Gedankennebel

Geschichte von S.

Das Schreien war das Erste, was ich hörte. Meine Augenlider fühlten sich schwer an, und mein Herz begann zu rasen. Woher kamen diese Stimmen, dieses Geschrei und diese Unruhe? Ich bekam Panik, als ich durch meine leicht geöffneten Augen erkannte, dass mehrere Menschen und Kinder liefen. Es schien so, als würden sie um ihr Leben laufen. Ich erkannte unbewusst, wie es kleine Gruppen unter dieser Menge gab. Familien, die um ihr Leben rannten. Sofort rappelte ich mich auf, meine Augen waren starr, sie rannten alle an mir vorbei, als wäre ich eine leblose Statue. Sie sahen mich an, als wäre ich verrückt, dass ich noch nicht rannte. Aber alles wirkte wie ein Traum, als hätte ich vorige Nacht zu viele Action- Filme geschaut. Was suchte ich? Wieso rührte ich mich nicht? Ich hörte ein Flugzeug, kurz danach noch eins. Ich hörte Glas zerbrechen, nein, es war schlimmer, ein Gebäude aus Glas muss zerbrochen sein. Mein Körper zuckte zusammen. Ich drehte mich um und sah ein großes Gebäude. Menschen sprangen aus diesem Gebäude und ich beobachtete dieses Geschehen. Die Etagen fiel ineinander, ein Feuer brach aus und mehrere Menschen begehen Selbstmord. Die Luft war giftig, ich lief einige Schritte zurück. Dann passierte es. Ich rannte so schnell es ging, ich hätte es vorher schon tun sollen.

Sekunden später traf es das Hochhaus daneben, das genauso aussah, wie das andere. Das erkannte ich, als ich blitzschnell meinen Kopf umdrehte.

Wenn dies ein Alptraum ist, wieso kam mir das alles so bekannt vor? Ein Deja- Vu?

Meine Beine gaben auf und mein Hals schmerzte nach einer Weile, ich war jedoch weit weg von dem Geschehen und ruhte mich aus. Ich stützte meine Hände auf meine Knie und ging in die Hocke, ich stand neben einem Laden. Ich sah dann auf.

„Welcher Tag ist heute?", fragte ich eine Frau in einem roten Mantel.

Sie sah mich an.

„Sorry?", antwortete sie und bückte sich in meine Richtung.

„What's the date?", fragte ich als ich verstand, dass hier Englisch gesprochen wird.

„11th September", sagte sie und sah mich verwirrt an. Als wäre ich nur eine Verrückte. Aber meine kommende Fragen würde mich wohl nur verrückter erscheinen lassen.

„And the year, miss?", war das Letzte was ich wissen wollte.

„2001", lachte sie mich an.

Ich blieb kurz still. 11th September 2001, wieso existiere ich? Ich wäre später geboren. Aber dann realisierte ich etwas anderes.

Ich erlebte den Terroranschlag am World Trade Center in New York.

Und die zwei Gebäude waren die Twin- Tower. Ich drehte mich um.

Ich merkte, wie mir die kurze Pause nicht gut tat, plötzlich wollte ich nicht nur das Datum wissen, sondern alles. Ich wollte alles wissen, und ich glaubte alles, denn die Luft war giftig und das war Grund genug, weiter zu rennen.

Eine junge Frau mit Kamera und Mikrofon kam auf mich zu, sie hatte einen Koffer dabei.

„Are you okay?", als würden wir uns kennen, blickte sie in meine Augen. Ihre Schultern fielen, sie schien erleichtert zu sein.

Ich nickte.

„You were fainting right in the moment you were trying to speak to the camera", sagte sie.

„Sorry, do we know each other?", fragte ich ernsthaft.

„You must be joking, miss journalist", lachte sie und ich lachte ebenfalls. Aber es war kein Witz.

„Can I help you?", nahm ich eine Tasche in die Hand. Kurz bemerkte ich das kleine Schild daran. Mein Name?! Stand da wirklich mein Name darauf?

„Hey are we friends?", fragte ich verwundert und öffnete die Tasche. Eine Kamera, ein Mikrofon, ein Notizbuch. Ich öffnete dieses:

„Day 1 of being a journalist", stand ganz vorne.

Ich brauchte einige Minuten.

Ich war eine Journalistin in New York, aber in der Vergangenheit. Das war mein Traum in der Zukunft, gerade erlebe ich es hier. Scheinbar habe ich den Traum in der Vergangenheit erreichen können.

Ich lächelte das Mädchen an. Ich lief einige Schritte vorwärts.

„What do you think will happen in year 2022?", und zugegeben, freute ich mich auf ihre Antworten.

Denn ich wusste ganz genau, was passiert.