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Maike führte Hannah und die anderen in eine Bar, in der sie bereits so bekannt war, dass sie von den Servicekräften mit Namen begrüßt wurde. Schnell wurde ein Tisch organisiert, an denen alle Platz fanden. Maike und Leon bestellten sich zur Happy Hour Cocktails, während Hannah nach Alkohol nicht der Sinn war, und bestellte, wie Paddy und Makeda, eine hausgemachte Limo. Anfangs unterhielten sich alle mit Makeda, doch je später der Abend wurde, desto mehr spaltete sich die Gruppe und die Themen gingen auseinander. Während sich Leon mit Maike angeregt über das münchener Nachtleben unterhielt, sprach Makeda mit Paddy und Hannah über ihren letzten Aufenthalt in Äthiopien. „Wirklich. Ihr habt bei den Kindern einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Sie reden heute noch über euren Besuch und freuen sich immer, wenn Arthur vorbei kommt und sie von euch grüßt. „Das ist wirklich schön zu hören.", sagte Hannah und fühlte sich geschmeichelt. Auch Paddy war ein wenig stolz. „Wie bist du eigentlich zu dieser Arbeit gekommen?", fragte Paddy. „Tatsächlich durch Leon. Wir sind schon sehr lange befreundet. Als ich nach dem Studium nach Arbeit gesucht habe und sie noch freiwillige Helfer gesucht haben, ist Leon gleich auf mich zu gekommen. Da konnte ich einfach nicht nein sagen. Tja und seitdem arbeite ich mal in Äthiopien und mal bei der Äthiopien-Initiative. Je nachdem, wo ich gebraucht werde. Aber jetzt genug von mir. Woher kennt ihr euch denn? Leon hat erzählt, dass ihr euch auch schon länger kennt." Paddy und Hannah schauten sich an. „Willst du erzählen?", fragte Paddy und ließ Hannah den Vortritt. „Wir kennen uns durch seine Schwester und seit der Kindheit. Eigentlich haben wir uns damals im Spanienurlaub kennen gelernt." Paddy fing an zu lachen. „Ja das stimmt. Wir waren auf demselben Campingplatz. Du warst total begeistert von unserem Bus und Maite hat ja damals schon mit allen Smalltalk gehalten." „Stimmt das habe ich ganz vergessen. Maite kam auf mich zu, als ich euren Bus bestaunt habe und sie war ganz aus den Häuschen, weil sie meine Badelatschen so toll fand." Beiden lachten. „Oh weißt du noch, dass ich dich damals gefragt habe, warum du so lange Haare hast?" „Oh man. Ja! Dass Jungen auch lange Haare haben können, hat dich damals ziemlich verwirrt." „Ach ja. Das war wirklich einer der schönsten Familienurlaube, die ich hatte.", schwelgte Hannah in Erinnerungen und auch Paddy musste gestehen, dass er die Gesellschaft der Familie Münch damals sehr genossen hatte. Hannah, Paddy und Makeda redeten noch einige Zeit über viele private Dinge. Auch Makeda erzählte viel von ihren Erlebnissen mit Leon, an denen Hannah besonders interessiert war. Je mehr Makeda erzählte, desto mehr schlich sich bei Hannah der Verdacht ein, dass Makeda und Leon mal mehr als Freunde gewesen sind. Am liebsten hätte sie Makeda gefragt, doch die Angst war zu groß, dass die Gegenfrage bezüglich Paddy gestellt wurde, so dass sie sich die Frage verkniff.

Hannah spürte, dass sie immer müde wurde und schielte immer wieder auf ihre Uhr. Auch Makeda wurde langsam schläfrig und verabschiedete sich, als Maike und Leon auf die Idee kamen noch weiter zu ziehen. „Also ich muss gestehen, ich bin auch ziemlich fertig und möchte lieber nach Hause.", sagte Hannah und versuchte Leon mit ihren Blicken verstehen zu geben, dass er es für heute auch gut sein lassen sollte. Doch Leon verstand nicht. „Ach komm schon. So spät ist es doch noch nicht. Es kommen noch ein paar Freunde von Maike dazu. Was meint ihr?" Doch Makeda lehnte das Angebot dankend ab und auch Hannah schüttelte den Kopf. „Mir reicht es heute wirklich. Ich bringe Makeda zum Hotel und gehe dann nach Hause." „Ok, wie du willst. Die Rechnung geht auf mich. Patrick was ist mit dir?", fragte Leon. Auch Paddy war ziemlich müde und hatte keine Lust auf die Gesellschaft von Maikes Freunden. Sie waren alle sehr nett, wusste aber auch, dass dieser Abend auch bis in die frühen Morgenstunden dauern würde. „Ich schließe mich Hannah und Makeda an." „Bringst du sie sicher nach Hause? Das wäre echt super.", erwiderte Leon und klopfte Paddy freundschaftlich auf die Schulter. „Sehen wir uns später noch? Soll ich dich später abholen?", fragte Paddy als er sich von Maike verabschiedete. „Ich weiß es nicht. Könnte heute Abend spät werden und Christian kommt auch noch vorbei. Also nein, du musst mich nicht abholen. Christian nimmt mich später bestimmt mit.", erwiderte sie und verabschiedete sich mit einem Kuss von Paddy, während sie Hannah und Makeda umarmte.

Makedas Hotel lag unmittelbar in der Nähe der Bar. Sie bedankte sich bei Hannah und Paddy und verabschiedete sich mit einem lauten Gähnen, ehe sie die beiden vor dem Hotel stehen ließ. „Soll ich dir ein Taxi bestellen?", fragte Paddy und zückte schon sein Handy, doch Hannah lehnte dankend ab. „Nein, danke. Das ist nicht nötig. Ich denke ich laufe nach Hause. Ein bisschen Bewegung und frische Luft kann ich gut gebrauchen." Paddy nickte. „Gut, wo geht's lang?" „Paddy, das ist wirklich nett von dir. Du musst mich aber nicht begleiten." Er sah sie eindringlich an und ging gar nicht auf ihr Gesagtes ein. „Wo lang?", fragte er nochmal. Hannah seufzte und gab schließlich auf zu protestieren. Sie deutete in eine Richtung. „Da geht's lang." „Siehst du, ich muss eh in diese Richtung, also können wir auch ein Stück zusammen laufen.

Eine peinliche Stille trat ein, als sie die dunkele Straße entlang gingen. Der Wind war eisig und preschte den beiden ins Gesicht, doch Hannah genoss die Kälte. Sie zog den Kragen ihrer Jacke enger und senkte ihren Kopf ein wenig, um ihre Augen vor dem Wind zu schützen. „Es ist doch ziemlich ungemütlich hier draußen.", merkte Paddy an und zog den Reißverschluss seiner Jacke ebenfalls bis zum Anschlag nach oben. „Ja, es wird langsam echt Winter." Wieder schwiegen sie und liefen mit bewusstem Abstand nebeneinander her. Hannah zermarterte sich den Kopf und überlegte krampfhaft über was sie mit Paddy reden konnte. Schließlich kam ihr der Gedanke und sprach über das offensichtlichste Thema, was die beiden gemein haben: Maite und ihre Kinder. Sie erzählte von ihrem Mädelsabend in Köln, dabei ließ sie natürlich das Thema Leon und ihre Verlobung aus. „Vermisst du Köln manchmal?", fragte Paddy, als sie darüber sprach wie wenig Leute sie hier kannte und erst vor kurzem gerne aus gegangen wäre. „Mhh, nein. Nicht wirklich. Also die Stadt vermisse ich nicht. Ich vermisse eher meine Freunde und meine kleinen Nichten. Es ist Wahnsinn wie schnell die wachsen. Jedes mal, wenn ich Caro wieder sehe oder auch Agnes oder Josephine, haben die immer einen gewaltigen Sprung gemacht und können immer mehr." Paddy stimmte ihr zu. „Ich liebe alle meine Nichten und Neffen. Manchmal bin ich aber auch froh, wenn ich sie wieder abgeben kann." Beide lachten. Hannah fragte Paddy viel über das Befinden seiner Geschwister und war froh, dass sie doch noch ein Thema gefunden haben, über das sie reden konnten. „Also, da wären wir.", sagte Hannah als sie vor ihrem Wohnhaus angekommen sind. „Danke, für das nach Hause bringen und für die Gesellschaft." „Gerne. Das ist doch Ehrensache." „Also...dann komm gut nach Hause. Und wegen der Vernissage melde ich mich nochmal bei dir. Dann können wir die Termine abgleichen." Hannah wollte Paddy zum Abschied die Hand geben, während er sie zum Abschied umarmen wollte. Verlegen lachten sie und wussten nicht so recht, wie sie sich verabschieden sollten. „Ok so schwer ist das nun auch nicht." Paddy lachte und zog Hannah in eine Umarmung. Hannah war ein wenig überrumpelt, erwiderte nach einem kurzen Augenblick jedoch die Umarmung. Sie fühlte sich wie in alte Zeiten zurück versetzt, als sie seinen Duft einatmete. Er roch wie früher. Alles war so vertraut und doch irgendwie anders, dass Hannah nicht wusste wo ihr der Kopf stand. Dauerte die Umarmung länger als eine Standardverabschiedung? Sie wusste es nicht. Sie genoss Paddys Nähe und seine Wärme, die von seinem Körper ausging. „Du hast ja meine Nummer." Paddy riss Hannah aus ihren Gedanken und löste sich von ihr. Sie sah in seine strahlend blauen Augen, die sie so liebte, in die sie sich so oft verloren hatte. Für einen Augenblick standen sie sich gegenüber und sahen sich tief in die Augen. „Ich melde mich. Gute Nacht." Hannah drehte sich um, um ihre Haustür aufzuschließen. „Hannah?", sie wendete sich nochmal zu Paddy, der verlegen lächelte. „Gute Nacht...und schlaf gut." Schnel lsteckte er seine Hände in die Jackentasche und ging mit schnellen Schritten davon. Hannah schaute ihm noch hinterher, ehe sie im Hausflur verschwand.

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