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Paddy versuchte, so normal es ihm möglich war, seinen nach Hauseweg anzutreten. Er zitterte vor Aufregung und hoffte, dass Hannah es nicht bemerkte. Am liebsten hätte er sich nochmal zu ihr umgedreht, doch er riss sich zusammen und ging so schnell es eben ging aus der Sichtweite von Hannah raus zu kommen. Paddy war sich unsicher. Hatte er eine Grenze überschritten oder war die Umarmung als Verabschiedung unangebracht? Hätte er auf ihren Wunsch eingehen und ihr noch die Hand geben sollen? Doch nur die Hand geben fand er lächerlich. Schließlich hatte er sich auch von Makeda mit einer Umarmung verabschiedet und die hatte erst zwei mal in seinem Leben gesehen. Er hörte auf Maites Rat und ließ sich einfach von seinem Gefühl leiten. Kaum, dass Paddy sich wieder einmal über eine Situation den Kopf zerbrach, ärgerte er sich wieder über sich selbst. Er blieb an einer roten Ampel stehen und atmete tief durch. Er versuchte dabei auf seinen Körper zu hören und stellte erst jetzt fest, dass er ziemlich außer Atem war. Was empfand er gerade? Er schloss die Augen und ließ das eben Geschehene nochmal Revue passieren. Ohne die Situation weiter zu zerdenken, stelle Paddy fest, dass er so etwas wie Freude empfand. Er war zufrieden, wie der Abend gelaufen ist, war froh darüber, dass er sich mit Hannah so gut unterhalten hat, und gleichzeitig euphorisch, weil er selbst die Situation gemeistert hatte. Die Zweifel, ob Hannah genauso dachte wie er, stieß er vehement von sich und freute sich einfach über das Hier und Jetzt.

Paddy verlangsamte seinen Schritt, die zittrigen Knie verebbten langsam und sein Puls normalisierte sich. Glücklich ging er seines Weges. Als er zu Hause ankam, war es weit nach Mitternacht. Er beschloss Maike noch zu schreiben, um zu fragen, ob alles in Ordnung sei und er bald schlafen gehen wird. Als nicht wie erwartet, eine Rückmeldung von Maike kam, schrieb er Christian ebenfalls:


>>Hey. Alles fit bei euch? Bringst du Maike später heile nach Hause?<<


Binnen von Sekunden kam eine Nachricht von seinem Kumpel.


>>Klaro, ich habe Maike gerade zu Hause abgesetzt. Ich denke, sie hat ein wenig zu tief ins Glas geschaut und wird es morgen bestimmt bereuen. Mach dir keine Sorgen. Es ist alles gut. Nächste Woche wieder ein bisschen Musik machen?<<

Paddy war Christian wirklich dankbar. Seitdem sie sich kennen, ist er ihm ein guter Freund geworden und er wusste, dass Paddy sich hin und wieder um Maike sorgte. Schnell antwortete er Christian und verabredete sich mit ihm für die nächste Woche. Mit gutem Gewissen ging Paddy zu Bett und ließ nochmals den Abend Revue passieren, wie eine Lieblingsszene, die er ständig zurück spulte. Er ertappte sich dabei, wie er lächelte als er daran dachte, wie Hannah sein Bild interpretierte und wie sie zusammen über alte Zeiten lachten. Vielleicht hatte Maite recht und er und Hannah können wirklich wieder befreundet sein. Auch wenn Paddy sehr zuversichtlich war, hatte er Angst, wieder so enttäuscht zu werden und wollte keine voreiligen Schlüsse ziehen, dennoch schlief er seelenruhig und optimistisch ein.

Hannah hingegen lag wach und konnte Leon nicht erreichen. Sie versuchte nicht allzu viel über Paddy nachzudenken und hoffte, dass Leon bald nach Hause kommen würde. Nichtsdestotrotz musste sie sich eingestehen, dass der Abend recht gelungen war. Sie dämmerte langsam in den Schlaf und bekam nur im Halbschlaf mit, wie Leon nach Hause kam. Wenig später rutschte Leon ungalant unter ihre Decke, fiel in einen tiefen Schlaf und fing an zu schnarchen. Am liebsten hätte Hannah ihn geweckt und eine Predigt gehalten, ihn getadelt, weil er mitten in der Woche so spät nach Hause kam und er ihren Wink in der Bar nicht verstand. Doch der Abend und vor allem der gemeinsame Spaziergang mit Paddy hinterließ in ihre ein so wohliges, zufriedenes und vertrautes Gefühl, dass sie Leon schlafen ließ und sie selbst mit einen kleinen Grinsen im Gesicht einschlief.


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