gut mit ihr verstanden haben. Das war das erste Mal, seit Namjoon, Hoseok und später auch Jeongguk unserer Gruppe beigetreten sind." Ich bleibe stehen. „Oh Gott..ich hab ihm das Herz gebrochen." Erschrocken schlage ich mir die Hand vor den Mund. „I-ich hab ihm das Herz gebrochen! Er h-hat nicht mehr mit mir geredet, war wochenlang krank und- und als er wiederkam, war alles wieder gut. Zumindest habe ich das die ganze Zeit gedacht." Den letzten Satz nur noch geflüstert, versuche ich die Tränen wegzublinzeln, die sich in meinen Augen sammeln. „Oh scheiße." Fassungslos fahre ich mir durch die Haare. „Ich hab alles kaputt gemacht." „Okay, jetzt atme mal durch. Komm, wir setzen uns auf die Bank da drüben." Kyungmin nimmt mich sanft am Arm und zieht mich zur grünen Parkbank vier Meter weiter. Während ich mich mit geweiteten Augen darauf sinken lasse, legt sie eine Hand auf meinen Rücken und sieht mich besorgt an. „Ich glaube nicht, dass du alles kaputt gemacht hast. Du wusstest nicht, was in ihm vorgeht. Du kannst schließlich keine Gedanken lesen. Ich denke, nein ich bin mir ziemlich sicher, dass er auch in dich verliebt ist. Diese ganzen Reaktionen...wenn das keine Liebe ist, laufe ich den Rest meines Lebens mit einem Topf auf dem Kopf rum." Trotz des Schocks muss ich auflachen und mein Herz fängt an, wie wild zu hüpfen. Er liebt mich. Überwältigt von Gefühlen stütze ich mein Gesicht in meine Hände und atme durch. Kyungmins Hand klopft in kurzen Abständen sanft auf meinen Rücken. „Hey, ich bin mir sicher, es wird alles gut. Ihr seid keine Kinder mehr, redet einfach darüber." Ich nicke. Sobald ich wieder zuhause bin, werde ich mit ihm reden. Aber richtig, ich werde nichts auslassen. „Ich gebe mein Bestes. Haben Sie noch einen guten Ratschlag?" „Hör auf, mich zu siezen. Ich bin Kyungmin, die große Schwester deines Zukünftigen. Und: Bring Rosen mit und melde dich vorher nicht an." Ich schaue auf und sehe die junge Frau vor mir an. „Danke für deine Hilfe, Kyungmin." Sie nickt zufrieden und steht auf. „Seokjin, es hat mich wirklich gefreut, dich kennenzulernen. Wenn du mir noch deine Nummer geben könntest, wäre es mir möglich, dir mitzuteilen, wie es weitergeht." Ich muss lächeln und stehe ebenfalls auf. Schnell tippe ich meine Nummer in ihr Handy und sie macht das Gleiche bei mir. Dann verbeuge ich mich leicht. „Vielen Dank für alles." Sie nickt. „Wir sehen uns nächste Woche, Seokjin. Und du hältst mich auf dem Laufenden, was Namjin angeht", fügt sie mit einem Zwinkern hinzu und mein Grinsen passt nicht mehr auf mein Gesicht. Nicht nur, dass sie einen Shipname für Namjoon und mich aus dem Nichts gegriffen hat, sondern auch, dass sie zugesagt hat, zu unserer Feier zu kommen! Innerlich mache ich gerade Luftsprünge.

Wir verabschieden uns voneinander und ich trete die Heimreise an. Der Weg nach Hause mit dem Zug dauert eine Stunde. Eine Stunde, um das Gespräch vorzubereiten. Heilige Scheiße.