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Hannah lächelte, als sie Paddys Nachricht sah und freute sich auf seine Gesellschaft. Als sie ihm schrieb, hat sie tatsächlich auch ein bisschen gehofft, dass er noch vorbei kommt. Sie genoss jedes Treffen mit ihm und fühlte sich in seiner Gegenwart sehr wohl. Während sie auf Paddy wartete, machte Hannah weiter den Papierkram und war nahe zu fertig, als Paddy vor der Tür stand und klingelte.

„Tut mir leid, dass ich so spät bin. Ich dachte, ich mache noch schnell halt und besorge ein bisschen was zum Knabbern." Paddy hielt eine Packung Pfeffernüsse und Lebkuchen in die Luft. „Ohhh wie cool!", freute sich Hannah und nahm Paddy gleich die Tüten ab. Paddy folgte ihr wie selbstverständlich ins Wohnzimmer. „Hui du warst aber fleißig", sagte er, als er viele, fein säuberlich sortierte Papierhaufen auf dem Boden sah. „Naja, ich dachte ich beeile mich ein bisschen mit der Arbeit." „Und ich dachte, ich sollte dir helfen?", fragte Paddy verwundert. Hannah grinste und zuckte mit den Schultern. „Ich bin eh gleich fertig. Wenn du Bock hast, kannst du dich aber gerne mal um die Gitarre da kümmern." Sie deutete auf einen alten Gitarrenkoffer, der mitten im Raum lag. „Ok, wie du meinst." Paddy machte sich gleich ans Werk und musterte das gute Stück. „Oh eine Lakewood. Wo hast du die denn her?" „Wenn ich mich recht erinnere ist die von meinem Vater.", antwortete Hannah, ohne von ihrer Arbeit auf zu schauen. „Ich habe da auch schon irgendwo neue Saiten liegen." Paddy nahm die Gitarre in die Hand und schlug ein paar Saiten an. Einige Saiten waren schon leicht verrostet und total verstimmt. Er betrachtete sie und stellte fest, dass die Gitarre noch gut in Takt war. Ohne große Mühen löste er die alten Saiten, putzte den Hals und spannte sie neu. Anschließend stimmte er sie und schon konnten klare Akkorde gespielt werden.

„Du kannst es auch nicht lassen, die Gitarre wegzulegen, nachdem du deine Arbeit verrichtet hast, oder?", neckte Hannah ihn und lächelte, als Paddy den Kopf schüttelte und weiter spielte. „Ich dachte, ich unterhalte dich ein bisschen. Mit Musik ist die Arbeit doch viel schneller getan." Hannah nickte und packte die letzten Stapel fein säuberlich zusammen. „Sag mal, schreibst du eigentlich noch Texte?" „Ach hin und wieder schreibe ich, ja." „Maite meinte, dass du Patricia die eine Nacht ziemlich genervt hast." „Ich? Wann?", fragte Paddy erstaunt und hörte abrupt auf zu spielen. Hannah überlegte. Sie wusste natürlich genau, welcher Abend das war, wollte es jedoch so beiläufig wie möglich klingen lassen. „Ich glaube, sie meinte den Abend als wir Pizza gemacht haben." „Oh, der Abend... Ja, da war ich ziemlich spät bei Joey und...wollte nicht sofort ins Bett." Hannah spürte wie lächerlich sie sich gerade verhielt. Worauf soll das Ganze nur hinaus laufen? Sie hätte gerne nochmal den Abend angesprochen, doch es lief zwischen ihr und Paddy so gut, dass sie auch Angst hatte, dass sich die Beziehung wieder verschlechterte, wenn sie das Thema ansprach.

Paddy war so in das Gitarre spielen vertieft, dass Hannah ihre Sachen bei Seite räumte, sich mit den Lebkuchen auf das Sofa legte und dem Klängen der Gitarre lauschte. Sie liebte es nach wie vor Paddy beim Musizieren zuzuhören. „Wie wäre es, wenn du mal ein bisschen was von dir gibst?", fragte Paddy nach einer Weile. Hannah schüttelte den Kopf. „Das willst du deinen teuren Ohren doch nicht antun." Doch er bestand drauf, reichte ihr das Instrument rüber und nahm im Gegenzug die Lebkuchen entgegen. „Puh...ist das wirklich dein Ernst?" Als Paddy nickte, legte sich Hannah die Gitarre um und zupfte behutsam an den Saiten. Er legte seinen Kopf schief und runzelte die Stirn, was Hannah grinsen ließ. „Ja warte, ich bin noch nicht soweit, ich muss überlegen." Hannah überlegte, was sie spielen könnte. Sie hatte vor einigen Monaten ein Lied gehört, das ihr sehr gut gefiel und nach Text und Akkorden gegoogelt. Allerdings konnte sie sich nicht mehr an den Text erinnern. So spielte sie das Lied an. Sie schaffte es tatsächlich einigermaßen eine Melodie zu spielen, die ihr vertraut vorkam, Paddy hingegen kannte es jedoch nicht. „Gibt es dazu auch Strophen?", fragte Paddy, „Es klingt irgendwie traurig." Hannah schüttelte den Kopf. „Naja, es geht. Ich weiß den Text leider nicht mehr. Dafür habe ich es zu selten gehört, aber es war echt schön. Es war eine Frau, die einfach Gitarre gespielt und gesungen hat. Wenn ich das Lied finde, zeig ich es dir." Paddy nickte begeistert. „So schlecht bist du doch gar nicht." Hannah lächelte verlegen und starrte auf ihre Hände. „Das Lied ist von den Akkorden her jetzt auch nicht gerade das Schwerste. Schau mal, ob im Koffer noch ein Cappo drin ist." Paddy tat, was Hannah verlangte und wühlte in dem Koffer herum. Ein Cappo hat er nicht gefunden, dafür jedoch etwas ganz anderes. „Oh wow...Hannah, von wem hast du gesagt, hat dein Vater die Gitarre?" „Ich weiß es nicht, wieso fragst du?" Hannah stand auf und ging zu Paddy rüber, der einen kleinen Zettel in der Hand hielt:

„Have fun, hope we will meet again! Greetings, Dan."

„Sag mal, ist das nicht...?", fragte Hannah erstaunt und begutachtete den Zettel genauer. Paddy nickte. „Das ist die Schrift von meinem Vater." „Wahnsinn. Ich wusste gar nicht, dass Dan sie meinem Vater geschenkt hatte. Er hat nie darüber gesprochen." Paddy sagte nichts und glitt mit seinen Händen über die Gitarre, als wäre es das wertvollste, was er je gesehen hat. Hannah setzte sich neben Paddy und strich ihm sanft über den Rücken. „Willst du sie mitnehmen?", fragte sie einfühlsam. „Was?, nein, das kann ich doch nicht. Es war ein Geschenk an deinen Vater." „Aber mein Vater spielt doch gar nicht. Und er hat bestimmt nichts dagegen." „Ehrlich?" Hannah nickte. Paddy grinste breit und freute sich wie ein kleines Kind, das sich an Weihnachten über die Geschenke freute. „Ohhh, danke." Er umarmte Hannah überschwänglich und konnte nicht anders, als sie zu küssen."

Was wäre wenn?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt