„Das ist nicht korrekt." Erklärte ich Kiyan sofort, der mich daraufhin mit einem verwirrten Blick ansah. Doch die Erkenntnis überkam ihn schnell. „Er hat dich geweckt?" Ich nickte bestätigend, was Kiyan dazu brachte den Kopf zu schütteln. Er trat ein wenig näher und ließ sich schließlich auf dem Boden neben dem Bett nieder. Dieser Morgen verlief äußerst seltsam. Nicht allein, dass Phileas regelrecht mitten in der Nacht für ein gemeinsames Frühstück hier auftauchte, auch die Tatsache, dass Kiyan sich ohne Weiteres auf dem Boden niederließ, war für die Prinzen womöglich eher unüblich. Es schien ihn nicht einmal ansatzweise zu stören.
„Du bist unmöglich, Phileas." Kam es murmelnd von Kiyan, während er bereits nach dem Korb griff, um nachzusehen, was sich darin befand. Vollkommen in Gedanken versunken, versuchte ich mir bewusst zu machen, dass dies hier wirklich passierte und nicht irgendeinem äußerst seltsamen Traum entsprach, den ich nach dem gestrigen Tag durchaus hätte träumen können. Ein Stechen in meiner Seite, brachte mich schmerzlich wieder zurück in die Realität und ich stellte fest, dass Phileas mich, mit seinem Ellenbogen, davon abgebracht hatte, Kiyan weiterhin anzustarren. Ich warf ihm nur ein leichtes Lächeln zu, ehe auch wir uns schließlich mit dem Korb und dem darin verborgenen Essen beschäftigten.
Ich musste gestehen, dass dieses gemeinsame Frühstück sowohl Phileas als auch Kiyan äußerst gelegen kam. Wenn der König anwesend war, gab es solch ein zwangloses Essen womöglich nicht einmal in Ausnahmefällen. Es musste Jahre her sein, seit sie das letzte Mal auf eine sorglose Weise irgendwo essen konnten. „Kiyan, erinnerst du dich noch an Agnes?" fragte ich den Genannten und er hob aufmerksam den Kopf, schien dabei jedoch über meine Frage nachzudenken, bis er bestätigend nickte. Phileas hingegen war die Verwirrung deutlich anzusehen.
Ich sagte kein weiteres Wort mehr, denn Kiyan schien sofort zu verstehen, worauf ich hinaus wollte. „Nein.." brummte er und schüttelte entschlossen den Kopf. „Auf keinen Fall. Nicht heute." Um Phileas zu erklären, wovon wir sprachen, wandte ich mich ihm zu und beachtete Kiyans abweisendes Verhalten nicht weiter. „Agnes ist eine jahrelange Bekannte meiner Familie. Bei unserem Ausflug in die Stadt, hat sie sich entrüstet darüber beschwert, dass dein Bruder über kein Wissen verfügt, wie man Brot backt." Daraufhin konnte sich Phileas das Lachen nicht mehr verkneifen. Sein Bruder schien jedoch alles andere als begeistert darüber zu sein, daran erinnert zu werden.
„Nachdem du so freundlich warst, mich mit einem Frühstück am Bett zu überraschen, würde ich mich nur zu gerne mit einem kleinen Kurs im Brot backen bei euch revanchieren." Das Grinsen auf meinem Gesicht sprach Bände und erst jetzt schien Phileas zu verstehen, dass auch er damit gemeint war und sein Lachen verstummte augenblicklich. „Du meinst das ernst.." schlussfolgerte dieser und blickte schließlich zu Kiyan, der ihm mit einem Blick zu verstehen gab, dass diese Situation nun voll und ganz die Schuld von Phileas war. Ohne dieses ungeplante Frühstück, wäre ich womöglich nicht dazu gekommen, mich an Agnes' Worte zu erinnern und diese Idee nun in die Tat umzusetzen.
„Es macht mehr Spaß, als ihr denkt." Versuchte ich die beiden zu besänftigen, ehe ich bereits voller Begeisterung aus dem Bett sprang. Vergleichsweise niedergeschlagen, erhoben sich auch die Prinzen schließlich von ihren Plätzen und Phileas griff nach dem Korb, um ihn direkt zurück in die Küche zu bringen. „Ihr könnt bereits vorgehen und meinen lieben Freunden aus der Küche mitteilen, was wir geplant haben. Ich werde mich derweil umziehen." Kiyan hob eine Augenbraue, als ihm bewusst wurde, dass er in diesem Moment eine Anweisung von einer Bediensteten erhielt, die ihm zudem um ein Vielfaches unterlegen war. Phileas griff jedoch kommentarlos nach seinem Arm und zog ihn somit hinaus aus dem Zimmer. Bevor die Tür ins Schloss fiel, konnte ich noch deutlich die Worte der Prinzen mit anhören, welche sie im Gang miteinander wechselten.
„Hat sie uns gerade.." sprach Kiyan, ehe er augenblicklich von Phileas unterbrochen wurde, in dessen Tonfall nun wieder ein amüsiertes Lachen mitschwang. „Es tut mir leid, Kiyan. Ich glaube sie hat dir gegenüber jeglichen Respekt verloren. Mach dir darum jedoch keine Gedanken, bei mir war dies bereits zu Beginn der Fall und wie du siehst, lebe ich noch." „Nicht mehr lange.."
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Die Zofe
Teen FictionIn einer Welt einige Jahre vor unserer Zeit, im alten Mittelalter, kämpft ein Mädchen gegen ihr Schicksal. Dazu bestimmt, den Rest Ihres Lebens gemeinsam mit ihrer Mutter auf dem Land zu verbringen und von dem wenigen Geld zu leben, welches sie auf...