Stimmen des Volkes

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„Verehrte Damen und Herren, ihre Majestät König Kiyan und seine Vermählte Königin Camilla!" Eine wohlige Gänsehaut überfiel mich, als unsere Namen lautstark in dem Thronsaal ausgerufen wurden. Ein sanfter Druck von Kiyans Hand an meiner, nahm mir ein wenig Nervosität, die seit Stunden an meinen Knochen zu nagen schien. Meine Krönung und unsere damit verbundene Hochzeit lag bereits einige Wochen zurück. Die Feier, die an dem heutigen Tage stattfand, hatte ich mir bereits vor unserem großen Tag in Gedanken begonnen auszumalen.

Meine Krönung hatte lediglich in engeren Kreisen stattgefunden. Fernab von allem, was außerhalb des Schlosses lag. Wochenlang hatte ich meine Idee für mich behalten, bis ich es endlich übers Herz gebracht hatte, Kiyan einzuweihen. Sein anfängliches Zögern ließ mich erst an meinem Vorhaben zweifeln, doch seitdem war er ebenso wie ich Feuer und Flamme, was diesen heutigen Tag anbelangte. Für das verspätete Hochzeitsfest, welches heute stattfand, hatte nicht nur der innere Kreis eine Einladung erhalten, sondern das gesamte Volk von Maradon.

Somit kam es, dass wir nun Hand in Hand in Richtung der Thronreihe schritten, während die unzähligen Menschen um uns herum, den Weg dorthin frei machten. Nur die wenigsten von ihnen, waren in festliche Gewänder gehüllt. Dazu fehlte den meisten das Geld, doch niemanden schien dies sonderlich zu stören. Alle Anwesenden blickten freudestrahlend in unsere Richtung. Kinder spielten vergnügt zwischen den Beinen dieser Menschen umher und auch Ältere konnte ich unter Ihnen erkennen. Umgeben von diesen Menschen, mit denen ich unbewusst mein halbes Leben verbracht hatte, fühlte ich mich direkt noch mehr Zuhause, als ich es ohnehin bereits tat.

Sobald wir an unseren vorgesehenen Plätzen ankamen, ließ ich mich auf meinem künftigen Thron nieder und Kiyan tat es mir gleich. Es war berauschend, so viele unterschiedliche Menschen an einem Ort zu sehen. Seit ich mich erinnern konnte, was es innerhalb der Mauern immer ruhig gewesen, doch heute säumten angeregte Gespräche den Saal, das Lachen der Kinder hallte an den Wänden wieder und das dauerhafte Lächeln auf meinen Lippen schien gar nicht mehr vergehen zu wollen. In einer der Ecken des Raumes, hatte es sich eine Gruppe an Musikern gemütlich gemacht, die nun zu spielen begannen.

Es dauerte nicht lange, bis ein Großteil der Menschen im Saal, sich dessen Rhythmus angepasst hatte und nun fröhlich tanzend über den weitläufigen Boden wanderte. Wie hypnotisiert beobachtete ich all diese tanzenden und lachenden Menschen, bis ich unter ihnen zwei Gesichter erblickte, die mir nur allzu bekannt vorkamen. Mein Lächeln entwickelte sich zu einem Grinsen, als ich Jurian und Amalia erblickte, wie sie sich Arm in Arm unter diesen bewegten. Deutlich langsamer aufgrund der Krücken, als der Rest um sie herum es tat, doch dieser Anblick allein, brachte mein Herz förmlich zum Schmelzen.

Seit ich wusste, dass mein bester Freund mehr für mich empfand, als ich erwidern konnte, kam es mir nicht gerecht vor, ihn von mir zu stoßen. Daher war ich umso glücklicher darüber, dass er sich mit seiner derzeitigen Pflegerin und Zofe Amalia, bestens zu verstehen schien. „Hast du davon gewusst?" fragte ich an Kiyan gewandt, der erst nicht verstand, worüber ich sprach. Bis er meinem Blick folgte und die beiden ebenfalls entdeckte. Das Grinsen, welches sich daraufhin auf seinem Gesicht ausbreitete, war bereits Antwort genug und verleitete mich dazu, ihm einen sanften Schlag gegen die Schulter zu verpassen.

„Achten Sie auf Ihre Manieren, eure Majestät!" gab Kiyan daraufhin gespielt empört über mein Verhalten von sich, brach dann jedoch gemeinsam mit mir in Lachen aus. Womöglich war dies das Gegenteil von dem, wie sich das Königspaar bei solchen Feierlichkeiten zu verhalten hatte. Doch wir hatten bereits zu Beginn gewusst, dass sich durch unsere Regentschaft einiges in diesem Land verändern würde. Die Herrschaft von König Erich war unterdrückend und verstummend gewesen. Wir würden das Gegenteil davon sein. Unser Volk war in Zukunft ein Teil von uns und jeder einzelne von ihnen würde ein Anrecht darauf erhalten, von uns angehört zu werden.

Die ZofeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt