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Hannah und Emil saßen mit Klaus beim Frühstück. Dieses fiel sehr einfach aus, bestehend aus Hirsenbrei und ein wenig Ziegenmilch, doch Hannah murrte nicht. Sie war schon immer ein schlechter Frühstücksesser und viel konnte sie bei der Hitze eh nicht essen. „Wir sollten gleich aufbrechen. Wenn wir trödeln halten wir das im Auto bei der Hitze gar nicht mehr aus.", sagte Klaus und löffelte sich den restlichen Brei in den Mund. „Von mir aus können wir gleich los.", erwiderte Emil und blickte fragend zu Hannah, die ebenfalls nickte. Schnell waren ihre restlichen Sachen gepackt, so dass sie sich auf den Weg machen konnten. Klaus hatte es geschafft ein Treffen mit einigen europäischen, gemeinnützigen Organisationen zu planen, so dass er mit Emil und Hannah ein paar Tage in Addis Adeba blieb. „Was hast du jetzt eigentlich die freien Tage vor? Willst du uns zu den Besprechungen begleiten?", fragte Emil. Hannah überlegte. Sie hätte gerne an den Meetings teilgekommen, doch es ging in erster Linie um das Vorantreiben der Landwirtschaft und Technik, wodurch Hannah passte. „Nein lieber nicht. Da habt ihr mehr Ahnung als ich. Ich dachte, ich nutze die Zeit und melde mich mal bei meinen Lieben zu Hause. Die freuen sich bestimmt endlich mal ein Lebenszeichen zu hören." Die Autofahrt zog sich über einige Stunden, ehe sie gegen Mittag ankamen. Hannah war komplett von Schweiß durchnässt, auf ihrer Stirn und Unterlippe bildeten sich immer wieder neue Schweißperlen. In der Hauptstadt war das Klima jedoch wesentlich angenehmer. Die Luftfeuchtigkeit war nicht zu hoch, wodurch sich Hannah schnell aklimatisierte. Wie bei ihrer ersten Ankunft in Addis Adeba kamen Emil und Hannah in demselben Hotel unter. Sie machten sich schnell frisch, um anschließend zusammen mit Klaus zum UN-Hauptsitz uzu gehen. Das Meeting war sehr informativ. Hannah staunte wie viele mehr oder weniger Prominente soziale Projekte unterstützen. Je mehr sie darüber nachdachte, desto logischer erschien es ihr jedoch. Der letzte Vortrag war von einem Mann im Anzug, der sich als Arthur Simmens vorstellte. Hannah beobachtete diesen Mann, der ihr irgendwie bekannt vorkam. Als er anfing zu sprechen, wusste sie auch woher. Sie lehnte sich zu Emil rüber und flüsterte: „Sag mal, ist das nicht der Typ, der neben uns im Flugzeug saß?" Emil sah sich den Vortragenden genauer an. „Du hast Recht. So wie der sich im Flugzeug verhalten habe, hätte ich nie gedacht, dass er für die Caritas unterwegs ist." „Nein ich auch nicht. Ist das auch der, mit dem ihr euch morgen nochmal treffen wollt?", fragte Hannah ohne den Blick von Arthur Simmens abzuwenden. Emil nickte. „Und ob. Das kann ja was werden." Nach dem Vortag ging Klaus freundschaftlich auf Arthur zu. „Sehr gelungener Vortrag Arthur, sehr gelungen. Ich wusste gar nicht, dass ihr bereits einige Projekte in Äthiopien unterstützt." Arthur kicherte. „Nun ja, du weißt vieles nicht von mir." Er musterte neugierig Emil und Hannah, die wenige Schritte hinter Klaus standen. „Wo bleiben meine Manieren. Darf ich dir Emil und meine Tochter Hannah vorstellen? Sie arbeiten Ehrenamtlich in Asebe Teferi zusammen mit Tulu und Yeshi." „Ach, sieh mal einer an. So trifft man sich wieder." Verwundert schaute Klaus von Hannah zu Arthur. „Ihr kennt euch bereits?" Hannah schüttelte Arthur die Hand, ehe sie nickte. „Sozusagen. Wir saßen zusammen in demselben Flugzeug." „Hättest du gleich gesagt, dass du Klaus Tochter bist, wäre ich doch gleich mit nach Asebe gekommen." Hannah lächelte charmant. Sie fand diesen Typen immer noch sehr suspekt, allerdings wollte sie auch nichts riskieren, was die neuen Projekte betraf. „Seien sie mir nicht böse, aber ich erzähle nicht jeden, den ich gerade im Flugzeug kennen gelernt habe, meine Familiengeschichte." Arthur gluckste. „Schlagfertig die Kleine." „Arthur, hier ist noch jemand, der dich sprechen will." Die kleine Runde wurde von einem gutaussehenden jungen Mann unterbrochen, der tiefgebräunt war und strahlend grüne Augen hatte, die Hannah an eine Katze erinnerten. Seine Dread Locks waren mit einem Gummiband zu einem dicken Zopf nach hinten gebunden. Unter seinem weißen Shirt zeichneten sich Bauchmuskeln ab, auf seinem Oberarm blitzte ein Tattoo hervor. „Danke, ich gehe gleich zu den anderen. Darf ich euch Leon vorstellen. Er ist ebenfalls ein Freiwilliger. Ihr trefft euch jetzt bestimmt öfter." Emil grinste und reichte Leon sofort die Hand. Als Leon Hannah die Hand gab, durchzuckte sie ein kalter Schauer. Dieses charmante Lächeln, das über Leons Gesicht huschte, fand sie gleich sympathisch." „Nett euch kennen zu lernen. Und ihr leistet hier auch Aufbauhilfe?" Hannah nickte. „Ja, ich arbeite hauptsächlich in der Kinderbetreuung. Emil und ich sind aber noch nicht so lange dabei. Und wo genau bist du tätig?" „Hauptsächlich Anbau.", erwiderte Leon. Sie unterhielten sich eine Weile, ehe Leon sich verabschieden musste. „Sagt mal, seid ihr jetzt auch die Tage hier? Vielleicht sieht man sich noch." „Ja, wir haben noch einige Meetings hier, aber Hannah genießt hauptsächlich die Freizeit." Emil grinste schelmisch zu Hannah, die ihm einen bösen Blick zuwarf. „Na, dann würde ich sagen bis Morgen?" „Super, bis dann." Hannah nickte Leon freundlich zu und wendete sich danach direkt an Emil. „Sag mal was sollte das denn? Jetzt steh ich ja da wie ein faules Stück, die nur Urlaub machen will." Emil lachte. „Ist dir gar nicht aufgefallen, wie der dich angeschmachtet hat?" „Was? Niemals. Das bildest du dir ein. Ich habe ehrlich gesagt gedacht, der wäre eher was für dich.", neckte sie Emil, der jedoch vehement den Kopf schüttelte. „Nope, mein Radar sagt, Leon ist definitiv nicht vom anderen Ufer." „Mhh". Hannah schaute Leon hinterher. „Einen netten Hintern hat er ja.", sagte sie und brachte so Emil zum lachen.

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