Wie jede Nacht sitze ich hier. Es ist immer wieder schön zu sehen wie der Himmel seine Farbe ändert bis Dunkelheit eintritt und Sterne beginnen zu strahlen.
Doch heute strahlt nichts. Meine Haltung ist eingeschlossen und die dichten dunklen Haare fallen mir ins Gesicht, sodass niemand meine verquollenen Augen sehen kann oder die tiefen Schneisen der Augenringe.
Neben mir auf der kalten Steinmauer ist noch ein Platz frei. Da saß er mal.Voller Trauer fassen meine Finger in die Richtung, wo mal seine Schulter war. Doch da ist nichts, nur ein eisiger, schneidender Windzug, der mit hohlen Tönen an meinem Ohr entlang pfeift.
Ich fasse an meine Wange und ziehe einen zarten Stoff ab. Als ich fertig damit bin, halte ich eine Maske in meiner Hand. Sie sieht aus wie mein Gesicht, nur anders. Die Maske lächelt. Ich murmel mit starrer Miene:
Eins, zwei, Drei
Mit der Liebe wars vorbei
Vier, fünf, Sechs,
Mein Herz wurde zerfetztSieben...
Ich kann nicht aufhören dich zu lieben...Sieben... Diese Zahl, ich hege Hass auf sie.
Ich ziehe ein zusammengefaltenes Stück Papier aus meiner Tasche. Allein die Erinnerungen, die das Pergament hervor bringen, bewegen mich zum erneuten losheulen.
Ich habe es an dem Tag geschrieben, bevor alles zerbrach:Alles ist so leicht. Mein Körper verliert sein Gewicht, als er über die Fliesen tänzelt.
Adrenalin wird durch meine Adern geschossen. Meine Muskeln sind am explodieren.
Und während ich jauchzend probiere nicht laut loszuschreien, hämmert mein Herz wie wild in meiner Brust. Der Herzschlag donnerte in meinen Ohren wieder und übertönt die Stimmchen der Unsicherkeit. Der Zweifel wird weggespült mit einer weiteren Ladung Glückstränen.
Aus dem Instinkt herraus beschließe ich mich zu drehen, immer schnell. Nur irgendwo hin mit der Energie. Meine Augen, sie glühen wie die Glut in der Asche.
Ich schließe meine Lider wieder und genieße den Moment nur noch. Ein angenehmes Prickeln überzieht meine Haut. Die Kälte aus meiner Stimmen schmolz mit der Wärme, die mich umgibt. Mein Arm ist rot angelaufen, wo es sich berührte.Immer noch halte ich die Augen fest aufeinander gepresst. Bunte Farbenschieren zucken durch mein Sichtfeld, obwohl ich nichts sehen dürfte.
Ich wanke und taumel. Beuge mich nach vorne und halte es für hinten. Der Schmerz des Aufpralls will nicht zu mir durch die Aura dringen. Unter allen anderen Umständen hätte es mich gesorgt.Probleme werden in die Dunkelheit gestoßen. Lass Probleme Probleme sein und mein Leben mein Leben.
Freier Fall und ich bin schwerelos. Zähflüssig wie Honig realisiert mein Hirn es Stück für Stück.Niemand kann mir heute noch das Lächeln auf meinen Lippen nehmen. Dafür musst du es mir schon eigenhändig vom Gesicht kratzen.
Ratter Ratter. Mein Hirn, es arbeitet noch. Mein Herz ist schneller. Es zieht sich zusammen und ich krümme mich vor Schmerz. Wimmernd liege ich auf den Boden und fasse mir an die Brust:
Fehler. Es war ein Fehler
Ich bin dumm. Aber dumm und glücklich. Und das sollte genügen solange ich mit verschlossenen Augen an der Welt vorbeigehe...
Das war der Beweis.
Ich hatte immer gewusst, dass Etwas nicht stimmte. Immer geahnt, dass er sich verändert. Und vor allem habe ich mich immer versteckt die Wahrheit zu sehen.Jetzt sitze ich hier mit gebrochenem Herz. Mein letzter Wunsch wäre noch einmal von dir zu hören "Ich liebe dich", aber dann wäre es eine Lüge. Außer, ich würde es zu ihm sagen.
Ich schniefe und zerknüllte das Papier. Sieben Tage, und jeden Tag stieß er sich mehr von mir ab. Ließ mich langsam runter, aber nicht langsam genug. Meine Seele aus Glas bekam dennoch Risse, zerfiel in Splitter und beim Versuch sie aufzusammeln zerfurchte ich meinen Handballen.
Ich schaffe es grob alles zusammenzuhalten, aber sobald ich deine Stimme höre, dein Gesicht sehe oder merke wie du da stehst, zittern meine Finger so sehr, dass alles aufs neue in sich zusammenfällt.
Ohne Seele fällt das denken mir schwer. Will ich dich an mich ranziehen und küssen oder lieber mit der Faust ein nettes Küsschen geben? Meine Finger ballen sich bei dem Gedanken. Aber würde ich es durchziehen können? Wohl eher nicht.
Quäl mich nicht aufs Neue, geb mir keine Hoffnung. Geh einfach und komm nie wieder, damit ich dich in Ruhe vergessen kann. Unsere Songs werden ausgehört und ich öffne Tor und Tür für Neues aus der Welt.Lass mich einfach langsam liegen und kehr mir den Rücken zu, anstatt jedes Mal mir die Mühe zu machen alles wieder zusammenzubauen.
Danke.
Ich fröstel. Ohne deine warme Worte ist mir bitter kalt und es auch niemand anderes anwesend, der mich trösten könnte.
Sie sagten ich kann nichts für mich behalten. Was sagt ihr jetzt? Nichts, denn ihr wusstet es nicht.
Doch jetzt sitze ich einsam und verlassen da. Nichts wünsche ich mir mehr als Gesellschaft. Denn nun bin ich ganz alleine und die hungrigen Monster der Welt ergöttern sich an meinem Kummer.~ ℰmmerilla
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Gedankennebel
Short StoryDu liest gerne Kurzgeschichten mit verschiedensten Themen? Und das umgesetzt auf unterschiedlichster Art? Du interessierst dich für die abwechlungsreiche Mischung verschiedener Schreibstils, Inhalte und Genres? Dann ist dieses offizielle Buch vom Wa...