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Nach der Shoppingtour holten Hannah und Sandra Caro von der Kita ab. Caro war außer sich vor Freude und war den ganzen Tag über schon ziemlich aufgedreht, nicht zugunsten der Erzieherinnen. „Sie sind also Hannah. Caro hat heute nur von ihnen geredet.", lächelte die freundliche Erzieherin und gab Hannah die Hand. Hannah wollte freundlich antworten, als auch schon Caro aus dem großen Spielraum kam und mit vollem Karacho auf Hannah zusprang. Das Wiedersehen ließ die Erzieherin schmunzeln und sah ein, dass ein weiterer Versuch, Hannah genauer kennenzulernen aussichtslos war. „Hier ist mein Fach Hannah und da sind meine Schuhe.", sagte Caro aufgeregt und zeigte ihrer Patentante all ihre Sachen. Sandra hielt sich im Hintergrund und sprach mit Caros Erzieherin. Sie wusste, dass ihre kleine Tochter nur noch Augen für Hannah hatte. Nachdem Caro Hannah alles gezeigt hatte, war sie bereit sich, natürlich nur von Hannah, die Schuhe anziehen zu lassen und sich von ihren Freunden und Erzieher zu verabschieden. Im Auto quatschte Caro drauf los und erzählte ins kleinste Detail ihren heutigen Tag. Hannah hörte ihr aufmerksam zu, während sich Sandra auf die Straße konzentrierte.

Bei Sandra angekommen vergnügte sich Caro im Sandkasten und spielte. Es war ein warmer Frühlingstag, so dass Hannah und Sandra, ohne zu frösteln, im Garten eine Tasse Tee trinken konnten. „Ich denke, du solltest dir die Möbel direkt nach München liefern lassen. Dann ersparst du dir hier eine Menge Ärger mit den Umzugsunternehmen", dachte Sandra laut nach und rührte in ihrer Tasse herum. „Ja, so hatte ich das auch geplant." „Wann ist der Umzug genau?" Hannah überlegte kurz. „Mittwoch in zwei Wochen. Ich bin auch schon gespannt wie die Wohnung und vor allem die Gegend sein wird." „Und ich erst. Ich finde es ja echt mutig, in eine Wohnung zu ziehen, die du nur von Bildern kennst.", sagte Sandra." „Naja, ich finde es auch ein wenig komisch, wenn ich ehrlich bin. Wenn mein Vater die Wohnung und den Vermieter nicht kennen würde, dann hätte ich das auch gar nicht so gemacht." Sandra nickte verständnisvoll. „Ich muss mich vor allem daran gewöhnen, wieder in einer Großstadt zu wohnen. In Asebe Teferi hatte ich weit und breit keine Nachbarn, geschweige denn eine ganze Wohnung für mich alleine." „Hey, es zwingt dich keiner nach München zu gehen. Ich hätte auch nichts dagegen, wenn du wieder nach Köln ziehen würdest. Ich denke, das würde nicht nur mich freuen, sondern auch deine Mutter und Maite. Da fällt mir gerade ein...", unterbrach Sandra ihren Satz und ging ins Haus, um ihr Handy zu holen. „Ich habe Maite und Florent für heute zum Essen eingeladen. Ich hoffe, das ist ok für dich." Hannah lächelte. „Nein, im Gegenteil, umso besser. Ich freue mich tierisch alle wieder zu sehen." „Gut, dass du alle sagst. Ich meinte zu Maite, dass sie Paddy auch fragen soll." Sandra schaute Hannah musternd an, um irgendeine Reaktion in ihrem Gesicht zu entdecken, das ihre Meinung dazu enttarnte. Hannahs Magen zog sich für einen kurzen Moment zusammen, antwortete jedoch gelassen. „Klar, warum nicht." „Wunderbar. Ich schreibe Maite nur schnell, dass wir da sind." Kurze Zeit später saß Hannah mit Caro im Sandkasten und backte Sandkuchen, den Caro immer wieder quiekend mit der flachen Hand zerstörte. Die beiden waren so in ihrem Spiel vertieft, dass sie nicht bemerkten, wie Sascha an der Terassentür stand und die beiden beobachtete. „Es ist herrlich euch beiden zuzuschauen." Caro blickte zu ihrem Vater auf und begrüßte ihn mit sandigen Händen. „Hallo meine Kleine. Hattest du heute einen schönen Tag?" Wieder plapperte Caro drauf los, während Hannah sich den Sand von der Hose klopfte und ebenfalls auf Sascha zuging, um ihn zu begrüßen. „Schön dich zu sehen!", sagte sie und umarmte Sascha freundschaftlich. „Gleichfalls", erwiderte Sascha. „Sandra sagte gerade, ich soll dir dein neues Handy einrichten?" „Ach so ja. Das liegt noch eingepackt in einer der Einkaufstüten im Auto. Warte kurz." Schnell ging Hannah zum Carport und wühlte in ihren Einkäufen. Im Augenwinkel nahm sie eine silberne Familienkutsche wahr, die am Straßenrand parkte. „Ahhh Hannah!", hörte sie eine vertraute Stimme und sah auf. Maite kam ihr mit offenen Armen entgegen und drückte sie ganz fest an sich. „Du siehst super aus! Ein bisschen mager für meinen Geschmack, aber super! Ich freu mich so dich zu sehen. Endlich mal wieder! Du hast mir gefehlt", quoll es aus Maite hervor. Ihre Freude war so überschwänglich, dass sie Hannah gar nicht zu Wort kommen ließ. „Maite, lass Hannah doch mal atmen.", sagte Florent, der die Kinder abschnallte. Agnes sprang vergnügt aus dem Auto, ohne dieses aus den Augen zu verlieren, während Florent Josephine auf den Arm nahm. „Florent, du verstehst so etwas nicht. Das ist wahre Frauenfreundschaft." Hannah lachte als Maite ihren Ehemann schelmisch angrinste. „Comprendre l'une des femmes", seufzte Florent. Ein bekanntes Lachen ertönte aus dem Wagen. „Ces deux? Jemais!" Agnes griff nach Paddys Hand und zog ihn hinter sich her. „Los komm, ich will dir Caros Garten zeigen." Sie ging mit strammen Schritt an Hannah und ihrer Mutter vorbei, wodurch Paddy keine Gelegenheit hatte, Hannah richtig zu begrüßen. Er hob die freie Hand und presste hinter einem Lachen „Hi" hervor. „Hey!", erwiderte Hannah und sah den beiden hinterher. „Los komm. Ich habe schon einen riesigen Hunger", sagte Maite, harkte sich bei Hannah unter und gingen Paddy und Agnes, dicht gefolgt von Josephine und Florent, hinterher.

Agnes klingelte Sturm, was Paddy unangenehm war. „Agnes, einmal klingeln reicht doch. Die werden die Klingel schon hören. Doch Agnes achtete nicht auf ihren Onkel und ließ ihren Finger auf der Kligel ruhen, so dass es permanent schellte. An der Tür erschien Caro, die Agnes freudig Hallo sagte und gleich mit ihr im Garten verschwand, dicht gefolgt von Paddy.  Sandra kam ihnen entgegen. "Hallo Paddy...Schön dich..." "Hallo Sandra.", sagte erwiderte Paddy im vorbei gehen und verschwand mit den jungen Mädchen im Garten. Sandra schüttelte lächelnd den Kopf und lief zur Tür, um den Rest mit einer einer Umarmung zu begrüßen. „Na dich habe ich heute Morgen schon begrüßt", lachte sie, als sie bei Hannah ankam. „Ich decke gerade den Tisch. Sascha zieht sich noch schnell um. Ihr wisst ja wo das Esszimmer ist." Gemeinsam gingen sie ins Esszimmer, von wo aus man den gesamten Garten überblicken konnte. Hannah schaute den Mädchen zu, wie sie Paddy nacheinander Sandkuchen anboten, den er dankend annahm und spielerisch aß. Zu ihrem Glück spannten Agnes und Caro Paddy so in ihr Spiel mitein, dass Hannah sich vorerst nicht mit Paddy unterhalten musste. Wie sehr sie sich auch freute all ihre Lieben wieder zusehen, so unwohl fühlte sie sich auch in ihrer Haut. Wie sollte sie diesen Abend nur aushalten?

Was wäre wenn?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt