So mancher denkt Unsterblichkeit sei ein Geschenk, doch nicht für mich. Die ewige Jugend die mir vergönnt ist, ist eine Qual, ein Gefängnis. Ein Gefängnis in der Zeit.
Es fällt mir schwer die Tage zu zählen seit Thomas und ich unser Experiment durchführten, doch es müssen mehr als 20 Jahre sein. In dieser Zeit bin ich nicht einen Tag gealtert. Um ehrlich zu sein bin ich zugleich viele Tage gealtert oder zumindest genau einen, immer wieder. Die Zeit ist wahrhaft eine gefährliche Naturgewalt. Dennoch dachten wir es wäre das Risiko wert, denn die Welt, unsere Welt, steht vor dem Abgrund. Die Nationen der Welt bekriegen sich, Armageddon steht wohl kurz bevor.
So mancher hält mich für arrogant, und ich bin sicherlich nicht bescheiden, doch ich kann wahrhaft behaupten: Ich bin genial.
Zumindest dachte ich das bis zu diesem Experiment. Das Experiment selbst beweist eigentlich meine Genialität. Obwohl auch Thomas seinen Teil dazu beigetragen hat. Doch wie das Schicksal es will bestraft mich das Experiment, leugnet mein Genie und verurteilt mich als Narren.
Jahrzehnte sind es die ich nun den gleichen Tag erlebe. Thomas und ich haben versucht eine Lösung zu finden, doch ist er nicht sonderlich hilfreich. Wer möchte schon einen Kollegen der jeden Tag den letzten wieder vergisst? Ich habe einige Jahre versucht mit ihm zu arbeiten, doch inzwischen arbeite ich allein - so arbeite ich eh am liebsten. Wie ich bereits sagte ich bin genial und somit war mein Erfolg nur eine Frage der Zeit.
Erneut kommt der Moment, der ursprüngliche Moment des Experiments. Es ist 19:37 Uhr am 22 Juli 2026. Noch 20 Sekunden bis ich erneut verschwinde um am Morgen dieses Tages zu erwachen. Die Zeit vergeht. Über die Jahre bin ich ruhiger geworden. Zunächst beherrschte mich Trauer, Unruhe, sogar Zorn! Doch inzwischen habe ich gelernt zu warten.
Und so warte ich auch heute. Ich warte. Ich warte immer noch. DOCH NICHTS GESCHIEHT! Das ist er! Der Moment der mich befreit! Das Ende meiner ewigen Gefangenschaft! Ich umarme Thomas, er ist irritiert, versteht sowieso nicht warum ich das Experiment nicht durchführen wollte. Er versteht nicht warum ich den ganzen Tag so seltsam wäre. Ich renne zur Tür des Labors. Ich reiße sie auf und Blicke in die Freiheit. Dann muss ich lachen, so herzhaft lachen.
Erneut macht mich das Schicksal zu einem Narren. Mit dem Blick zum Horizont beobachte ich wie ein Atompilz sich im Zentrum unserer Stadt ausbreitet. Das ist es also:
Das Ende der Unendlichkeit...
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Gedankennebel
Historia CortaDu liest gerne Kurzgeschichten mit verschiedensten Themen? Und das umgesetzt auf unterschiedlichster Art? Du interessierst dich für die abwechlungsreiche Mischung verschiedener Schreibstils, Inhalte und Genres? Dann ist dieses offizielle Buch vom Wa...