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Paddy wurde früh am Morgen wach. In seinen Armen lag immer noch Hannah, die tief und fest an seiner Seite schlief. Er beobachtete sie, wie sie leise ein- und ausatmete, genoss ihre Nähe und die Wärme, die ihr Körper ausstrahlte. So gerne Paddy weiterhin neben ihr geschlafen hätte, so wusste er auch, dass es keine gute Idee war, bei ihr zu bleiben. Allein, wenn Paddy daran dachte, was seine Geschwister sagen würden, wenn er aus Hannahs Zimmer heraus spazierte, bereitete ihm jetzt schon Kopfschmerzen. Behutsam zog er seinen Arm unter Hannah weg und hoffe, dass sie immer noch so einen tiefen und festen Schlaf hatte wie früher. Paddy erlaubte sich einen letzten Blick und verfiel in eine Starre, als Hannah langsam die Augen öffnete und nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt war. „Was ist? Kannst du nicht schlafen?", flüsterte sie und ließ Paddys Blick nicht aus den Augen. „Doch alles gut. Du, Hannah. Ich glaube, ich sollte so langsam mal aufs Sofa ziehen. Nicht, dass die anderen sich sonst etwas zusammen reimen." Hannah rührte sich keinen Zentimeter. Ihre Blicke trafen sich. Paddy hatte ganz vergessen, wie einfach es war, sich in Hannahs strahlenden Augen zu verlieren. Sie sah müde aus, dennoch sprühten ihre Augen vor Energie. Langsam legte sie ihren Arm auf seine Brust und senkte ihren Blick. Dabei lächelte sie leicht und zupfte verträumt an seinem Shirt. Paddy stockte der Atem. Funken durchströmten seinen Körper und sein Puls raste. Wie um alles in der Welt schaffte es Hannah nach all den Jahren immer noch so eine Wirkung auf Paddy zu haben? „Du hast Recht. Es ist wohl besser, wenn du wieder aufs Sofa ziehst. Paddy seufzte. Wie gerne wäre er bei ihr geblieben. Sein Herz und sein Körper wollten es so sehr, doch sein Verstand gewann die Überhand. Widerwillig stand Paddy auf. „Dann schlaf schön weiter. Wenn etwas ist, du weißt ja wo du mich findest." Hannah lächelte. „Danke. Schlaf du auch gut." Paddy erwiderte ihr Lächeln und öffnete vorsichtig die Tür. Bevor er sich aus dem Zimmer schlich, schaute Paddy, ob die Luft rein war und ging mit schnellen Schritten in Richtung Sofa, legte sich hin und deckte sich zu. ‚Bei Hannah war es wesentlich gemütlicher und wärmer', dachte er sich und lauschte in die Dunkelheit. Da hörte er ein Knarren, das von den Dielen zu kommen schien, gefolgt von einem leisen Klicken einer Tür. Paddy schreckte auf. War Hannah aus ihrem Zimmer gegangen? Er richtete sich auf und versuche in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Er lauschte in die Dunkelheit. Als er jedoch nichts hörte, legte er sich wieder hin und dachte an das, was diese Nacht passiert war. Mit den Gedanken an Hannah schlief er schließlich friedlich ein.

Später am Morgen wurde Paddy von seinen Neffen geweckt. Für seinen Geschmack viel zu früh. „Aufstehen, aufstehen", schrieen Alex, Iggy und Luke aus voller Kehle und quetschten sich mit auf das Sofa, um die Sofakissen zum Wurfgerät umzufunktionieren. „Kissenschlacht!!!" „Jungs, Jungs! Time out. Lasst mich doch erstmal wach werden..." Noch bevor Paddy weiter protestieren konnte, bekam er von Luke ein Kissen mitten in sein Gesicht gepfeffert. Das Kissen rutschte wie in Zeitlupe von seinem Gesicht runter, so dass Paddys verdattertes Gesicht zur Vorschein kam. Die Jungs kreischten vor lachen. „Na wartet, jetzt seid ihr fällig." Paddy sprang auf, schnappte sich Iggy und Alex, schmiss sie aufs Sofa und fing an sie aus zu kitzeln, während Luke seinen Cousins zu Hilfe kam und auf Paddys Rücken sprang. Luke zwang Paddy zu Boden und setzte sich auf seine Beine. „Los Alex halt seine Arme fest." Alex tat wie ihm geheißen. Paddy lag rücklings auf dem Boden und rangelte mit seinen Neffen herum. „Aufhören, aufhören. Ist ja gut, ich ergebe mich.", lachte Paddy und hielt seine Arme schützend vor sein Gesicht.

„Guten Morgen ihr Lieben", ertönte Maites Stimme. Sie war bereits fertig angezogen und hatte Agnes auf dem Arm. „Jungs eure Eltern suchen euch schon. Los, Abmarsch rüber zu den anderen. Wir wollen gleich frühstücken." Die Jungs machten keine Anstalten auf Maite zu hören. Stattdessen schnappten sie sich Kissen und gingen wieder auf Paddy los. „Gnade! Ok, jetzt ist aber gut. Wir können später nach dem Frühstück noch ein wenig im Garten Fußball spielen. Was haltet ihr davon?" „Nur wenn du alleine gegen uns antrittst, sonst macht das keinen Spaß.", erwiderte Iggy. Paddy lachte. „Ich mache euch auch alleine fertig!" „Das werden wir ja sehen", sagte Luke, dessen Ehrgeiz geweckt wurde. „Los kommt. Wir überlegen uns eine Strategie, um Onkel Paddy fertig zu machen." Mit diesen Worten verschwanden die Jungs aus der Scheune.

„Guten Morgen erstmal. Habt ihr gut geschlafen?", fragte Paddy, ging auf Maite zu und kniff Agnes in die Wange. Maite nickte. „Ja, wir haben ganz wunderbar geschlafen, nicht wahr Agnes? Es war so schön gemütlich zwischen Mama und Papa. So gemütlich, dass Mama ständig einen kleinen Agnesfuß im Rücken hatte, richtig?" In Maites Stimme schwang ein wenig Sarkasmus mit. „Schläft Hannah noch?" Paddy streckte sich und suchte in seiner Tasche nach frischen Sachen zum anziehen. „Ja, ich denke schon. Ich hab sie noch nicht gesehen." „Ok, alles klar. Zieh dich an, wir holen Brötchen." „Maite, ich wollte noch duschen gehen. Kannst du nicht jemand anderen fragen, ob er dich begleitet?" Maite wurde ungeduldig und machte große Augen. Sie zischte schon fast. „Du und ich, wir gehen jetzt zusammen Brötchen holen, sofort!" „Was ist denn dir über die Leber gelaufen? Ich bin kein kleines Kind mehr. Du kannst deine Mutterstimme abstellen." „Komm jetzt einfach oder muss ich später Hannah fragen, was bei euch schon wieder abgeht?" Paddy, der gerade dabei war sich ein frisches Shirt anzuziehen, stockte in seiner Bewegung und steckte den Kopf langsam durch den Kragen. Seine Wangen glühten, als er in Maites strenges Gesicht sah. Gerade als er zum Widerspruch ansetzen wollte, kam ihm Maite jedoch zu vor. „Und jetzt tu nicht so scheinheilig und dumm. Ich weiß ganz genau, dass du die halbe Nacht nicht auf der Couch verbracht hast. Also zieh dich an und komm mit. Wir müssen reden." „Ist ja gut.", erwiderte paddy kleinlaut und zog sich an. Wenn Maite in diesem Modus war, war Widerstand zwecklos. „Ich warte draußen.", sagte sie und ließ Paddy alleine zurück. Er atmete schwer aus und überlegte sich schon während er sich anzog, wie er aus der Nummer raus kommen sollte.

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