Was wäre wenn?

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Wie erwartet meldete sich Hannah über die Tage nicht bei Paddy. Es wunderte ihn auch nicht und er hatte auch nie mit einer Nachricht oder Anruf von ihr gerechnet. Hin und wieder hoffte er doch, wenigstens eine E-Mail von Hannah zu bekommen, doch diese Hoffnungen versuchte Paddy, so gut es ging, zu verdrängen. Stattdessen versuchte er sich abzulenken und machte das, was er am besten konnte; musizieren. In München kannte sich Paddy auch immer besser aus und lernte Christian kennen, der wie er leidenschaftlicher Musiker war.

Währenddessen hat es Hannah geschafft frei zu bekommen und mit Leon ein paar Tage bei ihrer Mutter in Köln zu verbringen. Als Sandra davon erfuhr, war sie Feuer und Flamme und plante eine Grillparty. Hannah passte das nicht recht. Warum musste Sandra auch immer so ein großes Tarain um alles machen? Ein gemütliches Kaffeetreffen hätte ihr auch vollkommen gereicht. Gemeinsam mit Leon saß Hannah auf der Terrasse ihrer Mutter und genoss die Sonne bei einer kalten Limonade. „Du, ich denke wir müssen so langsam los" Leon blickte zu Hannah hinüber, die sich gerade streckte und genüsslich gähnte. Mit quengeliger Stimme antwortete sie: „Och nee, es ist gerade so schön hier. Ich habe überhaupt keine Lust auf so viele Menschen." Sie stand auf und setzte sich zu Leon auf den Schoß. „Ich würde die Zeit viel lieber mit dir alleine verbringen." Leon legte seine breiten Hände um ihre Taille und stand mit ihr ohne Probleme auf. „Du, ich bin aber auch neugierig auf deine Freunde. Also hast du keine Wahl." Er gab ihr einen Kuss auf die Schläfe und bewegte sich ins Haus. „Ich gebe dir fünf Minuten. Bis gleich." Hannah schnaufte, nahm die Gläser vom Tisch und brachte sie in die Küche, ehe sie sich exakt fünf Minuten später im Flur trafen, zur Abfahrt bereit. „Also Sandra ist deine Schulfreundin, verheiratet mit Sascha. Die beiden haben ein Kind und das heißt Caro. Richtig? Und Maite ist auch eine Schulfreundin", zählte Leon auf, doch Hannah verbesserte ihn. „Jein, ich kenne Maite aus der Schulzeit, aber wir waren nie in einer Klasse. „Und Maite ist verheiratet und hat drei Kinder." Wieder verbesserte Hannah ihren Freund. „Nein, zwei. Agnes und Josephine" Leon wiederholte die Namen leise vor sich hin, als ob er sich diese tief im Gehirn einbrennen wollte.

Hannah und Leon waren die letzten, die bei Sandra ankamen. Aus dem Garten hörte Hannah schon die Stimme kreischender Kinder, noch bevor Sandra die Tür öffnen konnte. „Hey!", begrüßte Sandra die Neuankömmlinge und reichte Leon freudestrahlend die Hand. „Und du musst Leon sein, schön dich kennen zu lernen." Leon lächelte charmant und erwiderte die Aussage. Als er das Haus betrat und den beiden Frauen den Rücken kehrte, formte Sandra nur die Worte „Ist der hot", worauf Hannah ihre Freundin in die Seite knuffte, dabei jedoch frech grinste. Nacheinander begrüßte er Sascha und Florent, die mit Bier in der Hand am Grill standen, und Maite. „Schön euch alle kennen zu lernen." „Leon, möchtest du auch ein Bier?", fragte Sascha und reichte ihm gleich eins, als dieser nickte. Die Männer verstanden sich auf Anhieb und unterhielten sich über Sport, während sich Hannah zu Maite und Sandra gesellte. „Wow, also Hannah, da hast du dir ja echt einen Leckerbissen angelacht", witzelte Sandra, „der ist mir jetzt schon voll sympathisch. Also meine Segen hast du auf jeden Fall." Auch Maite stimmte ihr zu. „Er scheint wirklich nett zu sein." „Und er ist allemal besser als jeder andere, den du hier angeschleppt hast." Maite räusperte sich und starrte Sandra gespielt entgeistert an. „Was denn? Jetzt komm bitte nicht mit deinem Bruder. Das ist doch längst Geschichte und bei allen anderen Typen auch irgendwie eine Ausnahme." Maite und Sandra fingen an zu lachen und achteten nicht auf Hannah, die ein mulmiges Gefühl bei dieser Aussage hatte. „Mädels, könnten wir das Thema über verflossene Beziehungen vielleicht nicht ansprechen? Leon kennt Paddy zwar und er weiß, dass wir uns von früher kennen, das war's dann aber auch." „Wie? Leon weiß GAR NICHTS?", fragte Maite verblüfft. „Maite bitte, so lange bin ich noch nicht mit Leon zusammen und ich denke manche Sachen muss er vielleicht auch gar nicht wissen", sagte Hannah fast flehend. Maite schnaubte, nickte jedoch. „Hannah, ich bin da deiner Meinung. Du bist in hier und jetzt. Und sind wir mal ehrlich. Wenn du den nicht heiratest und warm hälst, dann weiß ich auch nicht." „Sandra!", stieß Hannah erschrocken hervor, doch Sandra lachte nur. „Was denn? Ist doch wahr! Du wirst auch nicht jünger!" „Wenn er der Richtige ist, dann solltet ihr auch keine Geheimnisse voreinander haben", brummte Maite vor sich hin. Sandra stach Maite in die Seite, als Hannah abgelenkt war. „Lass es gut sein", zischte sie, „Du solltest dich für sie freuen und keine Blitze werfen, nur weil er dein Bruder ist. Du weißt genauso gut wie ich, dass sich sowohl Paddy als auch Hannah nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben, was ihre Beziehung oder Freundschaft angeht." Maite atmete mehrmals durch, lenkte dann jedoch ein. „Du hast Recht, die beiden haben mir lange genug die Nerven geraubt. Ich werde mich da nicht einmischen."

Sandra sah Maite dankend an und gesellte sich zu Hannah und den Männern. Maite kümmerte sich stattdessen um Josephine, die zu ihrer Mutter hinüber watschelte und eine Pause von Caro und Agnes brauchte. Sie schaukelte ihre Tochter auf ihrem Schoß hin und her und drückte sie fest an sich, während sie Hannah und Leon beobachtete. Beide standen, die Arme jeweils um die andere Hüfte gelegt, neben den anderen und lächelten sich hin und wieder verliebt an. Dabei griff Hannah öfter zu Leons Bierflasche, die er nur zu gern mit seiner Freundin teilte. Maite musste sich eingestehen, dass Hannah wirklich glücklich wirkte. Das letzte Mal, als sie sie so gesehen hat, war tatsächlich mit ihrem Bruder. Zugegeben, Maite kannte außer Paddy und ihre Jugendliebe Ben, die Exfreunde ihrer besten Freundin nur flüchtig und zumeist auch nur aus Erzählungen. Leon war jedoch der Erste, den sie offiziell kennen lernen durfte. Maite konnte sich damals schon nicht erklären, warum Hannah so verhalten reagierte, wenn sie in einer Beziehung war, vermutete jedoch, dass das auch mit ihrem Bruder zutun haben musste. Vielleicht hatte dieses Treffen und auch die Beziehung zwischen Hannah und Leon mehr zu bedeuten, als Maite widerwillig zugeben wollte.

Beim Essen redete Maite angeregt mit Leon über Afrika. Je länger sie sich mit ihm unterhielt, desto sympathischer wurde er. Ihr Herz hat er aber erst komplett erobert, als er zusammen mit Hannah und den Kindern am Grill stand und sie gemeinsam Marshmallows rösteten.