Vollkommen außer Atem renne ich durch den tiefen und dunklen Wald, in der Hoffnung, bald irgendein Versteck zu finden. Immer wieder schaue ich nach hinten, nur um sicher zu gehen, dass sie nicht mehr hinter mir sind, aber trotzdem bleibe ich nicht stehen. Ich fange an, wie verrückt nach Luft zu schnappen. Meine Beine wollen mich einfach keinen Zentimeter mehr weiter tragen. Abrupt bleibe ich stehen, als der Wald sich plötzlich öffnet und ich vor einer riesigen Burg stehe. Mit offenem Mund starre ich das alte Gebäude vor mir an.
Ein Rascheln hinter mir zieht mich aus dem Staunen heraus und drängt mich dazu, durch das riesige Tor zu stolpern.
Bitte lasst mich hier drinnen einfach nur in Sicherheit sein!
Ich drücke die schweren Türen des eigentlichen Eingangs auf und betrete die dunkle Halle. Ich laufe langsam weiter hinein, woraufhin die Tür mit einem Knarren zurück ins Schloss fällt. Verängstigt schaue ich mich um und lausche in der Stille, ob ich irgendwelche Geräusche wahrnehmen kann. Doch ich höre rein gar nichts..
Ich kann kaum etwas erkennen, da nur das wenige Licht von den Fenstern den Raum beleuchtet.
Auf einmal kann ich Schritte wahrnehmen, weshalb ich den Atem anhalte und mich langsam umdrehe. Aber ich kann nichts erkennen. Ich habe ein Detail übersehen. Dass mein Gegner eine höhere Schnelligkeit hat, als ich reagieren kann, und er somit schon längst hinter mir steht.
Ehe ich etwas tun kann, spüre ich einen Schmerz an meinem Nacken und finde mich auf dem Boden wieder, bewusstlos.
Als ich meine Augen öffne, liege ich auf kaltem Stein. Mehrmals blinzele ich, bevor ich mich mit meinen Armen hochdrücke und aufstehe. Kurz wird meine Sicht mit schwarzen Punkten übersät und es dauert einen kurzen Moment, bis ich wieder klar sehen kann. Es scheint, als wäre ich in einem Flur. Unsicher schaue ich durch den Gang. Ich kann keine einzige Tür entdecken.
Ab und zu leuchtet eine schwache Fackel an der Wand, jedoch kann ich aus der Ferne ein helles Licht erkennen. Aus reiner Neugier schleiche ich mich zur Quelle des Lichts und stoppe vor einer halb geschlossenen Eisentür. Vorsichtig schiebe ich die Tür weiter auf, sodass ich in den Raum hineinschauen kann.
„Ich habe auf dich gewartet, Blutmagier", ertönt eine Männerstimme und in der nächsten Sekunde steht jemand mir unbekanntes vor mir.
Aus reinem Schock trete ich schnell mehrere Schritte zurück. Ein Grinsen schleicht sich auf das Gesicht meines Gegenübers.
„Nicht so schüchtern. Komm doch herein." Das Grinsen verwandelt sich zu einem Lächeln und er tritt zur Seite, sodass ich an ihm vorbeigehen kann. Energisch schüttle ich mit dem Kopf und weiche nach hinten aus. Ein düsterer Blick bildet sich auf seinem Gesicht und er schubst mich nach vorne.
Die Tür schließt sich mit einem lauten Knall und zeitnah spüre ich eine kalte Spitze an meinem Hals.
„Ich danke meinen Schülern, dass sie dich hergebracht haben. Ich sagte ihnen zwar, dass sie dir nichts antun sollen, aber dein blaues Auge berichtet, dass sie meinen Befehl zu Hälfte missachtet haben. Und nun will ich deine wahre Stärke sehen." Immer, wenn er spricht, spüre ich seinen heißen Atem auf meiner Haut.
Scharf ziehe ich die Luft ein, als sich die Spitze in mein Fleisch bohrt und er mir irgendeine Flüssigkeit injiziert. Für einen kurzen Moment habe ich das Gefühl, als würde alles in meinem Körper aufhören zu arbeiten. Dann durchfährt ein stechender Schmerz meinen ganzen Körper. Ich sacke auf dem Boden zusammen und bekomme keinen Ton heraus. Meine Augen sind weit geöffnet, während sich schnell Tränen sammeln und unkontrolliert über meine Wange kullern. Meine roten Haare fallen mir über meine Augen und werden durch den Schweiß auf meiner Stirn langsam nass.
Ich muss es aus meinem Körper befördern! Jedoch kann ich mich kein Stück bewegen, ohne dass dieser Schmerz zurückkehrt. Warum bin ich auch so naiv gewesen? Wäre ich doch nur der Burg fern geblieben ...
Innerlich schreie ich, als ich einen Schlag in der Magengrube fühle und so zur Seite falle. Ich kann nicht hören oder gar einen Laut von mir geben. All meine Sinne werden ab da von irgendwas aufgehalten. Ich spüre nicht den kalten Boden unter meinem Rücken, höre sein Gerede nicht, noch sehe ich diesen Raum. Riechen tue ich sowieso nichts.
Ich kneife meine Augen zusammen und bete, dass es einfach nur aufhört. Ich muss mein Blut reinigen! Es ist nicht so, dass ich diese Magie nicht beherrsche, aber die Situation macht es unmöglich.
Weitere Tränen fließen aus meinen Augen und tropfen auf den Boden. Gedanklich stelle ich mir das Geräusch vor, sobald sie auf dem Stein aufkommen und in kleinen Splittern zu Seite springen. Ich darf hier nicht aufgeben, nicht als der letzter Magier, der das Blut kontrollieren kann.
Ich kann das Blut durch meinen Körper fließen sehen. Es ist infiziert, mit einer Art Gift. Ich verfolge den Fluss mit meinen Augen. Für eine kurze Zeit bin ich in der Lage, mein Blut vollständig zu leiten und es letztendlich von dem Gift zu befreien. Ein lautes Piepen dröhnt durch meine Ohren und ich fange an, wie verrückt zu husten. Hastig setze ich mich auf und spucke Unmengen an Blut aus. Mit flachem Atem hebe ich meinen Kopf und blicke somit den Verursacher an. Neben mir liegt die Spritze, mit der er das Gift in meinen Körper gespritzt hat. Mit zitternder Hand greife ich nach dieser, rapple mich auf und schwanke in seine Richtung. Ohne zu zögern reiße ich seine Haut ein Stück auf. Er jedoch denkt, dass ich ihm das Gift zuführen will und reißt meine Hand zur Seite, in der ich die Spritze halte. Ein breites Grinsen schleicht sich auf meine Lippen, bevor ich ihm sein ganzes Blut durch die kleine Wunde entnehme. Eine riesige Blutlache bildet sich und sein lebloser Körper fällt zu Boden, seine Augen noch immer geöffnet. Wie ein Verrückter starre ich die Leiche an und höre nicht auf zu grinsen.
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Gedankennebel
Short StoryDu liest gerne Kurzgeschichten mit verschiedensten Themen? Und das umgesetzt auf unterschiedlichster Art? Du interessierst dich für die abwechlungsreiche Mischung verschiedener Schreibstils, Inhalte und Genres? Dann ist dieses offizielle Buch vom Wa...